Analyse
20:00 Uhr, 05.03.2014

„Dow of Doom“ – Untergang der Börsenwelt voraus?

Mittlerweile ist sogar in den Massenmedien von einem bevorstehenden Börsencrash aufgrund gewisser Kursanalogien zu früheren "schwarzen Tagen" zu lesen. Wir untersuchen die Ankündigungen der "Untergangsgurus" aus Sicht der Wissenschaft und geben ein Fazit.

Erwähnte Instrumente

  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Kursstand: 16.367,90 Punkte (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Wer in die Suchmaschine seines Vertrauens den Begriff „Chart of Doom“ eintippt findet zahlreiche Treffer. Doch worum geht es bei diesen „Analysen“ und welche seriösen Schlussfolgerungen lassen sich tatsächlich daraus ziehen?

Der „Chart of Doom“ (zu Deutsch Weltuntergangschart) ist eine Anspielung auf den großen Börsencrash von Oktober 1929. Hierbei wird die preisliche und zeitliche Entwicklung des Dow Jones von damals mit den Kursverlauf der letzten Monate oder Jahre verglichen. Diese Analogien sollen ein Hinweis darauf sein, dass wir kurz vor einem erneuten Crash stehen. Um die Analyse nicht zusätzlich zu erschweren ist es besser, nicht den Dax-Verlauf, sondern direkt den US-Leitindex Dow Jones der jüngsten Vergangenheit mit den damaligen Kursverläufen zu vergleichen.

Blicken wir zunächst einmal auf den langfristigen Chart des Dow Jones seit 1900, welcher in der folgenden Abbildung dargestellt ist.

Dow-of-Doom-Untergang-der-Börsenwelt-voraus-Chartanalyse-Christian-Stern-GodmodeTrader.de-1

In den letzten 100 Jahren ist der Dow Jones rund um den Faktor 400 angestiegen. Daher ist es für unsere Analyse sehr wichtig eine logarithmische Darstellung zu wählen. Der Börsencrash von 1929 (rote Markierung) folgte auf einen fulminanten Anstieg in den Jahren davor. Bereits mit bloßem Auge ist erkennbar, dass der jetzige Anstieg noch nicht annähernd so fortgeschritten ist, wie in den Jahren vor 1929.

Aber wie lässt sich nun eine solche Kursähnlichkeit streng mathematisch untersuchen, um die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen?

Es gibt eine einfache, mathematische Funktion für die Bestimmung der Korrelation von zwei Zahlenreihen, welche einen Korrelationskoeffizienten zwischen -1 und +1 liefert [in Excel: Korrel()]. Dabei steht die „+1“ für vollständige Korrelation und die „-1“ für genaue Anti-Korrelation, also genau entgegengesetztes Verhalten der beiden betrachteten Zahlenreihen.

Wir suchen somit den Zeitpunkt in der Kurshistorie des Dow Jones, in dem der Korrelationskoeffizient zwischen einem vorgegebenen Zeitintervall (von heute aus) mit dem gleichen Zeitintervall in der zurückliegenden Kursentwicklung des Dow Jones nahe „+1“ ist.

Dieser Korrelationskoeffizient ist für die Zeitintervalle „3 Jahre“, „5 Jahre“ und „10 Jahre“ in folgender Abbildung dargestellt.

Dow-of-Doom-Untergang-der-Börsenwelt-voraus-Chartanalyse-Christian-Stern-GodmodeTrader.de-2

Schauen wir uns die Ergebnisse an Hand der blauen Kurve einmal etwas genauer an. Der Kursverlauf der letzten 5 Jahre wurde gewissermaßen einmal durch die letzten 100 Jahre „geschoben“ und die jeweilige Korrelation bestimmt (siehe auch nächste Abbildung).

Definitionsgemäß schwankt der Wert zwischen -1 und +1 und endet exakt bei +1, weil hier ja der Kursverlauf der letzten 5 Jahre mit sich selbst korreliert wird und somit eine +1 ergeben muss. In der Vergangenheit gibt es einige Zeitpunkte, wo der Korrelationskoeffizient nahe „+1“ ist. Es finden sich Maxima in der Korrelation bei: a) 04.06.1928, b) 17.03.2000, c) 18.01.2008, d) 31.07.1946 und e) 29.01.1987. Diese 5 Zeitpunkte weisen somit die größte Übereinstimmung mit dem aktuellen Kursverlauf der letzten fünf Jahre auf. Andere Zeitintervalle (kleiner und größer) erweisen sich als weniger aussagekräftig.

