Kommentar
13:21 Uhr, 03.02.2021

Droht ein Long Squeeze am Aktienmarkt?

Was in Short Squeeze ist, wissen spätestens nach den Kapriolen um Gamestop und AMC die meisten. Das Gegenteil gibt es auch und ein solcher Long Squeeze droht.

Ein Short Squeeze ist aus mehreren Gründen beeindruckend. Wer eine Aktie shortet, besitzt diese nicht. Man leiht sie sich aus, verkauft sie und hofft, dass man die Aktie später billiger zurückkaufen und zurückgeben kann. Der Shortseller hat die Verpflichtung, die Aktien wieder zurückzugeben. Dadurch können Shortseller in Bedrängnis geraten, wenn diejenigen, die die Aktien eigentlich besitzen, verkaufen wollen. Im Normalfall werden ausreichend viele Aktien gehandelt und Shortseller haben keine Probleme, an Aktien zu kommen. Steigt nun aber der Kurs und müssen viele Shortseller gleichzeitig Aktien kaufen, kann das Angebot knapp sein. Um Angebot zu schaffen, muss der Preis der Aktie entsprechend stark steigen, um die Besitzer von Aktien zum Verkauf zu bewegen. Eine Knappheit an Aktien ist nicht die einzige Gefahr. Broker können Shortseller zum Glattstellen der Positionen zwingen. Hat man eine Aktie z.B. bei 100 verkauft und steigt diese auf 200, liegt der Verlust bei 100 %. Damit die Position aufrechterhalten werden kann, muss zusätzliches Geld zur Verfügung stehen. Der Broker will die Sicherheit haben, dass er nicht auf dem Verlust sitzenbleibt. Shortseller müssen Geld nachschießen, die Positionen schließen oder andere Aktien verkaufen. Das dürfte zum Teil in der vergangenen Woche der Fall gewesen sein. Aktien, die nichts mit den volatilen Titeln zu tun haben, wurden abverkauft. Shortseller sichern sich so Liquidität. Das erlebt man auch im Long Squeeze. ..

Im März 2020, als der Markt crashte, fiel auch plötzlich der sichere Hafen Gold. Wenn Gold in einer Korrektur bei Aktien ebenfalls zu fallen beginnt, wird es richtig ernst. Obwohl Gold als Zufluchtsort gilt, wird es verkauft. Anleger brauchen Liquidität, um Margin Calls zu bedienen. Alles, was sich irgendwie zu vernünftigen Preisen liquidieren lässt, wird verkauft.

Was beim Short Squeeze gilt, gilt größtenteils auch beim Long Squeeze. Anleger werden hier nicht durch steigende Kurse in Bedrängnis gebracht, sondern durch fallende Kurse. Viele Anleger, ob Klein- oder Großanleger, kaufen Aktien nicht zu 100 %, sondern auf Margin. Sie unterlegen z.B. nur 5-10 % des Wertes der Aktien mit Geld. Fällt eine Aktie dann um mehr als diesen hinterlegten Prozentsatz, muss nachgeschossen werden oder die Position wird verkauft.

Je mehr auf Kredit (Margin) spekuliert wird, desto größer ist der Druck, bei kleinen Rücksetzern zu verkaufen. Dadurch fallen die Kurse noch mehr. Weitere Margin Calls folgen usw. Kommt ein solcher Stein ins Rollen, erlebt man so etwas wie im März 2020. Es muss allerdings nicht immer so dramatisch sein. Im Kleinen kommt es regelmäßig zu solchen Margin getriebenen Abverkäufen.

Aktuell mangelt es an Spekulation auf Kredit nicht. Die Margin Debt steigt seit Monaten senkrecht an. Zuletzt gab es das vor dem Platzen der Internetblase und vor Beginn der Finanzkrise (siehe Grafik). Immer dann, wenn die Margin Debt stärker steigt als der Markt (Pfeile in der Grafik), kam es mit zeitlicher Verzögerung zu größeren Abverkäufen. Es muss schon viel gutgehen, damit es diesmal anders ausgeht.


Damit es aber überhaupt zu einem Long Squeeze kommt, muss der Markt zuerst zu fallen beginnen. Die Tatsache, dass die Margin Debt hoch ist, führt nicht dazu. Sie verstärkt lediglich den Abwärtstrend, wenn dieser beginnt. Aktuell sieht es nicht danach aus. Beginnt eine Korrektur erst einmal, sollte man hingegen nicht überrascht sein, wenn diese stark ausfällt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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