Kommentar
10:07 Uhr, 11.12.2002

DIT - Jahresendrallye?

Nach den kräftigen Kursgewinnen seit dem Tiefpunkt im Oktober keimt wieder Hoffnung an den Aktienmärkten auf. Wird sich der Kursaufschwung zu einer richtigen Jahresendrallye mausern? Die Stimmung jedenfalls ist so gut wie schon lange nicht mehr. Gute Nachrichten von Unternehmens- und Konjunkturseite wurden gefeiert und mit Kursgewinnen belohnt, schlechte Nachrichten wurden ignoriert oder führten nur zu kurzfristigen Rückschlägen. Europa führte im November die Kursgewinner an, gefolgt von Nordamerika. Ein Blick zurück auf die letzten drei Monate zeigt aber auch, dass die Aktienmärkte lediglich dort stehen, wo sie schon Anfang September waren. Immerhin, das Tief ist ausgebügelt. Und die Marktteilnehmer sind wieder deutlich risikofreudiger geworden. Bei den Branchen setzten die Anleger auf IT und Telekommunikation - in der Hoffnung, dass die wirtschaftliche Situation dieser Sektoren inzwischen ihren Tiefpunkt hinter sich gelassen hat. Außerdem waren Rohstoffwerte gefragt.

Stimmung und Lage

Ein Blick auf die Konjunktur- und Unternehmensdaten zeigt, dass die Märkte einen deutlichen Sentimentwandel vollzogen haben. Denn der Datenkranz allein taugt nicht für kräftige Kursgewinne. Zwar hat sich die eine oder andere Verbesserung ergeben - so sind z. B. die USAufträge für langlebige Wirtschaftsgüter, die USVerbrauchervertrauensindizes und der ISMDienstleistungsindex gestiegen - aber insgesamt deuten die Indikatoren weiterhin eine Stagnation an, die in einen sehr moderaten Wachstumspfad einmünden dürfte:
- Der Index der EU-Kommission für das Wirtschaftsklima in der Eurozone ist erneut gesunken. Ursache war der Rückgang des Verbrauchervertrauens.
- Die Arbeitslosenquote im Euroraum hat sich um 0,1 Prozentpunkte auf 8,4% erhöht.
- Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist zum sechsten Mal in Folge gesunken, keine Frage, Deutschland steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen.
- Trotz der Erholung des US-Verbrauchervertrauens im November liegen die Werte nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau.
- Der ISM-Einkaufsmanagerindex ist entgegen den Erwartungen unter der 50- Punkte-Schwelle geblieben und zeigt damit weiterhin eine Kontraktion der USIndustrie an. In der Vergangenheit war der Index ein guter Indikator für die USIndustrieproduktion, daher dürften von der Produktionsseite in den nächsten Monaten keine großen Sprünge erwartet werden.
- Immerhin, spätestens seitdem das US-BIP des dritten Quartals auf ein Wachstum von annualisiert 4,0 % heraufrevidiert wurde, ist die Diskussion um einen "double dip" verstummt.

Bescherung zu Weihnachten?

Der Dezember ist traditionell ein guter Börsenmonat. Wird die gute Kauflaune bis zu Weihnachten anhalten? Werden die Anleger sich auch von der Aktienkursentwicklung reichlich beschenkt fühlen? Zur Zeit sind keine großen Stoppschilder in Sicht, die die positive Kursentwicklung aufhalten könnten. Aber die Luft wird dünner.
- Die anstehenden Konjunkturdaten werden weiter ein durchwachsenes Bild zeichnen. Mehr als leichte Verbesserungen wie zum Beispiel bei den US-Einzelhandelsumsätzen und beim Michigan-Verbrauchervertrauensindex sind nicht zu erwarten.
- Die Ausblicke von Unternehmensseite bleiben verhalten. Zuletzt dämpften Nokia, AOL Time Warner und Ford die Hoffnungen der Märkte. Das verbesserte Kostenmanagement der Unternehmen dürfte aber einer positiven Gewinnentwicklung Vorschub leisten. Viel spricht dafür, dass sich die Anleger auf eine Bescherung in Form gestiegener Aktienkurse freuen dürfen, aber die Geschenke werden wohl nicht übermäßig groß sein.