Um diese Übereinstimmung einmal etwas besser zu visualisieren ist in der folgenden Abbildung der aktuelle Kursverlauf der letzten fünf Jahre zeitversetzt und mit einem Faktor skaliert im langfristigen Chart des Dow Jones dargestellt.

Dow-of-Doom-Untergang-der-Börsenwelt-voraus-Chartanalyse-Christian-Stern-GodmodeTrader.de-3

Die Übereinstimmung mit den damaligen Kursverläufen sieht jeweils bestechend gut aus, was natürlich dem Korrelationskoeffizienten nahe dem Wert 1 geschuldet ist. Auch hier erkennt man wieder mit bloßem Auge, dass sich im zeitlichen Anschluss an die gute Übereinstimmung kein einheitliches Bild bezüglich einer nachfolgenden Trendrichtung herauskristallisiert hat. Um dennoch den Versuch zu unternehmen, werden in der folgenden Abbildung die jeweiligen Kursverläufe normiert auf den größten Korrelationszeitpunkt dargestellt.

Dow-of-Doom-Untergang-der-Börsenwelt-voraus-Chartanalyse-Christian-Stern-GodmodeTrader.de-4

Greifen wir zunächst einmal den Gedanken vom Beginn des Artikels auf. Wenn wir also im Moment einen ähnlichen Verlauf wie in den 30'er Jahren unterstellen, dann haben wir noch gut 1,5 Jahre Bullenmarkt voraus. Verläuft hingegen alles ähnlich zum Jahr 2000, dann schleppen wie uns noch gut ein Jahr durch eine zähe Seitwärtsphase. In Anlehnung an 1987 stehen uns noch ein paar gute Monate bevor - dann geht es aber auch in einem Rutsch abwärts. Lediglich im Vergleich zu 1946 steht ein 20% Absturz kurz bevor, im Vergleich zu 2008 haben wir noch ein paar Monate Zeit.

Fazit: Der Vergleich zu historischen Kursverläufen liefert zwar interessante Einblicke, eine gute Prognose kann jedoch aus wissenschaftlicher Sicht heraus nicht erzielt werden. Es gibt sehr wohl ähnliche Kursverläufe in der Vergangenheit im Blick auf die letzten Jahre, die nachfolgende Kursentwicklung ging jedoch sowohl nach unten, nach oben oder nur seitwärts. Nichtsdestotrotz ist die Methodik „Korrelationskoeffizient“ ein mächtiges Tool für Intermarketanalysen, Kursmustererkennung und viele andere Methoden, die einen deutlichen Gewinnvorteil liefern.

Die Teilnehmer des Project Futures erfahren noch in dieser Woche in einem Spezial-Webinar weitere Details zum effektiven Vergleich von Kursverläufen, Intermarketanalysen und weiteren, gewinnbringenden mathematischen Techniken.

Herzliche Grüße

Dow-of-Doom-Untergang-der-Börsenwelt-voraus-Chartanalyse-Christian-Stern-GodmodeTrader.de-5

Die Autoren Dr. Stefan Friedrichowski, Trader & Physiker und Christian Stern, Leiter Trading- und Ausbildungsservice Project Future

Folgen Sie mir auf meinem neuen, kostenlosen Expertendesktop oder Treffen Sie mich auf dem Börsentag in München am 29.03.2014!

**************

Erleben Sie einen Tag lang live, wie Berufstrader handeln! Auch mein Kollege Heiko Behrendt ist Teil der Live Trading Roadshow von IG Markets & GodmodeTrader. Treffen Sie ihn und weitere Experten in München, Berlin, Düsseldorf, Stuttgart und Frankfurt und melden Sie sich jetzt an.

**************

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

12 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Christian Stern
    Christian Stern

    @BOPPO: wie kommen sie darauf, dass wir "nur" mit excel gearbeitet haben?

    13:19 Uhr, 07.03.2014
  • jh2015
    jh2015

    Dieser Artikel über den Chart of Doom liest sich ganz nett. Meines Erachtens könnte das Fazit auch lauten, "einfach nichts machen und wachsen lassen" . Ein Kunde sagte kürzlich, "meine BASF Aktien haben einen Einstand von 4,95 Euro. Ich besitze sie seit den Fünfzigern. Die Div. kommt noch hinzu. Hätten Sie eine bessere Anlage gehabt?"

