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11:22 Uhr, 08.10.2008

DIW senkt Wachstumsprognose für Deutschland

Berlin (BoerseGo.de) - Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat seine Wachstumsprognose für Deutschland gesenkt. Demnach rechnen die Wirtschaftsforscher für dieses Jahr nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 1,9 Prozent und im nächsten Jahr von 1,0 Prozent. Bisher hatten sie ein Plus von 2,7 Prozent bzw. 1,2 Prozent prognostiziert.

Es gebe aber keine Anzeichen für eine Rezession in Deutschland, betonte Christian Dreger, Konjunkturchef des DIW Berlin. Der Rückgang der Nachfrage aus den von der Immobilienkrise betroffenen Ländern führe zwar zu einer deutlichen Delle beim deutschen Exportwachstum im ersten Halbjahr 2009. Ein Abrutschen werde jedoch durch ein stabiles Wachstum in den mittel- und osteuropäischen Ländern sowie in den Schwellenländern verhindert. Es sei auch kein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erwarten, was in der Regel als typisches Anzeichen einer Rezession gelte. Die konjunkturelle Eintrübung der letzten Monate ist nach Einschätzung des DIW im wesentlichen nicht auf die internationale Finanzkrise zurückzuführen. Der Aufschwung neige sich generell seinem Ende zu. Zudem werde der Abschwung durch statistische Effekte stark überzeichnet.

Das DIW Berlin schätzt die Gefahr einer Ansteckung der Realwirtschaft durch die Finanzkrise für Deutschland eher als gering ein, denn die Situation unterscheide sich in mehrfacher Hinsicht von der US-amerikanischen: Der Immobilienmarkt in Deutschland sei stabil, eine Spekulationsblase gebe es nicht. Auch die Immobilienfinanzierung stehe in Deutschland auf einem deutlich solideren Fundament. Zudem sei der Anteil des Finanzgewerbes an der Gesamtwirtschaft in Deutschland nur etwa halb so hoch wie in den USA und eher vom traditionellen Bankgeschäft geprägt. Die Probleme beschränkten sich in Deutschland deshalb auf den Interbankenhandel - Stichwort: Hypo Real Estate.

Eine Belebung der Konjunktur erhofft sich das DIW Berlin von der Europäischen Zentralbank. Die Inflation in der Eurozone liege zwar deutlich über den selbstgesteckten Zielen. Dies liege jedoch nicht an einer zu lockeren Geldpolitik der EZB. Ursache seien vielmehr externe Faktoren wie hohe Energie- und Lebensmittelpreise. Angesichts der zurückgehenden Inflation sieht das DIW Berlin neuen Spielraum für eine Zinssenkung. "Die Europäische Zentralbank sollte diesen Spielraum nutzen," sagte DIW-Präsident Prof. Dr. Klaus Zimmermann anlässlich der Vorstellung der Herbstgrundlinien 2008.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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