Kommentar
20:08 Uhr, 21.01.2016

Ende des Bärenmarktes oder nur Erholung?

Viele streiten noch darüber, ob wir uns überhaupt in einem Bärenmarkt befinden. Große Zweifel sollten daran aber eigentlich nicht mehr bestehen.

In Europa befindet sich ein Großteil der Indizes bereits „offiziell“ im Bärenmarkt. Ausschlaggebend ist ein Kursrückgang vom Hoch zum Tief von 20 %. Ob Dax, ATX oder CAC40, sie alle haben bereits mehr als 20 % verloren. Diese Verluste wurden in den vergangenen 2 Wochen deutlich ausgeweitet, doch neu ist der Trend nicht. Seit April 2015 wurden keine neuen Hochs mehr erreicht. Der Bärenmarkt läuft schon 9 Monate.

Der Boden ist vermutlich noch nicht erreicht, weder in Europa, noch Asien, noch den USA. Eine Halbierung der Kurse vom aktuellen Niveau aus dürfte jedoch ebenso wenig anstehen wie ein Bärenmarkt ohne größere Erholungen. Der Abverkauf der letzten Wochen war ziemlich geradlinig. Das Tempo wird sich so vermutlich nicht fortsetzen. Eine kleine Erholung steht ins Haus. Diese scheint heute begonnen zu haben. Geholfen hat das sicherlich auch EZB Präsident Draghi, der im März eine weitere geldpolitische Lockerung für möglich hält.

Der Abverkauf erfolgte bisher fast schon panikartig. Für gewöhnlich sieht man das am Ende eines Bärenmarktes, wenn Anleger die Flinte endgültig ins Korn werfen. Das bärische Sentiment ist enorm, sowohl in Europa, als auch in den USA. Das sind Hinweise auf ein baldiges Ende des Trends. Ein Bärenmarkt von 9 bis 12 Monaten Dauer wäre keinesfalls ungewöhnlich und auch nicht als außergewöhnlich kurz zu bezeichnen.

Durch die Dynamik des Abverkaufs zu Jahresbeginn liegt der Verdacht nahe, dass ein Tief bald erreicht sein könnte. Zu wünschen wäre es, denn dauert ein Bärenmarkt zu lange, dann kann er realwirtschaftliche Auswirkungen haben. Dabei geht es nicht so sehr darum, dass Anleger einen Teil ihres Vermögens verlieren, sondern um die Reaktionen der Unternehmen.

Manager verdienen einen Großteil ihrer Kompensation über variable Vergütungsbestandteile. Dazu gehören unter anderem große Aktienpakete. Kein Manager sieht es gerne, wenn die Kurse abstürzen. Das macht sich sofort im Geldbeutel bemerkbar. Ihnen ist daran gelegen, die Kurse möglichst schnell wieder nach oben zu bringen, doch wie können sie das tun?

Larry Fink, CEO des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, hat da so eine Ahnung. Als Top Manager wird er vermutlich wissen, wovon er spricht. Unternehmen können ihre Aktienkurse stützen, indem sie die Erwartungen des Marktes beim Gewinn schlagen. Um das zu erreichen sind viele Mittel recht. Wenn nichts mehr hilft, zum Beispiel auch nicht die beliebten Aktienrückkäufe, dann muss gespart werden. Am ehesten wird beim Personal gespart. Das senkt die Kosten und erhöht den Gewinn.

Bleiben Aktienkurse zu lange auf niedrigem Niveau, dann ist der Anreiz von Unternehmen groß Sparprogramme aufzulegen. Soweit wird es hoffentlich nicht kommen, denn sonst hätten wir eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Marktteilnehmer fürchten einen Abschwung und verkaufen Aktien. Niedrige Kurse schrecken Manager auf und lassen Personal abbauen. Steigende Arbeitslosigkeit bedingt letztlich einen realen Abschwung.

Dass es soweit kommt ist derzeit nicht absehbar. Als Anleger sollte man sich daher mit den Möglichkeiten des nächsten Bullenmarktes auseinandersetzen, der 2016 beginnt. Grafik 1 zeigt ein Segment, welches für Anleger wieder interessant wird. Es handelt sich dabei um Small Caps.

Small Caps tendieren dazu Large Caps outzuperformen. Das gilt allerdings in beide Richtungen. Im Bullenmarkt gewinnen Small Caps überdurchschnittlich, im Bärenmarkt verlieren sie überdurchschnittlich. In der aktuellen Abwärtsbewegung haben Small Caps bereits 21 % verloren während der S&P 500 13 % verlor.
Über einen langen Zeitraum ist die Outperformance über alle Zyklen positiv. Das zeigt Grafik 2. Dargestellt ist die relative Entwicklung von Small zu Large Caps. Steigt das Verhältnis, dann laufen Small Caps besser, fällt es, dann sind es die Large Caps.

Bereits seit 2 Jahren hält die Underperformance der Small Caps an. Damit dürfte ein Großteil der Bewegung hinter dem Index liegen. Grafik 3 zeigt den relativen Verlauf von Small zu Large Caps von Beginn eines jeden Bärenmarktes an. Der Beginn einer Outperformance ist zwischen Anfang 2016 und Q2 2016 zu erwarten. Es lohnt sich also Small Caps engmaschig zu verfolgen. Beginnt erst einmal ein neuer Aufwärtstrend, dann stehen die Chancen gut, dass Small Caps über diesen Trend 20 % höher steigen als Large Caps.

Im Moment sieht es jedenfalls so aus als müsste man sich mit einem Kauf noch nicht beeilen. Die heutige Rallye ist eine Erholung, vor allem getrieben durch Shorteindeckungen. Draghi hat das zweifelsohne unterstützt. Bevor er sprach drohte der Markt den gestern begonnen Rebound schon wieder zu beenden. Der Effekt kann den Markt einige Tage lang stützen. Danach sollte es einen weiteren Abwärtsimpuls geben. Fallen die Indizes innerhalb der kommenden ein bis zwei Wochen jedoch nicht unter die Tiefs aus dieser Woche, dann muss man eventuell den Bias ändern, der momentan auf der Shortseite liegt.

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2 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Einfach so mal in den Raum werfen: 2016 beginnt der naechste Bullenmarkt. DAS nennt man Profezeiungen. Wenn Draghi der einzige Grund fuer diese Profezeiung ist, gibt es dafuer keine wirkliche Basis. Wer an die IWF /wb Profezeihungen von 3.5% Wachstum glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen.

    07:32 Uhr, 22.01.2016
  • RoadyO
    RoadyO

    Ende des Bärenmarktes oder nur Erholung?

    oder ?!

    Ende der Korrektur des Bullenmarktes?

    Am Montag wird das Ende der Welt vorhergesagt, am Dienstag sind sich dann alle sicher das es wirklich so passiert. Mittwoch wundern sich alle, dass die Sonne aufgeht und Donnerstag wird das nächste Wirtschaftswunder verkündet.

    Spannend !

    18.01.

    Das Ende des Bullenmarktes!

    18.01.

    Kommt der große Crash erst noch?

    21:07 Uhr, 21.01.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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