    12:49 Uhr, 06.03.2014
  • Investor
    Investor

    Ich habe ein Problem mit den bisherigen Aussagen

    Angenommen Charttechnik funktioniert, dann gilt

    - gleiche pattern führen wahrscheinlich zu gleichen Reaktionen. d.h. bei jeder pattern Analyse (nicht nur bei einem Wert), gibt er eine Wahrscheinlichkeitsverteilung der Reaktionen (zB 10% führen zu 20% Steigerung, 15% fallen um 15%).

    - Wichtig ist, daß eine Wahrscheinlichkeitsverteilung nicht gleichverteilt ist, sondern eine Richtung übergewichtet. Sonst habe ich keinen Erkenntnisgewinn für einen trade

    - In dieser Analyse wird weder ein allgemeines pattern bei mehreren Werten untersucht noch eine Wahrscheinlichkeitsverteilung bestimmt. Damit ist die Aussage im Grunde vergleichbar zu, wenn ein pattern im chart auftaucht, dann gibt es eine 50% chance, dass sich ein früheres Verhalten wiederholt oder nicht.

    Da die Charttechnik scheinbar funktioniert, dann sollte eine statische pattern Analyse eigentlich erfolgreich sein. Ich bin zu wenig in der Materie, wie man eine sinnvolle Wahrscheinlichkeitsverteilung bestimmen kann.

    Aber dies wäre eine interessante Untersuchung für ein mechanisches Handelssystem

    11:38 Uhr, 06.03.2014
    3 Antworten anzeigen
  • Bertoli23234
    Bertoli23234

    Sorry - ich verstehe Ihr Fazit nicht. Einerseits schreiben Sie, dass durch die Korrelationsanalyse keine wissenschaftlichen Erkenntnisse gewonnen werden können, und dass bei ähnlichen Entwicklungen in der Vergangenheit die Folgeentwicklung nicht bestimmbar sei. Andererseits erklären sie die Korrelationsanalyse zu einem mächtigen Tool. ?? Was denn nu? kann ich damit was anfangen oder nicht? Wenn mir die Analyse keinen Prognose-Mehrwert liefert, weshalb soll sie dann mächtig sein??

    Danke und Gruß

    10:09 Uhr, 06.03.2014
    2 Antworten anzeigen
  • BOPPO
    BOPPO

    Statistik ist keine Mathematik. In der Statistik werden mathematische Verfahren genutzt, die an bestimmte Voraussetzungen geknüpft sind. Während in der Technik diese Voraussetzungen erfüllt sind, sind dort sehr zuverlässige Prognosen möglich. Ich habe aber immer Schiffbruch erlitten (indem die Prognosen nicht eintraten) wenn die Daten durch menschliche Entscheidungen beeinflußt werden ( z.B Pilotenverhalten, Passagieraufkommen bei einem Rufbus)

    Trotzdem sind die hier vorgestellten Analysen interessant. Aber mit Prognosen muß man vorsichtig sein.

    09:46 Uhr, 06.03.2014
    1 Antwort anzeigen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Christian Stern
Christian Stern

Christian Stern beschäftigt sich seit nunmehr zehn Jahren mit den Finanzmärkten. Neben dem Fokus auf die Technische Wertpapieranalyse stellt er auch Zusammenhänge mit fundamentalen Ereignissen her. Im erfolgreichen Eigenhandel nutzt er Fachwissen verschiedenster Spezialgebiete wie dem Trading mit dem Marktprofil oder dem Zusammenspiel der Zeiteinheiten Intraday. Sein Hauptaugenmerk im alltäglichen Handel gilt dabei dem volumenstarken Handel rund um die Markteröffnungen in Europa und Amerika.In seinem Ausbildungs- und Trading-Service Project Future bei GodmodeTrader werden Trader mit ersten Erfahrungen am Kapitalmarkt auf ihrem Ausbildungsweg, hin zum professionellen Börsenhändler, begleitet. Feste, intelligente und risikoarme Tradingsetups und -strategien werden zunächst mit wenig Eigenkapital im Bereich der CFDs trainiert, um im späteren Verlauf der Ausbildung in den Futurehandel übertragen zu werden.

Mehr Experten