Kommentar
18:03 Uhr, 18.07.2006

Double Bubble Systematik - Die Trendwende frühzeitig erkennen

Im Folgenden wird eine gekoppelte Variante erläutert, wie ein zyklisches Top (Bubble) im Wochenchart des Nasdaq100/ Nasdaq Composite (Double) hergeleitet werden kann, das zu einer etwa 3-6-monatigen Gegenbewegung führt, kurz die „Double Bubble“ Systematik.
Werkzeuge:
Was wird benötigt? Die eigentliche Charttechnik der beiden Primärindizes wird zunächst komplett ausgeblendet. Die Systematik stützt sich ausschließlich auf Indizes, die auf besondere Art und Weise die Nasdaq100 Aktien bzw. Aktien des Nasdaq Composite erfassen. Der erste Teil der gekoppelten Systematik ist Ihnen ggf. bekannt. Es handelt sich um den Bullish Percent Index (siehe Grafik 1, schematische Darstellung), der anzeigt wie viele Nasdaq100 Aktien ein Kaufsignal im Point & Figure Chart vorzuweisen haben (Kürzel: BPNDX). Nun kommt die Neuerung ins Spiel. Signale des Bullish Percent Index sind erst gültig, wenn auch ein weiteres Sekundärinstrument parallel dazu eine Extremsituation anzeigt (siehe Grafik 2, schematische Darstellung). Genutzt wird hierzu ein Index, der angibt wie viele aller Nasdaq Composite Aktien oberhalb des MA50 notieren (Kürzel: NAA50).

GRAFIK 1: Schematische Darstellung des BPNDX (in Prozent) - Der Bullish Percent Index ist ein gängiger marktbreiter Indikator der berechnet wird aus dem Ratio der Anzahl Aktien mit einem Kaufsignal im Point and Figure Chart zur Anzahl der Aktien mit einem Verkaufssignal im Point and Figure Chart. Bei Werten oberhalb von 70% und unterhalb von 30% erreicht der BPNDX seine Extremzonen. Kaufsignale werden generiert, wenn der BPNDX unter 30% fällt und im Anschluss +6% reversalt. Verkaufssignale werden ausgelöst, wenn der BPNDX über 70% ansteigt und im Anschluss -6% zurückfällt.

GRAFIK 2: Schematische Darstellung des NAA50 (in Aktien) – Dieser Index gibt die Anzahl der NASDAQ Composite Aktien an, die oberhalb des MA50 notieren. Bei Werten oberhalb von 1.450 und unterhalb von 650 erreicht der NAA50 seine Extremzonen. Kauf- und Verkaufssignale ergeben sich, wenn der NAA50 Index nach Erreichen seiner Extremzonen zu drehen beginnt und wieder in die neutrale Zone zwischen 650 und 1450 eintaucht.

/>Logik der Systematik:

Da der Nasdaq Composite neben dem Nasdaq100 ebenfalls starke Beachtung findet bei der Beurteilung des Gesamtmarktes der US-Technologieaktien, die Handelsinstrumente wie Future oder Optionen jedoch nur auf den Nasdaq100 ausgelegt sind, ist es sinnvoll den Composite mit in die Entscheidungsfindung zur Ermittlung zyklischer Extrempunkte einzubeziehen. Dadurch stützen sich die Tradingentscheidungen auf ein breiteres Fundament, was letztlich zu einer Erhöhung der Erfolgschancen beiträgt.

Regeln:

So sollten Sie vorgehen:

Version a – zyklisches Top, positive „Bubble“: Gehen Sie Short im Nasdaq100 Index, wenn der BPNDX von einem Wert oberhalb von 70% um 6% zurückfällt, aber nur dann, wenn der NAA50 zusätzlich mindestens oberhalb von 1450 notiert. Eine erhöhte Positionsgröße ist sinnvoll, wenn neben dem Reversalsignal des BPNDX der NAA50 parallel dazu von einem Wert oberhalb von 1450 bereits wieder unter 1450 zurückgefallen ist. Bleiben Sie Short bis der BPNDX auf einen Wert von idealerweise 30% abgesunken ist.

Version b – zyklisches Tief, negative „Bubble“: Gehen Sie Long im Nasdaq100 Index, wenn der BPNDX von einem Wert unterhalb von 30% um 6% ansteigt (in Bullenmarktphasen, wie seit Herbst 2002, ist ggf. bereits der Wert 40% als untere Extremzone zu nutzen), aber nur dann, wenn der NAA50 zusätzlich mindestens unterhalb von 650 notiert. Eine erhöhte Positionsgröße ist sinnvoll, wenn neben dem Reversalsignal des BPNDX der NAA50 parallel dazu von einem Wert unterhalb von 650 bereits wieder über 650 angestiegen ist. Bleiben Sie Long bis der BPNDX auf einen Wert von 70% angestiegen ist.

