DIW: Konjunkturbarometer fällt im November weiter
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sinkt im November den dritten Monat in Folge und steht mit nun 85,3 Punkten fast drei Punkte niedriger als im Oktober. Das gab das Institut bekannt. Damit entferne sich der Barometerwert deutlich von der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeigt. Nachdem diese im dritten Quartal 2023 minimal um 0,1 Prozent geschrumpft sei, seien die Aussichten auf ein kleines Plus im vierten Quartal zwar weiterhin intakt. "Die deutsche Wirtschaft kommt nur mühsam aus dem Tal heraus", sagte aber Timm Bönke, der Co-Leiter des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik im DIW.
Die hohen Zinsen und nur allmählich zulegende Reallöhne belasteten die deutsche Wirtschaft. "Der positive Beitrag der Außenwirtschaft konnte dies bis zuletzt nicht kompensieren. Und nun haben sich die geopolitischen Unsicherheiten durch den Krieg im Nahen Osten noch beträchtlich erhöht", sagte Bönke. Hinzu komme das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu einer strikten Auslegung der Schuldenbremse und dessen Folgen, erklärte Geraldine Dany-Knedlik, Co-Leiterin des DIW-Konjunkturteams. Der voraussichtliche Wegfall einiger geplanter Unternehmenssubventionen dürfte die Investitionstätigkeit "vor allem in den kommenden beiden Jahren deutlich belasten, sollte keine alternative Finanzierung gefunden werden".
Immer noch ist die Lage laut DIW vor allem in der Industrie eingetrübt. Im September sei die Industrieproduktion weiter gesunken. Besonders der langjährige Vorzeigebereich der deutschen Wirtschaft, die Automobilindustrie, schwächle merklich. Das Institut sah aber auch Lichtblicke, die auf eine langsame Verbesserung der Lage hindeuteten. So hätten sich die Geschäftserwartungen für die Industrie insgesamt im November etwas verbessert, und auch bei den Auftragseingängen habe sich zuletzt eine Erholung angedeutet, vor allem aus dem Ausland seien mehr neue Aufträge verzeichnet worden. Gemischte Signale kämen vom Bau, wo die Lage im Wohnungsbau weiterhin kritisch sei, aus dem Nichtwohnungsbau aber zuletzt positive Impulse gekommen seien.
Bei den Dienstleistungen sei die Lage wie schon in den vergangenen Monaten etwas besser als in der Industrie, bleibe aber ebenfalls eingetrübt. Ein kräftiger Aufschwung sei momentan nicht in Sicht. Die Umsätze im Einzelhandel seien zuletzt weiterhin schwach gewesen, der schrittweise Rückgang der Inflation und die steigenden Reallöhne hätten die Kauflaune der Menschen bis jetzt kaum verbessert. Immerhin sei die Lage auf dem Arbeitsmarkt trotz einer leichten Abkühlung weiterhin gut. Ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit zeichne sich nicht ab. "Die deutsche Wirtschaft wartet schon länger auf einen kräftigen Aufschwung!, so DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. "Die finanzpolitischen Turbulenzen drohen nun den erhofften zaghaften Aufschwung wieder abzuwürgen."
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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