Kommentar
09:42 Uhr, 17.02.2003

DWS - Markteinschätzung diverse Branchen

Konsum

Die Einzelhandelsbranche befindet sich in Deutschland - wie im gesamten Europa - im Umbruch. Fusionen und Übernahmen haben in den vergangenen Jahren immer größere Unternehmensgruppen entstehen lassen. Ein neuer Trend ist auch bei der Gestaltung der Sortimente zu beobachten: das Angebot von Eigenmarken.

Während Eigen- bzw. Handelsmarken in Deutschland erst in der jüngeren Vergangenheit an Bedeutung gewonnen haben, nehmen sie in Ländern wie Frankreich und vor allem Großbritannien bereits eine herausragende Stellung ein: Auf der Insel liegt der Anteil von Handelsmarken am Gesamtumsatz der großen Lebensmittelhändler bei rund 37 %, in Frankreich sind es ca. 25 %. Der britische Marktführer Tesco führt mittlerweile drei Linien von Eigenmarken im Sortiment.

Worin liegt der Vorteil von Eigenmarken? Für die Kunden am wichtigsten: Die Produkte sind preisgünstiger als vergleichbare Markenartikel. Für den Einzelhandel zählt insbesondere, dass er durch den exklusiven Vertrieb der eigenen Marke die Kundenbindung erhöhen und die Preistransparenz für die Käufer erschweren kann. Das dank ersparter Werbeaufwendungen für Marken und der "Einkaufsmacht" der Händler günstigere Preisniveau dokumentiert sich in Deutschland am deutlichsten bei den großen Discountern wie Aldi, Lidl und Penny, die fast ausschließlich preisgünstige Eigenmarken verkaufen. Teilweise sind diese fast schon so bekannt wie die konkurrierenden Markenartikel.

Die Konsequenzen für den Einzelhandel: Ein Wechsel zu Eigenmarken führt zwar zu schwächer steigenden Umsätzen, wie auch die jüngsten Zahlen des deutschen Marktführers Metro zeigen. Aber auf Grund der höheren Margen bleibt der absolute Gewinn unverändert oder steigt sogar leicht. Es liegt auf der Hand, dass die Folgen für die Hersteller von Markenartikeln hingegen unangenehm sind. Der Erfolg der Eigenmarken geht vor allem zu Lasten der weniger bekannten Marken - in der Regel ab der drittstärksten Marke abwärts. Und die großen etablierten "Brands" müssen versuchen, ihren Marktanteil durch erhöhte Werbeaufwendungen zu halten bzw. auszubauen. Ein Beispiel für die Polarisierung der Käuferpräferenzen zwischen bekannter Marke und Eigenmarke: Im vergangenen Jahr gab es auf dem deutschen Waschmittelmarkt lediglich zwei Gewinner: der "Marken-Klassiker" Persil von Henkel und die Aldi-Handelsmarke Tandil.

Mit dem Siegeszug der Eigen- bzw. Handelsmarken gerät nahezu die gesamte Lebensmittelbranche unter Druck - in Form von Umsatzeinbußen und/oder der Notwendigkeit höherer Werbeaufwendungen. Das DWS-Fondsmanagement trägt dieser Entwicklung Rechnung und bevorzugt im Konsumgüterbereich Unternehmen, die entweder wie Nestlé und L'Oreal über starke Marken verfügen oder durch innovative Produkte einen Vorsprung vor den Eigenmarken erlangen können.

Finanzwerte

Wie im Dezember, tendierten die internationalen Aktienmärkte auch im Januar schwächer. Der US-Dollar hat gegenüber dem Euro weiter abgewertet und sich zeitweise auf über 1,08 USD/EUR verbilligt. Die Finanzwerte gaben mit dem allgemeinen Trend ebenfalls nach; insbesondere Bank- und Versicherungswerte sind zurück gefallen.

Relativ gut behaupten konnten sich US-amerikanische und kanadische Bank- und Lebensversicherungstitel. Die Berichte zum Geschäftsergebnis im 4. Quartal 2002 haben weitgehend die Erwartungen getroffen. Besonders gut hat sich das Hypotheken- und Retailgeschäft entwickelt.

