Kommentar
10:52 Uhr, 06.02.2009

Ein paar Schwalben machen noch keinen Sommer

Der Januar begann für die Marktteilnehmer vielversprechend, doch ließen die Nachrichten der ersten Wochen des neuen Jahres Anleger erschauern: Banken mussten erneut milliardenschwere Abschreibungen vornehmen, die sich mittlerweile weltweit auf fast 1.100 Milliarden US-Dollar summieren. Die Industrie verzeichnete rückläufige Aufträge, die die Produktion sowie die Kapazitätsauslastungen sinken ließen. Der USImmobilienmarkt zeigte noch kein Anzeichen einer Trendwende und schwache Konjunkturindikatoren seitens Verbraucher- und Arbeitsmarkt bestätigten den globalen Konjunkturabschwung, fasst der aktuelle Kapitalmarktbrief von Allianz Global Investors zusammen.

Verbessertes Sentiment

Aber: Einige Frühindikatoren, wie die Erwartungskomponente des ifo-Index oder des ZEW-Indikators sowie der Richmond Fed Manufacturing Index verbesserten sich. Auslöser waren vermutlich die geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken, die zu greifen scheinen. So verengte sich im Interbankenhandel neben dem Risikoaufschlag auf das Dreimonatsgeld auch der „Ted-Spread“, der die Differenz zwischen der Rendite für den 3-Monats-Libor und der Rendite für US-amerikanische 3-Monats-Schatzwechsel (T-Bills) wiedergibt, auf ein 5- Monats-Tief. Eine weitere vertrauensbildende Maßnahme scheint sich in den USA mit der Diskussion um eine staatliche „Bad Bank“ abzuzeichnen, die risikobehaftete Wertpapiere dem Finanzsystem abkaufen soll.

Berichtssaison wird Belastungstest für die Märkte

Kapitalmarktanalyst Stefan Scheurer stellt im Kapitalmarktbrief die Frage, ob diese „ersten Schwalben am Konjunkturhimmel“ bereits die Vorboten für sonnigere Zeiten an den Kapitalmärkten seien. Sein Fazit: „Eine generelle Entwarnung in puncto Konjunktur auszurufen wäre zu früh. Ein paar Schwalben machen noch keinen Sommer. Denn die im Januar gestartete Berichtssaison könnte in ihrem Höhepunkt im Februar den Marktteilnehmern erneut dunkle Wolken bescheren, da vermutlich noch – rezessionsbedingt - mit weiteren negativen Revisionen bei den Analystenschätzungen zu rechnen ist. Diese könnte noch zu einem Belastungstest für die Märkte werden.“ Allerdings sprächen der fortgeschrittene negative Gewinnzyklus und die ersten Auswirkungen der Geldpolitik für eine Bodenbildung. Scheurer geht zwar davon aus, dass das Vertrauen der Marktteilnehmer angesichts deutlich reduzierter Bewertungen, hoher Dividendenrenditen sowie hoher Kassenbestände langsam wieder zurückkehren dürfte. Allerdings sollten Anleger nach wie vor ihren Kassenbestand erhöht lassen, bis sich die Anzeichen einer wieder steigenden Risikofreude bzw. einer konjunkturellen Stabilisierung mehren, dann kann die Aktienquote wieder ausgebaut werden. Die Kurse sind auf historisch niedrigen Ständen, so liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis des DAX derzeit bei knapp 1, was darauf hindeutet, dass bereits ein Großteil der Unsicherheit eingepreist zu sein scheint.

Defensive Branchen und Dividendenstrategien im Fokus

Bei der Branchenallokation sollte unverändert ein Übergewicht auf defensiv geprägten Sektoren mit stabilen Cashflows und weitestgehend gesicherten Dividendenausschüttungen liegen. In Frage kommen Titel aus dem Pharma- und Telekommunikationssektor, aber auch aus der Grundstoff- oder Energiebranche. Negative Gewinnrevisionen bei zyklisch geprägten Sektoren wie dem Konsumoder dem Industriesektor dürften anhalten und somit nach wie vor ein Belastungsfaktor für deren Kursentwicklung sein. Finanzwerte stufen die Kapitalmarktanalysten bereits wieder „neutral“ ein, da die Aufräumarbeiten im Finanzsektor vorangehen. Im Januar startete die Dividendensaison, womit vor allem dividendenstarke Titel in den Fokus der Anleger rücken dürften. Im Vergleich mit den niedrigen Renditeniveaus bei Staatsanleihen erscheinen die durchschnittlichen Dividendenrenditen an den Aktienmärkten, wie z. B. 5,7 % für den MSCI Europa, attraktiv. Auch wenn die stark abkühlende Wirtschaft die Stabilität der Dividendenrenditen vieler Unternehmen in Frage stellt, gebe es doch viele Gesellschaften mit stabilen Erträgen, die eine nachhaltig attraktive Ausschüttung erwarten lassen.

Quelle: Allianz Global Investors

Allianz Global Investors Deutschland verwaltet rund 270 Milliarden Euro (Stand: 30.09.2008) für private sowie institutionelle Anleger und ist damit Deutschlands größter Asset Manager. Weltweit gehört Allianz Global Investors mit 969 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen zu den größten aktiven Vermögensverwaltern und ist in mehr als 25 Wirtschafts- und Wachstumszentren mit über 900 Investmentprofis vertreten.

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