Kommentar
08:36 Uhr, 02.06.2004

Dominierendes Thema bleibt der Ölpreis

Die amerikanischen Börsen zeigten sich vergangene Woche insgesamt in fester Verfassung. Dominierendes Thema war erneut der Ölpreis, welcher an den Aktienmärkten eine regelrechte Berg- und Talfahrt auslöste. Alle anderen Faktoren wurden davon in den Hintergrund gedrängt. Dabei fielen die Konjunkturdaten überwiegend positiv aus. So verbesserte sich beispielsweise das Verbrauchervertrauen im Mai. Der vom Wirtschaftsforschungsinstitut Conference Board ermittelte Index für das Konsumentenvertrauen kletterte von revidierten 93,0 Punkten im Vormonat auf 93,2 Punkte. Außerdem wurde auch das BIP-Wachstum für das erste Quartal von zunächst 4,2 auf nun 4,4 Prozent nach oben korrigiert und der Chicagoer Einkaufsmanagerindex stieg sich von 63,9 auf jetzt 68,0 Punkte. Überraschend deutlich sind allerdings die Auftragseingänge für langlebige Güter zurückgegangen.

Die Aktienkurse konnten sich nach dem leichten Abbröckeln des Ölpreises auf breiter Front verbessern. Kräftig nach oben ging es dann unter anderem mit dem Flugzeugbauer Boeing. Dieser trotzte damit der Nachricht, dass die Regierung einen Großauftrag zum Kauf von Tankflugzeugen um sechs Monate verschiebt. Technologiewerte insbesondere aus dem Softwarebereich zählten im Übrigen zu den Favoriten, nachdem Spekulationen auf zusätzliche Aufträge das Kaufinteresse neu anfachten. Die Aktien von Siebel Systems kletterten dabei um über 8 Prozent. Entsprechend freundlich präsentierte sich die Computerbörse NASDAQ. Einen Sprung von über 10 Prozent machte hier ferner Lucent Technologies. Der Telekomausrüster hatte zuvor einen Auftrag vom Mobilfunkbetreiber Cingular Wireless gemeldet.

Zulegen konnten per saldo ebenfalls die Aktien an der Tokioter Börse. Impulse kamen - neben den guten Vorgaben aus den USA - von den jüngsten Zahlen zur japanischen Industrieproduktion und den Haushaltsausgaben, die eine anhaltende Wirtschaftsbelebung anzeigen. Zuvor bewirkte allerdings die Schwankung des Ölpreises auch am fernöstlichen Aktienmarkt eine erhöhte Volatilität.

Im Wochenvergleich freundlich tendierten die Aktienkurse in Europa. Wie an den anderen Börsen richtete sich das Hauptaugenmerk der Investoren auf die Energiepreisentwicklung. Entsprechend schwankungsanfällig zeigten sich die hiesigen Dividendenpapiere. Von den Unternehmen kamen vergleichsweise wenig Neuigkeiten. Der belgisch-niederländische Finanzdienstleister Fortis meldete zwar für das erste Jahresviertel die Rückkehr in die Gewinnzone, die Titel konnten davon aber kaum profitieren. Ein Thema war ansonsten wieder das angeschlagene französische Unternehmen Alstom. Der Technologiekonzern erwartet in den kommenden Monaten eine unverändert schwache Nachfrage nach seinen Kraftwerken. Zuvor hat das Unternehmen einen Sanierungsplan für die nächsten vier Jahre vorgelegt, sich aber zugleich auch gegen eine Kapitalverflechtung mit Siemens ausgesprochen. Eine Verbindung zu einem anderen Industrieunternehmen ist hingegen wahrscheinlich. In Deutschland konnte sich der Aktienmarkt trotz der verhaltenen Konjunkturdaten von Ifo-Geschäftsklimaindex und GfK-Konsumklimastudie weiter erholen. Allerdings ließ die Ankündigung der Lufthansa, eine Kapitalerhöhung durchzuführen, um damit den Kauf von Airbus-Großraumflugzeugen zu finanzieren, ihre Papiere spürbar nachgeben. Überraschende Nachrichten kamen außerdem von der Deutschen Telekom. Die Bonner Gesellschaft wird von der amerikanischen Cingular Wireless die Mobilfunknetze in Nevada und Kalifornien übernehmen und damit ihr Geschäft in den USA deutlich ausbauen. Die amerikanische Mobilfunktochter T-Mobile USA zahlt für die Netze rund 2,3 Milliarden US-Dollar. Die Anleger sahen dies offensichtlich positiv und die T-Aktie legte per saldo zu. Gefragt waren außerdem Technologieaktien wie SAP und Infineon. Ansonsten ist erneut ein Börsengang kurzfristig abgesagt worden. Die Autoservicekette Auto-Teile-Unger (A.T.U.) verschob wegen des aktuell schwierigen Marktumfeldes ihre Aktienplatzierung auf unbestimmte Zeit. Ursprünglich erhoffte sich die Gesellschaft einen Emissionserlös von schätzungsweise einer Milliarde Euro, der momentan aber wohl nicht zu erreichen war. Die Marktteilnehmer setzen nun auf das Going Public der Postbank, die ihr Börsendebüt für den 16. Juni plant.

Nachrichten von Unternehmensseite stehen in dieser Woche nicht im Vordergrund. Dafür dürften Konjunkturindikatoren die Märkte verstärkt beeinflussen. Für Deutschland, Frankreich und Italien stehen unter anderem Einkaufsmanager- und Dienstleistungsindizes auf der Agenda. Zudem trifft sich am Donnerstag der EZB-Rat. Aus den USA kommen ferner Zahlen zu den Bauausgaben und Industrieaufträgen sowie die ISM-Indizes. Ferner treten am Donnerstag die Öl- und Energieminister der OPEC zu einem außerordentlichen Treffen zusammen, um über die weitere Preisentwicklung des schwarzen Goldes zu beraten. Entsprechend sensibel dürften die Aktienmärkte auf etwaige Äußerungen oder Beschlüsse reagieren.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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