Kommentar
18:56 Uhr, 16.01.2003

DWS - Markteinschätzung Pharma/Biotech

Das Gesundheitswesen entwickelte sich im Dezember 2002 positiv und könnte sich anschicken seine gesunde Performance 2003 fortzusetzen. Während global operierende, hoch kapitalisierte Pharma-Unternehmen ihre Wachstumsrate wieder auf über 10 Prozent anheben konnten, ist bei europäischen Unternehmen auf Grund der Währungskomponente Vorsicht angesagt. Die Biotech-Unternehmen schlossen das Jahr 2002 mit einer Reihe von Zulassungen positiv ab, und in den ersten Wochen des neuen Jahres werden die Gremien der US-Zulassungsbehörde FDA entscheiden, welche Stimmung im 1. Halbjahr 2003 herrschen wird. Insgesamt beurteilen wir die Perspektiven des Gesundheitsbereiches im Jahr 2003 relativ positiv.

Für den Pharmabereich gehen wir von wieder höheren globalen Wachstumsraten im oberen einstelligen bis unteren zweistelligen Bereich aus. Das gilt insbesondere für die US-Unternehmen, weniger für Europa und Japan. Die Aktien werden mit relativ günstigen Bewertungen gehandelt - sowohl marktbezogen als auch im Vergleich mit historischen Tiefstkursen. Da die Phase des Erlöschens vieler Patente einstweilen beendet ist, stellen sich die Unternehmen wieder attraktiv dar. Und letztlich sind die Dividendenrenditen bei zahlreichen Unternehmen mit vielfach weit über 2,5 % besonders attraktiv.

Negativ könnte sich auswirken, dass global weiterhin ein zunehmender Trend zu Preiskontrollen besteht. In Europa kennt man solche Kontrollen bereits seit geraumer Zeit, Japan praktiziert sie schon seit Jahren, und in den USA wird 2003 wahrscheinlich eine gewisse Form der Erfassung verschreibungspflichtiger Medikamente eingeführt. Obwohl die Branche hiervon nicht unmittelbar bedroht ist, könnte dies der Mitsprache der US-Regierung bei der Preisfestsetzung von Medikamenten Tür und Tor öffnen.

Biotech-Aktien sind derzeit sowohl historisch gesehen als auch im Vergleich mit dem breiteren Markt günstig bewertet. Die Unternehmen haben in den beiden vergangenen Jahren nicht die erwartete Performance gezeigt, könnten aber jetzt für neue Produkte und ein beschleunigtes Wachstum gerüstet sein. Die Branche wird im Verlauf des Jahres signifikante neue Daten, FDA-Gremien und Produktzulassungen sehen, und die Frequenz solcher positiver Ereignisse könnte sich bis ins Jahr 2004 hinein beschleunigen. Neuprodukt-Zyklen waren schon immer der wichtigste Ansporn für Biotech-Aktien. Obwohl der neue Zyklus erst im Laufe dieses Jahr beginnt, gehen wir von einem positiven "Biotech-Jahr 2003" aus.

Wahrscheinlich größtes Risiko ist und bleibt die Nicht-Zulassung von Produkten, das wir bei unserer Einschätzung für dieses Jahr allerdings berücksichtigt haben. Viele das Wachstum ankurbelnde Produkte sind unlängst zugelassen worden, andere haben bereits ein positives Feedback seitens der FDA erhalten. Unsere "Top Picks" spiegeln das wider. Negativ auf die Biotech-Branche könnte sich auswirken, dass sich die Aufwendungen der großen Pharmaunternehmen für die biotechnologische Forschung und Entwicklung verringert haben, was sich auf "Werkzeug- und Dienstleistungsunternehmen" mehr als auf Produktentwickler auswirkt. Bei 58 % der Unternehmen reichen die finanziellen Mittel weniger als zwei Jahre lang, 40 % kommen weniger als ein Jahr lang über die Runden. Sollte sich das Finanzierungsfenster nicht öffnen, könnte eine Reihe kleinerer Unternehmen in Schwierigkeiten geraten. Andererseits könnte dies zu einer weiteren Konsolidierung führen und Chancen für rentable, stark kapitalisierte Unternehmen eröffnen.

Quelle: DWS

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