Konjunktur

- Zwar lassen sich inzwischen ein paar konjunkturelle Lichtstrahlen erkennen, insgesamt stehen die Zeichen aber weiterhin auf Stagnation mit anschließendem flachen Wachstumspfad. Die USA dürften sich etwas dynamischer entwickeln als der alte Kontinent.

Taktische Asset Allocation

- Die Verbesserung des Marktsentiments und die etwas positiveren konjunkturellen Aussichten lassen Raum für weitere Kurssteigerungen. Wir erhöhen daher die Aktienquote von "untergewichten" auf "neutral".

Aktien

- Die Vereinigten Staaten werden übergewichtet. Für US-Aktien sprechen die Wachstumsprognosen, das Abschmelzen des Bewertungsaufschlags gegenüber Euroland und die Verbesserung der Gewinnsituation der Unternehmen (US Equity Fund A (WKN 982 304, ISIN IE0031399342)).
- Europa bleibt neutral gewichtet. Die Gewinnschätzungen der Analysten sind immer noch sehr ambitioniert und die Wachstumsschwäche Deutschlands lastet auf der Region. Aber die Bewertungen bleiben günstig (Industria (WKN 847 502, ISIN DE0008475021)).
- Japan bleibt nach wie vor untergewichtet. Zwar lassen die Reformanstrengungen des neuen Bankenministers Takenaka aufhorchen, kurzfristig tragen sie aber zur Verunsicherung der Finanzmärkte über die Lage des Bankensektors bei. Daher blieb Japan auch bei den Kursgewinnen hinter den anderen G3-Ländern zurück.
- Bei der Branchenallokation rücken wir etwas von der defensiven Positionierung ab, setzen aber noch nicht auf eine rein zyklische Ausrichtung, denn die Märkte befinden sich derzeit in einer Übergangsphase: Sie haben die Zykliker erfolgreich gespielt, angesichts der noch vorhandenen konjunkturellen Unsicherheiten besteht aber die Gefahr, dass die zyklischen Branchen zu weit nach vorne gelaufen sind. Über eine stärker branchenneutrale Allokation werden die Sektorrisiken reduziert und ein flexibles Handeln ermöglicht, sobald absehbar ist, welche Richtung die Konjunktur einschlägt. Unabhängig davon sprechen die günstigen Bewertungen und die soliden Gewinnaussichten nach wie vor für den Pharmabereich (Allianz Pharma & Biotechnologie (WKN 633783, ISIN DE0006337835)).

Renten

- Die abnehmende Risikoaversion hat die Nachfrage nach Staatsanleihen reduziert. Entsprechend sind die langfristigen Renditen insbesondere in den USA angestiegen. Angesichts einer noch schwachen Konjunktur und fehlenden Inflationsdrucks ist von realwirtschaftlicher Seite nicht mit Druck auf die Kurse zu rechnen. Aber weiter starke Aktienmärkte können die Renditen noch ein Stück nach oben treiben.
- Am kurzen Ende sollten mit der Zinssenkung der EZB auf 2,75% die Zinssenkungsrunden sowohl der Europäischen Notenbank als auch der Fed zu Ende sein. Zinsfantasie ist damit nicht mehr zu erwarten. - Bei der Laufzeitenallokation empfehlen wir daher eine neutrale Positionierung.
- Regional bleibt unser Schwerpunkt das Euroland. Die höhere Rendite kann ohne Währungsrisiko kassiert werden (dit-Euro Rentenfonds (WKN 847 504, ISIN DE0008475047)).
- Die Unternehmensanleihen haben kräftige Kursgewinne verbucht. Bei positiven Aktienmärkten sollte sich dieser Trend fortsetzen (dit-Lux Corporate Bonds Europa (WKN 987 179, ISIN LU0079919162)). Für die Rendite mit Kick eignet sich auch der dit- Euro Bond Total Return A (WKN 814 806, ISIN LU0140355917), der neben Staatsanleihen auch in Unternehmensanleihen und Emerging Markets Bonds investiert.

Währungen

- Der Euro hatte zwischendurch die Parität geknackt, aktuell schwankt er in enger Bandbreite um sie herum. Höhere Staatsverschuldung und relative Wachstumsschwäche im Euroland begrenzen vorerst das Abwertungsrisiko des US-Dollars.

Quelle: dit

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