Ein Hauch von Panik...
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Allmählich wird es ungemütlich: Erst vor zwei Wochen hatte der Dow Jones mit einem plötzlichen Einbruch um fast 1.000 Punkte für weltweite Schlagzeilen gesorgt. Schlichte Gemüter hatten sich damals mit der offiziellen Begründung begnügt, wonach ein Händler Millionen und Milliarden verwechselt haben soll.
Für uns klang das schon damals sehr abenteuerlich, um nicht zu sagen an den Haaren herbeigezogen. Das hatten wir Anfang Mai in unseren Kommentaren auch so formuliert. Unsere These war, dass mit einem deflationären Schock Anleihen wieder attraktiv gemacht werden sollten – und genau das hat man jetzt erreicht: Die Anleger haben wieder Angst vor dem Aktienmarkt und kaufen die Anleihen von bis über die Halskrause verschuldeten Staaten.
Wie groß die Sorgen jetzt wieder sind, das zeigt ein Blick auf das Angstbarometer VIX. So sieht ein dynamischer Ausbruch aus:
Allmählich zeigt sich, das die Schwäche der Börsen noch weitere Gründe hat: Offizielle Begründung für den Einbruch an den Aktienmärkten vom Donnerstag war, dass nun auch andere Länder Leerverkäufe eingrenzen wollen. Das ist bemerkenswert, denn eigentlich sollten die Märkte durch das Verbot von Leerverkäufen ja stabilisiert werden, jedenfalls ist das die Wunschvorstellung der Politiker. Erreicht wurde bislang das genaue Gegenteil.
Eigentlich wäre ein Schritt hin zu internationalen Regelungen, wie eine weltweite Beschränkung von Leerverkäufen, teilweise zu begrüßen. Doch aus Sicht der Börse ist dem offenbar nicht so: Offenbar trauen die Märkte der Konsens- und Handlungsfähigkeit der Politiker nicht über den Weg.
Auch das medienwirksame Spektakel um die Einführung einer Finanzmarktaktivitäts-Steuer entlarvt unsere Politiker wahlweise als vollkommen ahnungslose Versager oder als raffinierte Lügner. Wie bei dem ganzen hektischen Getue der vergangenen Monate, das mit dem 750-Milliarden-Rettungspaket für den Euro kürzlich seinen traurigen Höhepunkt fand, wird auch mit dieser neuen Abgabe kein einziges Problem an der Wurzel gepackt und beseitigt.
Jedem Grundschüler kann man begreiflich machen, dass nicht die Spekulanten das Problem sind, sondern eine vollkommen verfehlte Politik, und zwar über Jahrzehnte. Das Ganze sieht deshalb nach einem gezielten Ablenkungsmanöver aus, um die Masse so lange wie möglich dumm und bei der Stange zu halten.
Den Gegenpart der in dieser Woche ansatzweise von Panik umwehten Aktienmärkte sind die Anleihen. Die sind plötzlich wieder gefragt, wie beispielhaft ein Blick auf die 30jährigen US-Staatspapiere zeigt:
Daneben sorgen weitere Aspekte für verstärkte Unsicherheit: Nach dem Trauerspiel um das Rettungspaket für den Euro hat sich der Eindruck verstärkt, dass die Politiker in Europa weitgehend kopflos agieren. Die Eskalation im Streit zwischen Nord- und Südkorea und der Generalstreik in Griechenland sind auch nicht gerade dazu angetan, die Stimmung zu heben.
Noch wichtiger ist aber, dass wichtige US-Konjunkturdaten in dieser Woche wieder lausig ausgefallen sind: So ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche um 25.000 auf 471.000 gestiegen. Analysten hatten mit einem Rückgang auf 440.000 Erstanträge gerechnet. Auch der wichtige US-Immobilienmarkt schwächelt so vor sich hin.
Konjunktur in Gefahr?
Wir hatten schon während der monatelangen Aufwärtsbewegung an den Börsen immer wieder darauf hingewiesen, dass eine nachhaltige konjunkturelle Erholung in den USA ohne eine signifikante Besserung auf dem Arbeits- und Immobilienmarkt eine Utopie ist.
Mit den jetzt wieder schwächeren Daten im Rücken besteht die Gefahr, dass die Binnenkonjunktur in den USA weiterhin am Boden liegen bleibt. Für eine fortgesetzte Schwäche des Aktienmarkts spricht auch die Tatsache, dass die Schuldenkrise in Europa das weltweite Wirtschaftswachstum zusätzlich behindern dürfte. Die Euro-Länder müssen sparen, und das könnte die Konjunktur abwürgen. In den Kursen ist das bislang jedoch nur teilweise berücksichtigt.
Im Antizyklischen Börsenbrief hatten wir Anfang Mai die These vertreten, dass man die Stopps jetzt ganz knapp platzieren und sich anschließend in einen ausgedehnten Sommerurlaub verabschieden sollte. Vor drei Wochen, exakt zum bisherigen Jahreshoch, konnte man sich das noch nicht so recht vorstellen. In einen Interview mit dem Deutschen Anlegerfernsehen Anfang Mai hat unsere Empfehlung daher für einen Anflug von Heiterkeit gesorgt.
Doch allmählich ändert sich das Bild. Der Handelsverlauf am Donnerstag in den USA war ein Warnsignal: Während ein Einbruch um fast vier Prozent schon für sich genommen keine Kleinigkeit ist, wurde das Ereignis in diesem Fall von einem Schwächeanfall gegen Handelsschluss flankiert.
Da in der letzten Handelsstunde vornehmlich die Profis unter den Anlegern am Werk sind, lässt das für die nahe Zukunft nichts Gutes erwarten. Die 200-Tage-Linie (rot) wurde mit spielerischer Leichtigkeit nach unten durchbrochen. Am Freitag setzte sich die Talfahrt im frühen New Yorker Handel zunächst ungebremst fort, später kam es zu einer Erholung. Das könnte auf eine demnächst einsetzende Gegenbewegung hindeuten:
Unserer Ansicht nach sind neue Höchstkurse bis auf Weiteres jedoch nicht mehr zu erwarten. Mit etwas Glück könnte jetzt eine volatile Seitwärtsbewegung bis zum Herbst anstehen. Wenn man sich den Donnerstag ansieht, mit einem Tagesverlust von fast vier Prozent beim S&P 500, dann könnte allerdings auch wesentlich mehr daraus werden...
Wie wir die Lage jetzt einschätzen und was wir unseren Lesern raten, das lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs, die vor wenigen Tagen erschienen ist.
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Zum Autor:
Andreas Hoose ist Chefredakteur des Antizyklischen Börsenbriefs, einem Service der BörseGo AG, und Geschäftsführer des Antizyklischen Aktienclubs. Börsenbrief und Aktienclub, das komplette Servicepaket für die Freunde antizyklischer Anlagestrategien! Informationen finden Sie unter www.antizyklischer-boersenbrief.de und www.antizyklischer-aktienclub.de
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