Emerging Markets: Märkte unter Druck
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Die US-Hypothekenkrise hat die Kreditmärkte weltweit in Aufruhr versetzt. Turbulenzen solchen Ausmaßes könnten sich auf das weltweite Wirtschaftswachstum auswirken. Die Aktienmärkte der Schwellenländer haben bereits mit einer Korrektur reagiert – und die Nervosität steigt weiter. Ohnehin zeichnete sich dort seit einiger Zeit eine Überhitzung ab.
Aus heutiger Sicht ist es schwer zu sagen, wo die Korrektur ihr Ende finden wird. Der MSCI Emerging Markets (USD) hat seit seinem Höchststand am 23. Juli dieses Jahres bis Mitte August bereits 13 Prozent eingebüßt. Damit ist er auf sein Niveau vom Mai zurückgefallen – und weitere Anpassungen könnten noch folgen. Langfristig betrachtet steht der Index aber immer noch um 29 Prozent höher als im August vergangenen Jahres. Zudem verbergen sich auch in dieser Krise große Chancen: Die Philippinen, Indonesien, Südafrika und die Türkei wurden stark getroffen und gehören derzeit noch zu den riskantesten Märkten. Doch sobald deren Währungen hinreichend korrigiert und die Zinserwartungen angepasst sind, können sich insbesondere auf diesen Aktienmärkten der zweiten Reihe gute Kaufgelegenheiten Risikohunger waren zu groß. Wir blieben skeptisch und behielten Recht: Anfangs schien sich die Subprime-Krise mit den zunehmenden Ausfällen und Kündigungen von Hypotheken auf die USA zu beschränken. Doch dann waren auch Finanzinstrumente betroffen, die auf US-Hypothekenschulden aufbauen. Das wiederum trug die Probleme in den weiteren Bankensektor, vor allem in das Mergers & Acquisition-Geschäft und in die internationalen Kredit- und Kapitalmärkte. Die Hoffnung, die Subprime-Krise würde andere Märkte und Volkswirtschaften nicht betreffen, wurde damit enttäuscht – und auch die Idee von einem nicht zu erschütternden globalen Wirtschaftswachstum. Die Erkenntnis, dass sich die Schwierigkeiten auf dem Kreditmarkt ausweiten, hat zu einer umfassenden Risikoaversion geführt, die sich ausgehend von den Kreditprodukten mehr oder weniger stark auf alle Anlageklassen ausgebreitet hat. Eine solche Situation zwingt die Investoren, ihre Risikopositionen grundsätzlich zu überdenken. In den Emerging Markets ist die Korrektur deshalb so stark, weil die Marktteilnehmer in den vergangenen Jahren zu sehr vom robusten Wachstum der globalen Wirtschaft überzeugt waren. Vor allem die hohen Wachstumsraten der beiden größten aufstrebenden Märkte, China und Indien, haben anfangs die Erwartungen für alle Schwellenländer erhöht. Investoren fehlt die Kauflaune Von der aktuellen Krise sind vor allem die Minengesellschaften und Rohstoffexporteure betroffen. Und das, obwohl die Sorgen bezüglich des globalen Wirtschaftswachstums ursprünglich keine Auswirkungen auf die Rohstoffpreise hatten. Der Grund: Durch den Verkauf von Anteilen an Large-Caps ergeben. Vorsicht ist dagegen weiterhin bei Ländern mit hohen Währungsschwankungen geboten und bei Wirtschaftsräumen, die stark von Rohstoffexporten oder Auslandsinvestitionen abhängig sind. Interessanterweise zählen zu diesen Gruppen die großen Emerging Markets wie Brasilien, China, Indien und Russland. Woher der Anpassungsdruck auf Kurse, Währungen und Zinserwartungen kommt, beleuchtet die folgende Analyse.
Risikoaversion verstärkt sich
Die aktuelle Korrektur kam nicht gänzlich unerwartet, sie hat sich zu Jahresbeginn angekündigt. Die Anleger sahen sich gewarnt, als im Februar die Märkte der Schwellenländer um 10 Prozent einbrachen.
Schon damals gab es Anzeichen dafür, dass sich die Probleme im US-Subprime-Kreditgeschäft zuspitzen könnten – die Besorgnis über eine mögliche Implosion des Hypothekenmarktes war groß. Hinzu kamen schlechtere Aussichten auf die US-amerikanischen Wirtschaftsdaten. Beides deutete darauf hin, die US-Konsumenten würden sich künftig einschränken müssen. Denn das Wachstum der stark vom privaten Verbrauch abhängigen US-Wirtschaft ist in der Vergangenheit bei Konsumflauten eingebrochen. Und eine schwache US-Wirtschaft gilt aufgrund der starken Abhängigkeiten noch immer als schlechte Nachricht für die Wachstumsaussichten der Emerging Markets.
