Ein Jahr DAX 40 – mehr „Wachstums-Appeal“, aber schlechtes Timing
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Zum 20. September 2021 hat die Deutsche Börse den DAX um zehn auf 40 Titel erweitert. In den Leitindex wurden damals neu aufgenommen der Flugzeughersteller Airbus, der Chemikalienhändler Brenntag, der Kochboxenlieferant Hellofresh, die Holding Porsche SE, der Sportartikelhersteller Puma, das Biotechnologie- und Diagnostikunternehmen Qiagen, der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius, der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers, der Aromen- und Duftstoffhersteller Symrise sowie der Online-Modehändler Zalando.
Ein Motiv für die Erweiterung des DAX war es sicher, ein genaueres Abbild der deutschen Wirtschaft zu schaffen. Der DAX 30 war sehr stark von der Automobilindustrie sowie den Branchen Chemie und Finanzen dominiert. Der „neue“ DAX ist weniger von der so genannten „Old Economy“ bestimmt und enthält nun auch jüngere Unternehmen sowie etwas mehr Technologie und Medizintechnik. Damit ist der Index nicht nur breiter aufgestellt, sondern vermutlich auch weniger zyklisch und hat etwas mehr „Wachstums-Appeal“. Nicht zuletzt deshalb begrüßen wir die Erweiterung des Börsenbarometers. Auch sollte die größere Breite des Index den deutschen Kapitalmarkt im internationalen Vergleich attraktiver und liquider machen.
Nach einem Jahr sieht die Bilanz zunächst wenig positiv aus. Dies liegt aber nicht an der Konstruktion des DAX, sondern am Timing der Umstellung. Der Markt hatte zunächst einige Wochen danach den bisherigen Höchststand erreicht, befindet sich aber seitdem in einem Abwärtstrend. Auch im internationalen Vergleich gehört der Index eher zu den Verlierern. Dies hat vor allem mit den gestiegenen Inflationsraten und dem inzwischen deutlich höheren Zinsniveau zu tun. Denn mit der Umstellung und der Hinzunahme von typischerweise höher bewerteten Wachstumstiteln wurde der Index auch anfälliger für Korrekturen bei steigenden Zinsen. Seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine erlebt die deutsche Wirtschaft darüber hinaus den perfekten Sturm. Die Inflationsraten steigen weiter, hohe Energiekosten belasten das produzierende Gewerbe und das Verbrauchervertrauen fällt. Dies ist ein gefährlicher Mix, der in einer Rezession enden kann, die die Gewinne der DAX-Unternehmen belasten könnte. Im Ausland wird Deutschland noch dazu zurzeit als ein „Frontstaat“ wahrgenommen, weshalb sich ausländische Investoren aus dem hiesigen Kapitalmarkt zurückziehen.
Langfristig sollte die Bewertung des DAX jedoch die gestiegene Attraktivität und die höheren Wachstumsaussichten der 40 Titel widerspiegeln.
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