Kommentar
02:00 Uhr, 25.09.2007

Ein echter Paukenschlag! - Franzosen übernehmen Platzhirsch unter den verlagsunabhängigen deutschen Finanzportalen

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Übernahmeobjekt ist die Onvista AG.

Der französische Finanzportal- und Onlinebank-Betreiber Boursorama S.A. kauft 77,4 % der Anteile der OnVista AG. Ein entsprechender Vertrag mit den bisherigen Großaktionären der OnVista AG, der Burda Digital Ventures GmbH, Fritz Oidtmann, Stephan Schubert und Michael W. Schwetje sei am Montag unterzeichnet worden, teilte OnVista mit. Der Kaufvertrag steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die deutschen Kartellbehörden, die Gremien von Boursorama S.A. haben bereits zugestimmt.

Boursorama möchte auch die restlichen Anteile an OnVista unternehmen und das Unternehmen von der Börse nehmen. Dazu soll ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot in Höhe von 20,60 Euro je Stückaktie unterbreitet werden. Dieser Preis liegt mehr als ein Drittel über dem Xetra-Schlusskurs vom 21. September 2007 (14,90 Euro) und entspricht exakt dem mit den Großaktionären vereinbarten Kaufpreis. Daraus ergibt sich eine Gesamtbewertung von OnVista in Höhe von 138,02 Millionen Euro.

Die mehrheitlich zur Groupe Société Générale gehörende Boursorama plant nach eigenen Angaben in Deutschland mit OnVista und Fimatex ein Media-Brokerage-Geschäft (Online-Banking und Verkauf von Online-Werbung) nach dem französischen Vorbild aufzubauen. Übrigens gehört auch Clickoptions zur Société Générale und LYxor Asset Management. Letztere gehören zu den größten ETF Emittenten hier in Deutschland. Man darf gespannt sein, wie sich die noch recht junge Zusammenarbeit zwischen Onvista und dem US Onlinebroker E*Trade angesichts der neuen Eigentümerverhältnisse entwickeln wird. Eine Beendigung dieser Zusammenarbeit ist mehr als wahrscheinlich.

Was die Landschaft unabhängiger deutscher Finanzportale anbelangt, wird der Kuchen peu a peu verteilt. Und es ist auffällig, dass sich hier vor allem ausländische Institutionen einkaufen. Finanztreff gehört mittlerweile zur australisch-amerikanischen News Corp. um Rupert Murdoch und Onvista wird letztenendes, wenn alles glattgeht, durch Franzosen kontrolliert. Die Globalisierung schreitet voran. Und das ist auch gut so. Guter Wettbewerb belebt das Geschäft.

Die Situation sieht aktuell wie folgt aus :

Ende 2001 hatten die Vereinigten Wirtschaftsdienste (vwd) das wirtschaftlich angeschlagene Finanzportal Finanztreff übernommen. 2004 wurde vwd durch die amerikanische Nachrichtenagentur Dow Jones Newswire übernommen. 2007 dann die Übernahme von Dow Jones Newswire (u.a. mit dem ehrwürdigen Wall Street Journal) durch den Mediengiganten Rupert Murdoch und seine News Corp.

Der Springerverlag ist mehrheitlich an der Smarthouse Media GmbH beteiligt. Darüberhinaus beteiligte sich der Verlag in den zurückliegenden Monaten an der Zertifikatejournal AG und wallstreet:online AG.

Unlängst kam es bei der Ariva AG zu einer Beteiligung durch EquityStory.

Bei den verlagsabhängigen Finanzportalen rappelt es ebenfalls in der Kiste. So beabsichtigt beispielsweise der Spiegel die Mehrheit an der Financial Times Deutschland zu erwerben.

Und wieder schwappt der Trend aus den USA nach Deutschland herüber. In den USA brechen den Printmedien vielerorts die Auflagen weg. Als logische Konsequenz bauen Zeitungen und Magazine ihre Internetangebote massiv aus. Ein ähnlicher Trend ist in Deutschland erkennbar. Man schaue sich nur die Online Präsensen von der Welt, der FAZ oder der Süddeutschen an.

Man darf gespannt sein, wie sich das Übernahmekarusell weiter drehen wird. Große Teile des Kuchens sind vergeben und die Eintrittsbarrieren für Neuentwicklungen von Portalen im Finanzbereich sind mittlerweile immens hoch.

Anbei der Kursverlauf der ONVISTA Aktie seit 01.03.2000 in Kerzendarstellung (1 Kerze = 1 Monat).

Das Allzeithoch wurde im März 2000 bei 58 Euro, das Bärenmarkt-Tief im September 2001 bei sage und schreibe 3 Euro ausgebildet. Nach dem gestrigen fast 40%igen Anstieg notiert ONVISTA aktuell bei 20,66 Euro.

Seit 2003 befindet sich die Aktie in einem Aufwärtstrend, der seit 2006 Tendenzen zu einer Verschärfung zeigt. Rein charttechnisch unter Hinzuziehung der übergeordneten Lage des Amex Internet Index in den USA wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ONVISTA sich wieder alten Hochs genähert hätte. Insofern auch angesichts der Tatsache, dass uns am Aktienmarkt eine hochturbulente Phase bis Ende 2007 bevorstehen könnte, aus charttechnischer Sicht doch ein guter Einstiegspunkt.

Und abschließend, - ich kann es nicht sein lassen -, lege ich wieder einmal das Lineal an den Chart an.

Durch die 3 mit roten Punkten markierten zyklischen Zwischenhochs läßt sich eine Trendlinie einzeichnen. Das Übernahmeangebot in Höhe von 20,60 Euro je Stückaktie liegt nahe dieser Trendlinie, die als Widerstand fungiert.

Zufälle gibts.

Herzlichst,

Ihr Harald Weygand - Head of Trading bei GodmodeTrader.de

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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