In den USA hat sich das Fusionskarussell weiter gedreht: BB&T Corp. hat bekannt gegeben, die Bank First Virginia für 3,4 Mrd. US-Dollar übernehmen zu wollen. Die Transaktion würde die elftgrößte Bankengruppe in den Vereinigten Staaten entstehen lassen.

Die Kursentwicklung der Finanzwerte im laufenden Jahr könnte weitgehend vom makroökonomischen Umfeld bestimmt werden. Das gilt im Bankensektor insbesondere für das Kredit-, Kommissions- und Handelsgeschäft. Eine große Rolle werden auch die Risiken durch weitere Kreditausfälle spielen. Angesichts des niedrigen Zinsniveaus dürften sich Versicherungen weiterhin schwachen Renditen ihrer Anlageinvestments und damit Druck auf den Gewinnen gegenüber sehen. Gleichzeitig könnten Sach- und Rückversicherer nach wie vor von den hohen Prämiensteigerungen profitieren.

Japanische Bankentitel könnten in steigendem Maße unter dem Einfluss möglicher Änderungen seitens der staatlichen Aufsichtsbehörden bei der Abschreibung von Problemkrediten und der Anrechnung von Kernkapital stehen.

Wie die Aktienmärkte insgesamt, könnten auch die Finanzwerte angesichts der geopolitischen Unsicherheiten kurzfristig gesehen volatil bleiben.

Der Fonds DWS Finanzwerte bleibt defensiv ausgerichtet; bei der selektiven Titelauswahl steht die Unternehmensqualität im Vordergrund.

Rohstoffe

Die angespannte geopolitische Situation (Irak, Nordkorea), die Streiks in Venezuela und über Erwarten hohe Bestandsentnahmen in den Vereinigten Staaten haben den Ölpreis im Januar erneut über 33 US-Dollar steigen lassen. Ölaktien haben davon allerdings nicht profitiert. Im Gegenteil, ihre Performance war enttäuschend. Zum Kursrückgang beigetragen haben dürften die unter starken Mittelabflüssen leidenden Fonds; angesichts der Index-Übergewichtung haben sich offensichtlich die großen Namen der Branche zum Verkauf angeboten. Die aktuellen Kurse entsprechen einem Ölpreis von 15 US-Dollar, zudem sind die Dividenden mit 3 % bis 5,5 % attraktiv. Insofern und angesichts niedriger Lagerbestände könnte eine Erholung bevor stehen. Das gilt auch für Aktien von Ölservice-Gesellschaften.

Im Januar hat sich die Gold-Rally bei einem Preisanstieg von 348 auf 370 US-Dollar fortgesetzt. Hauptgrund scheint, neben dem Irak-Konflikt, der schwächere US-Dollar zu sein. "Frisches Geld" ist fast ausschließlich den hoch kapitalisierten Aktien und weniger den kleineren Unternehmen - wahrscheinlich auf Grund deren ohnehin schon hohen Bewertungen - zugute gekommen. Grundsätzlich ist es nicht ungewöhnlich, dass der Goldpreis und die Kurse von Goldaktien nicht korrelieren, insbesondere nach einer vorherigen Phase steigender Notierungen.

Der Markt für Roh- und Grundstoffe war im Januar schwächer. Die europäische Papierindustrie hat schlechte Ergebnisse präsentiert und dies auf die geringe Werbenachfrage zurück geführt. Die Chemiebranche litt unter den hohen Öl- und Gaspreisen und der verhaltenen Nachfrage. Minenaktien haben trotz guter Ergebnisse (vor allem auf Grund einer über Erwarten hohen Nachfrage Chinas nach Kupfer, Eisenerz und Aluminiumoxyd) schlechter performt, was Befürchtungen vor allem in Australien und Südafrika hinsichtlich der Aufwertung der Landeswährungen gegenüber dem US-Dollar und damit steigender Produktionskosten reflektieren könnte.

Quelle: DWS

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