Der Stop ist jeweils10 Punkte ober- bzw. unterhalb des letzten Extremwertes im Nasdaq100 Index zu platzieren.

Beispiel:

Der BPNDX fiel am 20.01.2006 ausgehend von einem zyklischen Hoch bei 72% auf 65% zurück (siehe Grafik 3, rechter Rand, sowie Grafik 5). Der NAA50 fiel zum selben Zeitpunkt von einem Hoch bei 1496 unter 1450 zurück (siehe Grafik 4, rechter Rand, sowie Grafik 6). Die Systematik generierte somt nur eine Woche nach dem zyklischen Hoch des Nasdaq100 (11.01.2006 bei 1.761) ein Shortsignal. Zu diesem Zeitpunkt war zu erwarten, dass der Nasdaq100 etwa in eine 3-6-monatige Korrektur zur Unterseite einmündet. Zum Börsenstart am 21.01.2006 wurde daher bei einem Indexstand des Nasdaq100 von 1680 eine Shortposition eröffnet. Der Stop war bei 1771 im Nasdaq100 zu platzieren. Das Signal vom 20. Januar erreichte letzte Woche nach 5 Monaten das Ziel, denn der BPNDX fiel auf 30%. Der NAA50 tauchte parallel dazu bereits auch sehr weit ab. Das letzte Hoch im Nasdaq100 Index wurde seit dem Handelssignal nicht mehr überschritten. Da der Nasdaq100 am Freitag bei 1.562 aus dem Handel ging kann somit ein Gewinn von 118 Punkten realisiert werden, wenn man dem Handelssignal seit 21.01. gefolgt wäre (siehe Grafik 5).

GRAFIK 3: Paralleldarstellung im Wochenchart mit markierten Wendenpunkten bullisch/ bärisch: BPNDX oben / Nasdaq100 unten (Stand 20.01.2006)

GRAFIK 4: Paralleldarstellung im Wochenchart mit markierten Wendenpunkten bullisch/ bärisch: : NAA50 oben/ Nasdaq Composite unten (Stand 20.01.2006)

Fazit: Die hier dargestellten "sekundären", aber sehr wirkungsvollen Analyseansätze zur Bestimmung von zyklischen Tops und Böden im NASDAQ100/ NASDAQ Composite arbeiten in der Regel sehr zuverlässig. In trendstarken Märkten kommt es in seltenen Fällen ggf. zu Fehlsignalen. Die Systematik eignet sich insbesondere zum Positionstrading auf Sicht von etwa 3-6 Monaten. Zu erwarten ist ein Trade Ergebnis von etwa 200 Indexpunkten bezogen auf den Nasdaq100 Index. Die Trade Ergebnisse lassen sich optimieren, wenn Sie zum Einstieg in eine Position nicht strikt das gekoppelte „Double Bubble“ Signal von BPNDX und NAA50 nutzen, sondern zur Feinjustierung nach Generierung des Handelssignals bspw. einen Rücklauf des Nasdaq100 Index an das mittleren Bollinger Band (MA 20) im Tageschart abwarten.

Aktueller Zusatz: Kurzfristig ist der Status "cash" (Gewinnmitnahme Short am Freitag, den 16.06.2006). Dies gilt, bis der BPNDX ausgehend vom Tief bei 30% (ggf. noch tiefer) wieder 6% zulegt (gemeint sind hier 6 Aktien = 6 Prozent, bspw. von 30% auf 36%). Da der NAA50 aktuell auch schon einen sehr tiefen Peak bei 350 Aktien gebildet hatte und sich inzwischen auf einen Wert von über 450 erholt hat, liegt der Start einer größeren Aufwärtsbewegung nahezu in der Luft (siehe Grafiken 5+6). Man sollte dem definierten Signal zum Einstieg jedoch nicht vorgreifen.

Übersichtsdarstellung der aktuellen Konstellation:

BPNDX (in Prozent): 32% (Tief 30%)
Nasdaq100: 1.563
NAA50 (in Aktien): 464 (Tief 350)
NASDAQ Composite: 2.133

GRAFIK 5: Paralleldarstellung im Wochenchart mit markierten Wendenpunkten bullisch/ bärisch: BPNDX oben / Nasdaq100 unten (Stand 16.06.2006)

GRAFIK 6: Paralleldarstellung im Wochenchart mit markierten Wendenpunkten bullisch/ bärisch: : NAA50 oben/ Nasdaq Composite unten (Stand 16.06.2006)

Info: Die Spezialcharts lassen sich zum Beispiel über stockcharts.com aufrufen.

Dieser Fachartikel wurde im TRADERS Magazin veröffentlicht.

Autor: Rocco Gräfe - Headtrader vom Godmode OS/Knock Out Trader Paket

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

Mehr über Harald Weygand
  • Prozyklisches Breakout-Trading
  • Pattern-Trading
  • Makro-Trades
  • Intermarketanalyse
Mehr Experten