Kommentar
15:11 Uhr, 17.12.2015

Ein kleiner Schritt für die Fed – ein großer Schritt für die Finanzmärkte

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat den Leitzins um 25 Basispunkte erhöht. Dies ist erst der Anfang, argumentiert Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers. „Die Ökonomen werden sich gegenseitig mit Prognosen zur Zahl und zum Timing der kommenden Zinsschritte überbieten, aber die wichtigste Botschaft ist, dass die Ära der Nullzinsen in den USA endet“, erläutert der Experte. „Es mag noch zu früh sein, zu sagen, dass die Ära der Rettung der Finanzmärkte durch die Zentralbanken vorüber ist. Schließlich weiten die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan ihre Bilanzen weiter aus. Aber wir könnten auf dem Weg zu einer Situation sein, in der die Märkte wieder den Preis des Kapitals bestimmen.“ Die Anpassung werde allerdings langsam vor sich gehen und starte auf einem sehr niedrigen Renditeniveau. „Das bedeutet nichts Gutes für Anleihe-Investoren, die sich auf ein weiteres Jahr mit mageren Erträgen einstellen können“, so Iggo weiter.

Immerhin aber seien die Märkte gut auf den Zinsschritt der Fed vorbereitet gewesen. „Es war ein bisschen so, als würde man Ihnen Monate im Voraus erzählen, dass Sie sich wegen einer Wurzelbehandlung zum Zahnarzt begeben müssen – und dann bekommen Sie doch nur Zahnseide“, sagt Iggo. Möglicherweise lasse sich die jüngste Schwäche auf den Rohstoff- und High-Yield-Märkten mit einer gewissen Angst im Vorfeld der Fed-Sitzung erklären. Daher könne es nun zu einer Erleichterungsrally kommen.

Mit dem Ende der Nullzinspolitik beginne nun der Zyklus der geldpolitischen Straffung. Dieser dürfte sich Iggos Ansicht zufolge lange hinziehen. In der Vergangenheit hätten Zinsanhebungszyklen im Durchschnitt zu Leitzinserhöhungen um 350 Basispunkte geführt. Iggo rechnet allerdings für den aktuellen Zyklus nicht mit einem derart starken Anstieg: „An den Märkten sind gerade einmal zwei Zinsschritte für das Jahr 2016 eingepreist – und das, obwohl der Ausblick der Fed selbst eher nahe legt, dass es vier Zinserhöhungen geben könnte.“ Den Grund für diesen Versuch der Fed, die Märkte auf ein höheres Straffungstempo vorzubereiten, sieht Iggo in der relativ robusten Lage der Konjunktur. Die Arbeitslosigkeit liege inzwischen deutlich unter der natürlichen Arbeitslosenquote, die Inflation steige und das Bruttoinlandsprodukt wachse im Mittel um etwa 2,5 Prozent. „Dieses Wachstumstempo dürfte hoch genug sein, um mehr Nachfrage nach Arbeitskräften zu wecken. An irgendeinem Punkt wird dies zu einer höheren Lohninflation und höheren Inflationserwartungen führen“, erklärt Iggo. „Wenn die Akteure am Anleihemarkt sich auf eine solche Entwicklung einstellen, wären Renditen von mehr als 3 Prozent bei US-Staatsanleihen keine Überraschung mehr.“

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