Nach der Februar-Korrektur wurden diese Risiken anscheinend wieder aus dem Kalkül der Investoren verdrängt, Rendite- und Risikohunger waren zu groß. Wir blieben skeptisch und behielten Recht: Anfangs schien sich die Subprime-Krise mit den zunehmenden Ausfällen und Kündigungen von Hypotheken auf die USA zu beschränken. Doch dann waren auch Finanzinstrumente betroffen, die auf US-Hypothekenschulden aufbauen. Das wiederum trug die Probleme in den weiteren Bankensektor, vor allem in das Mergers & Acquisition-Geschäft und in die internationalen Kredit- und Kapitalmärkte. Die Hoffnung, die Subprime-Krise würde andere Märkte und Volkswirtschaften nicht betreffen, wurde damit enttäuscht – und auch die Idee von einem nicht zu erschütternden globalen Wirtschaftswachstum.
Die Erkenntnis, dass sich die Schwierigkeiten auf dem Kreditmarkt ausweiten, hat zu einer umfassenden Risikoaversion geführt, die sich ausgehend von den Kreditprodukten mehr oder weniger stark auf alle Anlageklassen ausgebreitet hat. Eine solche Situation zwingt die Investoren, ihre Risikopositionen grundsätzlich zu überdenken. In den Emerging Markets ist die Korrektur deshalb so stark, weil die Marktteilnehmer in den vergangenen Jahren zu sehr vom robusten Wachstum der globalen Wirtschaft überzeugt waren. Vor allem die hohen Wachstumsraten der beiden größten aufstrebenden Märkte, China und Indien, haben anfangs die Erwartungen für alle Schwellenländer erhöht.
Investoren fehlt die Kauflaune
Von der aktuellen Krise sind vor allem die Minengesellschaften und Rohstoffexporteure betroffen. Und das, obwohl die Sorgen bezüglich des globalen Wirtschaftswachstums ursprünglich keine Auswirkungen auf die Rohstoffpreise hatten. Der Grund: Durch den Verkauf von Anteilen an Large-Caps versuchen die Investoren, sich Liquidität zu verschaffen. Viele hatten ihre Kauflust aber bereits früher verloren, nämlich als sie festgestellt hatten, dass die Abschläge der Emerging Markets beim Kurs-Gewinn-Verhältnis oder beim Verhältnis Marktwert zu Buchwert gegenüber den entwickelten Ländern fast verpufft waren. Damit hatten sich die Bewertungen in den Emerging Markets längst nahe an die der entwickelten Länder bewegt. Mit dem Verschwinden der Abschläge haben sich aber für die Investoren die Risiken erhöht. Und das in einer Zeit, in der nach Jahren des hohen Appetits auf Risiken jetzt die Risikoaversion dominiert und zunehmend Verkaufsorder verursacht.
Nach vier Verlustwochen an den Finanzmärkten der Industrienationen wuchs die Angst, dies könnte sich negativ auf die Exporte der Schwellenländer auswirken. Es gab bereits erste, sich verstärkende Zeichen, dass sich die Nachfrage der privaten Haushalte tatsächlich verringern könnte – vor allem und am stärksten in den USA. Dies bekämen die Emerging Markets zu spüren.
Chancen weiterhin in der zweiten Reihe
Eine weitere Belastung für die Emerging Markets: Es werden verstärkt Währungsgeschäfte rückgängig gemacht, bei denen Währungen mit niedrigen Zinsen (zum Beispiel aus den großen Industrienationen) verkauft und Währungen mit hohen Zinsen (zum Beispiel aus den Emerging Markets) gekauft wurden. Diese Geschäfte haben in der Zeit des großen Risikohungers eine zentrale Rolle gespielt und die Währungen der Emerging Markets gestützt. Doch in der derzeitigen Lage steigt der Druck auf die Währungen der Schwellenländer. Neben höheren Inflations- und Zinsänderungsrisiken zählen deshalb Wechselkurskorrekturen zu den größten Bedrohungen der Aktienmärkte der Emerging Markets. Solange die Währungen unter Druck geraten und es negative Nachrichten vom Kreditmarkt gibt, wird die Lust auf Risiken also nicht wiederkehren. Es gibt jedoch bereits erste Anzeichen einer Erholung. An den Finanzmärkten der entwickelten Länder sind die Kurse der Indizes vergangene Woche wieder gestiegen.
Ist die Korrektur erst einmal überstanden, liegen die größten Chancen der Emerging Markets aus heutiger Sicht bei den eingangs erwähnten Ländern der zweiten Reihe: den Philippinen, Indonesien, Südafrika und der Türkei. Andere Länder, die aufgrund ihrer fundamentalen Daten auf lange Sicht überzeugten, sind Mexiko, Malaysia, Korea, Marokko und Israel. Grundsätzlich sollten im aktuellen Umfeld Länder bevorzugt werden, die von ausländischen Investoren bisher noch zurückhaltend behandelt wurden, weil dort die Gefahr von Kapitalrückflüssen vergleichsweise gering ist. Zudem sollte deren Abhängigkeit vom Rohstoffmarkt eher niedrig sein und deren Währung nicht unter unmittelbarem Abwertungsdruck stehen.
Quelle: ABN Amro Asset Management
ABN Amro Asset Management ist die Kapitalanlagegesellschaft der ABN Amro Bank. Weltweit beschäftigt ABN Amro Asset Management 1.600 Mitarbeiter in über 24 Ländern, darunter Portfoliomanager und Analysten rund um den Globus. ABN Amro Asset Management verwaltet ein Vermögen von insgesamt 209 Mrd. Euro in Spezialfonds (31. März 2007) und über 500 Publikumsfonds.
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