Ein Halbjahr mit Corona: Fragen und Antworten im aktuellen Auf und Ab
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Die Corona-Krise prägt Wirtschaft und Märkte seit mehreren Monaten tief. Nicht wenige Anleger sind aufgrund der Volatiliät verunsichert – wir wollen aufbauend auf unseren Erfahrungen mit privaten wie institutionellen Kunden weitere Orientierung geben. Grundsätzliche Erklärungen und Handlungsempfehlungen für den Vermögensschutz und -aufbau, insbesondere mit Aktien:
Bei der Geldanlage spielt persönlicher Kontakt zu Kunden eine große Rolle. Aktuell ist dieser ja nur sehr eingeschränkt möglich. Was empfieht sich?
Wir hatten im Vorfeld des Lockdowns mobile Arbeitsplätze für unsere Mitarbeiter/innen eingerichtet, die auch bereits in Vor-Ort-Kundenterminen zum Einsatz kamen. Eine Umstellung auf Homeoffice war kurzfristig möglich, sodass die Erreichbarkeit und vor allem die Betriebssicherung jederzeit gewährleistet war. Sicherlich mussten wir uns persönlich anpassen, da natürlich jeder unterschiedliche Voraussetzungen zu Hause hat, etwa zur Kinderbetreuung. Unsere Kunden hatten und haben aber den gleichen Kontakt mit gleicher Expertise, selbstverständlich vermehrt via Telefon und Video.
Wie gehen Ihre Kunden damit um – was zählt besonders?
Entscheidend ist in derartigen Ausnahmesituationen nicht nur die Kundennähe, sondern auch die Transparenz über das, was man tut – und wie man es tut. Persönlich hat dies aus meiner Sicht viel mit kompetenter Betreuung und einem langjährigen bzw. intensiven Vertrauen zu tun. Wir geben Orientierung. In der Krise und bei unklarer Sicht ist das so bedeutend wie nachgefragt – und eben nicht, wenn nur die Sonne scheint. Zentral ist auch, dass wir grundsätzlich einen längerfristigen Anlagehorizont haben, also mehr als fünf Jahre. Heißt: Vor allem bei Erstgesprächen klären wir klar und ohne Umschweife auf zu Renditeerwartung und den damit zu erwartenden Risiken – auch auf lange Sicht.
Blick auf die Fakten: Gerade in Krisenzeiten trennt sich die Spreu vom Weizen. Wie haben sich Ihre Kundenportfolios entwickelt?
Wir gehen in der individuellen Vermögensverwaltung, passend zur persönlichen Lebensplanung, auf die vom Kunden gesteckten Ziele ein, sodass es kein einheitliches Standardportfolio zur Messung gibt. Aber nehmen wir exemplarisch mal ein Portfolio ausgehend von einer neutralen Aktienquote von 70 Prozent. Ohne konkrete Zahlen zu nennen, haben wir es über aktives Management und Quotensteuerung geschafft, die neutrale Benchmark* zu schlagen.
Welche Risikosysteme nutzen Sie dazu – und wie haben diese bislang gewirkt?
Wir investieren und entscheiden auf Grundlage unserer, von DJE-Gründer Dr. Jens Ehrhardt entwickelten, FMM-Methode. Also: Wir analysieren ganzheitlich nach fundamentalen, monetären und markttechnischen Kriterien. Unsere Analysten und Fondsmanagement-Teams haben für ihre Investmententscheidungen auch unsere digitalisierte Datenbank herangezogen. Wir hatten Anfang des Jahres unsere Portfolios sukzessive defensiver ausgerichtet, da vor allem die Markttechnik bereits erste negative Signale aufgezeigt hatte.
Was machen Sie anders als andere Vermögensverwalter?
Unser Investmentstil ist eher konservativ, da wir uns im Wesentlichen auf Aktieneinzeltitel, Anleihen, taktisch genutzte Liquidität sowie unsere DJE-Fonds beschränken. Wir investieren also nur in das, was wir auch verstehen – und beispielsweise nicht in strukturierte Produkte. Damit sind wir seit mehr als 45 Jahren erfolgreich am Markt.
Unser Ansatz fußt auf jahrzehntelanger Erfahrung, was sich jetzt in der Krise wieder mehr als bewiesen hat – vor allem vermeiden wir kurzfristige und hektische Entscheidungen, sondern bleiben unserer sich stetig weiterentwickelnden Methode treu. Damit sichern wir uns Vorsprung als Vermögensverwalter.
Stichworte: Vorausschauende Vermögensverwaltung. Wann haben Sie mit einer Umschichtung von risikoreichen in risikoarme Produkte begonnen?
Wir hatten aufgrund der Markttechnik bereits im Februar mit dem Umbau der Portfolios begonnen – und die Aktienquote bis März auf rund 40 Prozent reduziert; bei konservativeren Kundenvorgaben sogar weit unterhalb dieser Quote. Beim zwischenzeitlichen Aufschwung waren wir wieder bei potentialstarken Titeln, etwa im Gesundheits- und Technologie-Sektor, strategisch weitblickend investiert.
Viele Experten zeichnen derzeit das Bild vom Hund (Börse) und Herrchen (Wirtschaft). Der Hund ist jetzt schon weit voraus gelaufen. Muss Vermögensaufbau neu gedacht und gemacht werden?
Nicht zwingend. Zentrale Grundregeln behalten Gültigkeit. Bei Immobilien würde man sagen: Lage – Lage – Lage. Mit unserer positiven Einschätzung mit Pandemie-Beginn zum Aktienmarkt und zu Unternehmensanleihen lagen wir richtig. Corona war, wie erwartet, für die Börsen kein großer Aufreger mehr. Die zweite Welle kam noch nicht – und ist aus unserer Sicht auch zu managen. Nach vorn geblickt, passen wir unsere taktische Einschätzung entsprechend der weltweiten Entwicklungen an, bleiben strategisch, aber konstruktiv bei Aktien. Was hier prinzipiell zählt? Das Geschäftsmodell des Unternehmens, die Zukunftsfähigkeit, gewisse Preissetzungsmacht, anhaltende Nachfrage im Markt – und dass man gezielt von der fortschreitenden Digitalisierung und sich auch mal ändernden Verbraucherwünschen profitieren kann.
* Vergleichsindex ist 40 % Eurostoxx 50 EUR, 30 % MSCI World ex Dividend EUR, 20 % JPMorgan Government Bond EUR, 10 % EONIA
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