Einzelhandelsumsatz - Mysterium Konsum
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1. Heute kam es zu einem Paukenschlag: Der Einzelhandelsumsatz brach in sich zusammen und sank real um 5,1 % mom in der engen Abgrenzung und um 9,7 % mom im Januar in der weiten Abgrenzung (einschließlich Tankstellen und Kfz-Handel). Das Vorjahresniveau wird kalender- und saisonbereinigt um 4,5 % beziehungsweise 4,8 % unterschritten.
2. Im Januar kam es laut diesen Zahlen zu massiven Nachfrageausfällen. Diese könnte man mit mehrwertsteuerbedingten vorgezogenen Käufen oder mit starken Preiserhöhungen begründen. Doch gemessen an dem Ausmaß der Mehrwertsteuererhöhung haben wir laut der Einzelhandelsumsatzstatistik nur bescheidene Vorzieheffekte durch diese gesehen. Zu ihnen kam es in erster Linie im Kfz-Handel, doch die Vorzieheffekte im Einzelhandel einschließlich Kfz-Handel blieben sogar leicht unterhalb denen früherer, geringerer Steuererhöhungen. Gemäß der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen waren die Vorzieheffekte kaum noch messbar: So legte der private Konsum nur um 0,3 % qoq zu. Gemessen an den eher mäßigen vorgezogenen Käufen fielen die Nachfrageausfälle im Januar ungewöhnlich stark aus.
3. Auch Preiserhöhungen sollten nicht der Grund für den massiven Einruch der Einzelhandelsumsätze gewesen sein, denn mit massiven Rabattaktionen lockten die Händler die Konsumenten schon vor dem Winterschlussverkauf in die Geschäfte. Daher sollte zumindest der mengenmäßige Absatz gestützt worden sein. Es kam zwar laut der Preisstatistik zu mehrwertsteuerbedingten Preisniveauanhebungen vor allem bei Automobilen, Transport und Kommunikationsdienstleistungen, doch der Geldbeutel der Konsumenten wurde dennoch nicht sonderlich strapaziert, zumal die Preisniveausteigerungen durch andere Faktoren wie die Energiepreisrückgänge überkompensiert wurden. So sank im Januar das allgemeine Preisniveau im Vergleich zum Dezember.
4. Gab es nun Vorzieheffekte und Nachfrageausfälle? Wir werden es wohl erst nach einigen Revisionen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen und der Einzelhandelsumsätze endgültig sagen können. Dass es zu Revisionen kommen wird, ist heute schon klar.
• So kündete das Statistische Bundesamt an, dass der Januarwert wohl nach oben revidiert werden würde. Bislang liegen nämlich nur 67 % aller Informationen vor.
• Darüber hinaus sind weitere Revisionen wahrscheinlich, die betreffen aber das alte Jahr. Folgendes hat sich ereignet: Zum Januar wurde die Stichprobe für die Einzelhandelsumsätze aktualisiert, sodass nun nicht mehr rund 24.000, sondern rund 27.000 Unternehmen berücksichtigt werden. Auf Basis dieser neuen Daten wurde die Vormonatsveränderungsrate der Einzelhandelsumsätze im Januar errechnet. Die Indexstände und Veränderungsraten des vergangenen Jahres basieren aber noch auf der alten Stichprobe und werden erst bis zum 15. März revidiert werden.
5. Unterstellt, es käme es zu keinen Revisionen und die folgenden beiden Monaten würden eine Stagnation bringen, dann sänken die Einzelhandelsumsätze im ersten Quartal 2007 in der engen Abgrenzung um 3,6 % qoq in der weiten Abgrenzung um 6,4 % qoq, was einen starken Rückgang der privaten Konsumausgaben nahe legen würde. Diese hypothetischen Quartalsveränderungsraten basieren derzeit aber auf zu vielen unbekannten und sollten daher höchstens als eine Richtungsangabe für das erste Quartal verstanden werden.
6. Es ist misslich, dass wir in einer derart konsumgeprägten Phase wie der gegenwärtigen so wenig verlässliche und zum Teil widersprüchliche Informationen haben.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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