Kommentar
10:59 Uhr, 07.03.2016

Ein Jahr der Stabilisierung

Kann 2016 das Jahr werden, in dem die Weltwirtschaft die Folgen des China-Schocks und der stark gesunkenen Rohstoffpreise verdaut? Für Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers, gibt es durchaus Anlass zur Hoffnung darauf: „Die Finanzmärkte haben sich in den vergangenen Wochen erholt vor dem Hintergrund, dass sich die positiven Signale aus China verstärkt und die Ölpreise offenbar ihren Boden gefunden haben.“

Von dieser Stabilisierung in der Realwirtschaft habe an den Finanzmärkten vor allem das Segment der Unternehmensanleihen profitiert. „Die Ausweitung der Credit Spreads ging zuvor einher mit dem Einbruch der Ölpreise. Dementsprechend ist nun eine Stabilisierung im Energiemarkt ein positiver Faktor für den Kreditsektor“, schlussfolgert Iggo. Ihm zufolge sind Hochzins- und Emerging-Markets-Anleihen vor allem deswegen in den vergangenen Wochen besonders gut gelaufen, weil sie wie einige andere Assets auch zuvor ein ungewöhnlich niedriges Niveau erreicht hatten, von dem sie sich nun erholt haben. „In den hohen Credit Spreads Mitte Februar war ein viel schlechterer Ausblick für die Weltwirtschaft eingepreist als dies die meisten Ökonomen derzeit für wahrscheinlich erachten – nicht einfach nur eine Rezession, sondern ein starker Einbruch mit der Folge einer Fülle von Unternehmenspleiten.“ Zwar hält Iggo im laufenden Jahr durchaus ein negatives Wachstum bei denjenigen Volkswirtschaften für möglich, die bislang schon sehr schwach gewachsen sind oder praktisch stagnieren. „Aber einen scharfen Einbruch in der Art des Jahres 2008 halte ich für unwahrscheinlich“, so der Experte und warnt vor überzogenem Pessimismus: „Der Kollaps der Ölpreise ist kein asymmetrischer Schock für die Weltwirtschaft – es gibt Gewinner genauso wie Verlierer.“ Iggo zufolge ist es allerdings nicht zu leugnen, dass diese Entwicklung zunächst asymmetrische Auswirkungen auf die Finanzmärkte gehabt hat – und zwar wegen der starken Verschuldung und den Ertragseinbrüchen im Rohstoff- und Energiesektor und in den rohstoffreichen Ländern. „Die systematische Realität ist allerdings, dass es Volkswirtschaften, Unternehmen und Konsumenten gibt, die von einem niedrigen Ölpreis profitieren. Man stelle sich umgekehrt nur einmal vor, wie wir auf die Welt schauen würden, wenn Öl immer noch 140 Dollar pro Barrel kosten würde.“

Auch wenn wegen des unbestimmten Ausgangs des Referendums in Großbritannien über den Verbleib in der EU und der anstehenden Präsidentschaftswahl in den USA politische Risiken für die Finanzmärkte im laufenden Jahr bestehen, bleibt Iggo auf kurze Sicht optimistisch für den Kreditsektor. „Wenn das nominelle Wachstum der US-Wirtschaft 2016 die 3,4 Prozent-Marke aus dem Vorjahr erreicht, ist das gut für den Rest der Welt – vor allem, weil dann China nicht implodiert und Europa eine Deflation verhindern kann“, erklärt Iggo. Er empfiehlt Investoren: „Eine breite Aufstellung im Kreditsegment sollte aufgrund der attraktiven Renditen von US-Hochzins- und Investment-Grade-Anleihen, europäischen Hochzinsanleihen und Emerging-Markets-Bonds für steigende Erträge 2016 sorgen.“

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