Kommentar
09:40 Uhr, 17.02.2003

DWS - Markteinschätzung Renten

Der in vielen Prognosen für 2003 geäußerte Optimismus für die US-Konjunktur ist im Januar einer stärkeren Skepsis gewichen. Ein enttäuschendes Wachstum im vierten Quartal 2002, schlechter als erwartet ausgefallene Daten zum Arbeitsmarkt, zur Industrieproduktion und zum Verbrauchervertrauen haben verdeutlicht, dass sich die Wirtschaft noch nicht auf einem nachhaltigen Wachstumspfad befindet. Obgleich sich die Fed optimistisch gezeigt hat, dass die Konjunktur dank historisch niedriger Zinsen nach einer weltpolitischen Entspannung wieder an Fahrt gewinnen werde, sieht sie die Gefahr, dass die geringe Dynamik zu einem andauernden Phänomen wird. Pessimisten warnen, dass dem Aufschwung nach der kurzen Rezession von 2001 erneut die Puste ausgehen könnte. Denn noch hängt die wirtschaftliche Entwicklung vor allem am Konsum. Und der hat zuletzt leichte Schwächen gezeigt. Von den Investitionen gehen noch nicht genügend positive Impulse aus.

In seiner Rede zur Lage der Nation am 28. Januar hat US-Präsident Bush erklärt, dass sich die Wirtschaft zwar von den Rückschlägen der vergangenen Jahre erhole, gleichzeitig aber betont, dass die Erholung nicht schnell genug voran komme. Der Präsident will mit einem Konjunkturprogramm von 674 Mrd. US-Dollar die Wirtschaft ankurbeln, u.a. durch den Wegfall von Steuern auf Dividenden. Kritiker bemängeln, dass insbesondere höhere Einkommensschichten und Aktienbesitzer von den geplanten Steuersenkungen - 75 Prozent kämen den 25 Prozent der Steuerzahler in den höchsten Steuerklassen zugute - profitieren würden. Da diese bei einer sinkenden Abgabenbelastung eher zum Sparen des zusätzlich verfügbaren Einkommens als zum Konsum neigten, könnten die stimulierenden Effekte relativ gering ausfallen.

Während Skeptiker die Konjunktur in der Euro-Zone auf der Kippe stehen sehen, gehen offizielle Kreise wie Europäische Zentralbank und Regierungen nach wie vor von einer Belebung auf Jahressicht aus. Für das erste Quartal dieses Jahres deuten fast alle Zahlen allerdings auf Stagnation hin. Gelingt eine (schnelle) Lösung der Irak-Frage, könnte der Weg für eine globale Konjunkturerholung frei sein. Euroland könnte dies allerdings erst im zweiten Quartal zu spüren bekommen.

So lange der Aufschwung auf wackeligen Füßen steht und die Irak-Frage ungelöst bleibt, könnten die Rentenmärkte diesseits und jenseits des Atlantiks gut unterstützt bleiben. Insbesondere in Euroland könnte noch Spielraum für weiter nachgebende Renditen bestehen. Auch halten sich die Notenbanken die Tür für weitere Zinssenkungen offen; angesichts des Euro-Höhenfluges (Aufwertung "kostet" Wachstum) wird bereits über einen weiteren Zinsschritt der EZB spekuliert. Erst bei einem sich festigenden Aufschwung und wieder zunehmendem Vertrauen in die Aktienmärkte rechnen wir mit einer Trendwende.

Der US-Dollar könnte sich im Jahresverlauf gegenüber dem Euro weiter abschwächen, nach Überwindung der Irak-Unsicherheit aber mit verlangsamtem Tempo.

Quelle: DWS

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