Kommentar
15:00 Uhr, 17.07.2006

Druck auf die Aktienmärkte

Eine Woche mit heftigen Kursverlusten an den internationalen Aktienmärkten ist vorüber. Unter dem Eindruck zunehmender geopolitischer Spannungen, eines in bisher ungekannte Höhen steigenden Ölpreises sowie eines nicht gelungenen Starts in die aktuelle Berichtssaison, gaben viele Aktienkurse nach. Investoren flüchteten vorerst in die vermeintlich sicheren Anleihemärkte. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe notierte am Freitag erstmals seit drei Wochen wieder unterhalb von 4%. Der DAX gab um 4,6% nach, der EuroStoxx50 verlor nahezu 4%. Ähnlich war die Situation in den USA, mit Verlusten in Höhe von 3,2% für den Dow Jones sowie 4,3% an der Technologiebörse Nasdaq. Die dortigen Kursrückgänge waren nicht nur Ausdruck der angesprochenen Belastungsfaktoren, sondern auch eine Reaktion auf schwache Einzelhandelszahlen sowie auf ein rückläufiges Verbrauchervertrauen.

Die Unternehmensberichtssaison geht in den USA in ihre intensivste Phase. In den kommenden zwei Wochen veröffentlicht ein Großteil der S&P500-Unternehmen die Quartalsergebnisse. Da bisher vor allem die Ausblicke nicht überzeugen konnten, bleibt abzuwarten, ob die in dieser Woche anstehenden Veröffentlichungen Druck von den Aktienmärkten nehmen können. Insbesondere Finanz- und Technologiewerte werden mit ihren Halbjahreszahlen in den USA erwartet, in Europa neben den Technologie- vor allem Pharmawerte. Am Montag werden u.a. Citigroup, Novartis und Philips ihre Zahlen vorstellen, am Dienstag Coca-Cola, Johnson & Johnson und Yahoo, am Mittwoch folgen Apple, Bank of America, Ebay, Intel und Motorola. Donnerstag schließen sich AMD, Amgen, Ford, Google, Nokia und Roche an. Den Abschluss am Freitag bilden Caterpillar, Ericsson sowie Infineon.

Kursbestimmend sollten neben dem Ölpreis sowie den Auseinandersetzungen im Nahen Osten auch die Äußerungen des US-Notenbankchefs Ben Bernanke vor dem Bankenausschuss des Senats am Mittwoch sowie des Ausschusses für Finanzdienstleistungen des Repräsentantenhauses am Donnerstag sein. „Der Report vor dem Bankenausschuss beinhaltet u.a. die Erwartungen der US-Notenbank zur Entwicklung der Konjunktur und Inflation in diesem sowie im folgenden Jahr“, sagt COMINVEST-Fondsmanager Klaus Breil. „Moderate Töne könnten dabei die verstärkten Wachstums- und Inflationssorgen vieler Marktteilnehmer dämpfen“, so Breil. Desweiteren stehen am Dienstag Erzeugerpreisdaten und am Mittwoch die Verbraucherpreise jeweils für den Monat Juni zur Veröffentlichung an. Hiervon versuchen die Marktteilnehmer abzuleiten, welche Zinsentscheidung die Fed Anfang August treffen wird. Insgesamt steht den Aktienmärkten eine sehr volatile Woche bevor.

Die größten Marktbewegungen am Rentenmarkt gehen aktuell von den Spannungen in Nahost aus. Anleger „flüchten“ in Staatsanleihen, was zu einem freundlichen Rentenmarkt führt. Auch in der kommenden Woche dürfte dies weiter anhalten. Von fundamentaler Seite stehen mit der Rede von Fed-Gouverneur Bernanke am Donnerstag und einigen wichtigen US-Indikatoren wichtige Daten zur Veröffentlichung an. Insgesamt werden diese Indikatoren weiter auf eine Abschwächung der US-Wirtschaft hindeuten. Sowohl der Empire State Indikator als auch der Philadelphia Fed Indikator dürften daher rückläufig sein. Auch die Immobiliendaten erwartet COMINVEST weiter schwach. Da von Euroland nur wenig wichtige Einflussfaktoren in der Woche veröffentlicht werden, sollte dies – sofern sich die Nahost-Krise nicht weiter zuspitzt – zu leichten Kursverlusten beim Bund-Future auf ca. 115,70 führen.

Quelle: ADIG

Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 24,0 Mrd. Euro in 90 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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