Kommentar
15:01 Uhr, 01.02.2018

Double Bubble: Greenspan erwartet den Doppel-Crash

Der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan sieht gleich zwei große Blasen an den Kapitalmärkten. Noch schlimmere Folgen als die Aktienblase dürfte eine andere Blase haben, sagt Greenspan.

Der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan ist an den Märkten eine Legende. Greenspan leitete die US-Notenbank Fed von 1987 bis 2006. Kritiker werfen Greenspan noch heute vor, dass er mit seiner (für damalige Zeiten) lockeren Geldpolitik erst die Internet-Blase im Jahr 2000 und indirekt auch die US-Immobilienblase im Jahr 2008 beförderte. Greenspan warnte zwar bereits im Jahr 1996 vor "irrationalem Überschwang" an den Märkten, zog aber keine Konsequenzen daraus.

Trotz seines betagten Alters von 91 Jahren ist Greenspan noch immer ein Marktkommentator, der viel Aufmerksamkeit erfährt. Aktuell sieht Greenspan nicht nur eine, sondern gleich zwei riesige Blasen an den Finanzmärkten.

"Es gibt zwei Blasen: Wir haben eine Aktienmarktblase, und wir haben eine Anleiheblase", sagte Greenspan in einem Bloomberg-Interview am Mittwochabend. "Am Ende des Tages wird die Anleihenblase wohl die kritische Angelegenheit sein, auf kurze Sicht ist es aber nicht all zu schlecht." Mittelfristig werde es aber einen "starken Anstieg der langfristigen Zinsen" geben. "Das hat einen sehr starken Einfluss, wie Sie wissen, auf die gesamte Struktur der Wirtschaft."

Seit Anfang der 80er Jahre befinden sich die langfristigen Zinsen im Sinkflug. Sinkende Zinsen bzw. Renditen von Staatsanleihen entsprechen steigenden Anleihekursen. Seit mehr als 25 Jahren ist das Zinsniveau nicht nur in den USA, sondern so gut wie weltweit gefallen. Dieses sinkende Zinsniveau entspricht einem Bullenmarkt bei Anleihen - der nun aber zu Ende gehen könnte, wie auch Greenspan erwartet.

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Die Entwicklung des Anleihemarkts ist auch für andere Anlageklassen wie Aktien und Immobilien entscheidend. Denn die Zinsen sind sozusagen der Maßstab, ab dem alle anderen Vermögenswerte gemessen werden. Der Wert einer Aktie ist nichts anderes als die Summe aller künftigen auf die Aktie entfallenden Unternehmensgewinne bzw. Cashflows. Diese künftigen Erträge müssen anhand der sogenannten Barwertmethode abgezinst bzw. diskontiert werden. Der Abzinsungsfaktor schwankt dabei mit dem Zinsniveau. Steigen die Zinsen, bedeutet dies automatisch, dass der heutige Barwert künftiger Gewinne bzw. Cashflows sinkt. Damit sinkt auch automatisch der Wert von Aktien, Immobilien und anderen langfristigen Vermögenswerten. Sollten die Zinsen also nachhaltig steigen, würde das wohl auch andere Anlageklassen schwer belasten.

Das Hauptproblem für die US-Wirtschaft sieht Greenspan in den stark gestiegenen Pensionsansprüchen, die einerseits nur unzureichend finanziert sind, andererseits aber auch zu einer sinkenden Produktivität führen. Gleichzeitig habe das Defizit im US-Haushalt ein auf lange Sicht unhaltbares Niveau erreicht. "Die Verschuldung ist sehr signifikant gestiegen und wir beachten das einfach nicht genug", so Greenspan.

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15 Kommentare

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  • Solid2016
    Solid2016

    Zitat: "Der Wert einer Aktie ist nichts anderes als die Summe aller künftigen auf die Aktie entfallenden Unternehmensgewinne bzw. Cashflows."

    Sie werden es mir nicht übel nehmen wenn ich dieses fragwürdige Lehrbuchmodell vollkommen in Frage stelle, nein sogar für falsch erkläre.

    Tatsächlich kann man den fairen Wert einer Aktie sehr treffsicher ermitteln indem man einfach die Dividenden eines Zeitraums, idealerweise 3-5 Jahre, ins Verhältnis setzt zu den jeweiligen Höchst- und Tiefstkursen des Jahres und daraus eine durchschnittliche minimale und maximale Dividendenrendite (im Grunde eine Risikoprämie) ermittelt mit der man wiederrum die zu erwartende oder auch die durchschnittliche Dividende, je nachdem ob meinen Sicherheitspuffer einbauen möchte, abzinst.

    Auf Grund meiner Erfahrung mit diesem Modell, dass ich seit mehreren Jahren mit einer Erfolgsquote von nahezu 100% handele bin ich der festen Überzeugung, dass alle Bewertungsmodelle, die mehr als eine Periode an künftigen Cashflows mit einbeziehen vollkommen falsch sind, wie so viele wirtschaftswissenschaftliche Modelle und Theorien, die an Hochschulen gelehrt werden.

    Auch erwähnenswert ist das Ergebnis welches man erhält wenn man die Zeitreihen der ermittelten Risikoprämien der Veränderung der Leitzinsen gegenüberstellt und feststellt, dass diese Risikoprämien sich bei vielen Unternehmen in den letzten zehn Jahren nicht verändert haben während die Leitzinsen um mehr als 5% gefallen sind.

    22:58 Uhr, 01.02.2018
  • thomas84
    thomas84

    die Frage ist zunächst wann katapultieren Sie den Nikkei auf 22200 innerhalb 24 Stunden

    18:59 Uhr, 01.02.2018
    1 Antwort anzeigen
  • einfach
    einfach

    gerade greenspan müsste es doch wissen, das es bei den anleihen in der eigenen währungen keine blase geben kann.

    die zentralbank kann jeden gewünschten zinssatz verteidigen.

    17:26 Uhr, 01.02.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Rente
    Rente

    Die Anleihen müssen im Kurs fallen, wenn die Zinsen steigen. Bei den Aktien könnte die Inflation den Gewinn der Aktien steigern und den Wertverlust durch die steigenden Zinsen ausgleichen. Das ist der Inflationsschutz in Aktien und auch Immobilien....

    15:31 Uhr, 01.02.2018
    1 Antwort anzeigen
  • nm49
    nm49

    Bitte reservieren Sie doch das Wort "Legende" für Personen, die eine positive Lebensleistung vorzuweisen haben. Alan Greenspan gehört nicht dazu.

    15:23 Uhr, 01.02.2018
  • Silberpapst
    Silberpapst

    Es ist schon erschreckend, dass Herr Greenspan, der eigentlich die größte Blase aller Zeiten (Anleihenblase) mit seiner Gelddruckerei begonnen hat und nun, wo er älter ist, geläutert erzählt, dass es böse enden wird. Vermutlich ist das ein Erleichtern seines schlechten Gewissens.

    15:18 Uhr, 01.02.2018

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Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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