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23:43 Uhr, 12.05.2010

Eine Grafik, die alles über den DAX in 3 Jahren sagt?

Diese Grafik - in ihrer Struktur entnommen dem Anlagekommentar der Wegelin-Privatbank - sagt sehr viel über die aktuelle Marktlage. Aus dem impliziten Greenspan-Put, der Notenbankolitik des "Zero Accident" - wird die explizite "too big to fail"-Garantie unter Bernanke.

Der TED Spread ist ein wichtiger Indikator, der anzeigt, in welche Richtung sich die von den Banken gehaltene Liquidität verändert. Er ist ein Stimmungsbarometer für das Vertrauen der Marktteilnehmer in das Bankensystem. Steigt der Spread an, ist das auf einen Rückgang der Liquidität zurückzuführen.Phase 1) Greenspans Fed springt bei Asienkrise, Rubelkrise, Argentinienkrise, Brasilienkrise und bei LTCM ein, um das System mit Liquidität zu versorgen. Der Greenspan-Put - die implizite Rettungsgarantie wird installiert.
Phase 2) Märkte haben sich an das Rettungsnetz der Greenspan-Fed gewöhnt; Investmentbanken und Hedgefonds gehen immer mehr ins Risiko, um Renditen zu generieren - sie bekommen dafür kostenloses Geld von der Fed. In der späten Zeit - 2005 und 2006 - kann ich mich noch lebhaft an die Diskussion über Hedgefonds erinnern - dass sie keine richtig rentablen Trades mehr finden können. Alles war in gewisser Weise schon abgegrast. Um noch Rendite zu machen, wurde das Risiko immer weiter nach oben geschraubt, was in NINJA-Krediten und Blackbox-Konstrukten wie vielen CDOs und dem darauf folgenden Platzen der Sub-Prime-Blase endete.
Phase 3) Aus der impliziten Greenspan-Put wird unter Bernanke eine explizite "too big to fail"-Garantie, die nie wieder glaubhaft zurückgezogen werden kann.
Phase 4) Prämien im Interbankenhandel sind jetzt noch günstiger wie vor der Krise. Die Branche geht davon aus, dass sie jetzt wieder jahrelang billiges Geld bekommen wird, baut ihren Eigenhandel aus (Goldman, JPM 100% Trefferquote, Milliardengewinne bei Banken) und gehen wieder stark ins Risiko. Keiner beschwert sich, dass es zu wenig Renditemöglichkeiten gibt. Der Laden läuft quasi wieder. Die Fed gibt kostenloses Geld aus. Europas Kreditkrise wurde sogar unter Ausschaltung der bisher fast heiligen EZB-Disziplin bei der Geldpolitik mit dem "too big to fail"-Gedanken im Hinterkopf mit €750 Mrd. weggebügelt, zumindest wird das versucht. Dass die EZB quantitative Lockerung betreibt ist für mich aber ein Anzeichen dafür, dass man hier "all in" gegangen ist. Diese Tatsache und die Summe, die in die Hand genommen wird, ist ein Indiz dafür, wie ernst die Lage von Seiten der EZB und Politiker genommen wird und was auf dem Spiel steht.

Ich befürchte nur - auch wenn wir jetzt eine Wiederholung der Phase 2 bekommen werden - die Endstation ist doch wieder die Phase 3?

Wie sehen Sie das?

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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