Kommentar
14:04 Uhr, 06.08.2007

Dollar: Belastung durch Arbeitsmarktzahlen

Der US-Dollar konnte Ende Juli trotz der schlechten Nachrichten im Zusammenhang mit der Subprime-Krise gegenüber dem Euro leicht aufwerten. Ein unerwartet schwacher Arbeitsmarktbericht brachte den US-Dollar Anfang August aber wieder unter Druck und ließ ihn gegenüber dem Euro in die Nähe seines Allzeittiefs von 1,3852 EUR/USD fallen.

Konjunktur/Inflation: Konjunktur robust

Die wirtschaftliche Aktivität hat im zweiten Quartal deutlich zulegen können. Das Bruttoinlandsprodukt ist nach vorläufigen Schätzungen um 3,4 % (qoq, ann.) gestiegen. Der stärkste Wachstumsbeitrag kam vom Außenhandel. Der Arbeitsmarktbericht für Juli überraschte die Märkte zwar mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote von 4,5 % auf 4,6 % negativ. Damit bleibt die Arbeitslosenquote aber weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Das derzeit größte Risiko für die konjunkturelle Entwicklung in den USA geht von den Auswirkungen der Subprime-Krise auf die Anleihe- und Kreditmärkte aus. Die Erhöhung der Fremdfinanzierungskosten für Unternehmen und Haushalte könnte sich nachhaltig dämpfend auf die Entwicklung von Investitionen und privatem Konsum auswirken. Insgesamt betrachtet bleibt die konjunkturelle Lage aber noch robust. Das vom USConference Board ermittelte Verbrauchervertrauen stieg im Juli auf den höchsten Wert seit August 2001 und die Lohnzuwächse sind, wie der Arbeitsmarktbericht zeigt, weiterhin kräftig genug, um für moderate Konsumzuwächse zu sorgen. Die Inflationsentwicklung dürfte die Fed derzeit weniger stark beschäftigen als die Auswirkungen der Subprime- Krise auf die Finanzmärkte und die Realwirtschaft. Die Zahlen aus dem Juni deuten auf keine besorgniserregende Wiederbelebung des Preisauftriebs hin. Die Verbraucherpreise sind um 0,2 % mom (2,7 % yoy) gestiegen. Die für die Geldpolitik wichtigere Kerninflationsrate blieb mit 2,2 % im Jahresvergleich unverändert.

Fed: (Noch) keine Signale für eine Zinssenkung

Es gibt zwar keinerlei Signale für eine bevorstehende Zinssenkung durch die amerikanische Notenbank. Ob wir aber noch für längere Zeit mit unveränderten Leitzinsen rechnen können, hängt entscheidend von der Einschätzung der Fed bezüglich der Konjunkturrisiken im Zusammenhang mit der Entwicklung an den Anleihe- und Kreditmärkten und der Subprime-Krise ab. Dies ist Äußerungen von William Poole, dem Präsident der Federal Reserve Bank of St. Louis, zu entnehmen, der aber darauf hinweist, dass es für die Fed zur Zeit schwierig ist, die Konjunkturgefahren einzuschätzen. Sollte die Fed in ihrem Statement zum Zinsentscheid am 7. August und in dem am 28. August veröffentlichten Sitzungsprotokoll weiterhin von moderatem Wachstum ausgehen, würde dies den US-Dollar kurz- und mittelfristig stärken.

Finanzmärkte: Spekulanten verkaufen US-Dollar

Die jüngsten Turbulenzen an den Anleihe- und Kreditmärkten hinterließen auch Spuren bei der Positionierung der spekulativen Anleger an der Chicago Mercantile Exchange (CME). Diese haben ihre Netto-Shortpositionierung ausgebaut und damit den US-Dollar belastet. Gleichzeitg bedeutet die Netto-Shortpositionierung der Spekulanten an der CME auch ein Aufwertungspotenzial für den US-Dollar. Gute Nachrichten von den Finanzmärkten, z.B. ein optimistischer Ausblick für die US-Konjunktur im Fed-Statement zum Zinsentscheid im August, könnten die Positionierung der Spekulanten schnell umkehren und den US-Dollar stärken.

Prognose

Wir gehen weiterhin von einer robusten US-Konjunktur aus und sehen den US-Dollar im Jahresverlauf gegenüber dem Euro nach wie vor mit einer leichten Aufwertung. Der Prognose liegt auch die Erwartung unveränderter Leitzinsen in den USA über die nächsten zwölf Monate zugrunde.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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