Nachricht
10:45 Uhr, 28.02.2024

DIW-Konjunkturbarometer fällt im Februar deutlich

Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones) - Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist im Februar deutlich auf 83,2 Punkte von 91,2 Zählern im Januar gesunken. "Damit liegt der Barometerwert wieder sehr deutlich unter der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeigt", erklärte das Institut. "Nachdem das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2023 um 0,3 Prozent geschrumpft ist, schwinden die Hoffnungen auf ein kleines Plus im Auftaktquartal 2024." Das Konjunkturbarometer deute nun darauf hin, dass die Wirtschaftsleistung auch im laufenden Quartal leicht schrumpfe.

"Die deutsche Wirtschaft tut sich schwer damit, einen Weg aus dem Konjunkturtief zu finden", sagte Timm Bönke, Co-Leiter des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik im DIW. "Sie kämpft weiterhin mit den Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine, den höheren Zinsen, unklaren wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie der nur moderat zulegenden Weltwirtschaft." Auch das Erstarken populistischer und extremer Parteien trage nicht dazu bei, dass die Unternehmen in Deutschland zuversichtlicher in die Zukunft blicken könnten.

Vor allem die Industrie warte weiter auf den Aufschwung. Bei der Industrieproduktion sei kein Ende der Schwächephase in Sicht; die Geschäftserwartungen im Verarbeitenden Gewerbe seien im Februar wieder etwas zurückgegangen, und auch bei den Auftragseingängen deute sich keine Erholung an. Die Nachfrage aus dem In- und Ausland stottere, vor allem wenn man die Großaufträge ausklammere. "Die hohen Energiepreise und die verhaltene Weltkonjunktur lasten weiterhin auf der deutschen Industrie", sagte DIW-Konjunkturexpertin Laura Pagenhardt. "Dazu kommt die wirtschaftspolitische Unsicherheit, die zunehmend Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland weckt und die Investitionsfreude dämpft."

Bei den Dienstleistungen sei die Lage wie schon in den vergangenen Monaten etwas besser, bleibe aber ebenfalls eingetrübt. Die Umsätze im Einzelhandel schwächelten; der schrittweise Rückgang der Inflation und die steigenden Nominallöhne hätten die Kauflaune der Menschen bis jetzt kaum verbessert. Das Konsumklima sei seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine deutlich gedämpft. Auch die Lage am Arbeitsmarkt habe sich etwas abgekühlt, bleibe aber trotz der Konjunkturschwäche weiterhin gut.

Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com

DJG/ank/hab

Copyright (c) 2024 Dow Jones & Company, Inc.