Kommentar
10:01 Uhr, 25.08.2003

dit: IT-Branche - Phoenix aus der Asche?

Wie kein anderes Marktsegment standen Technologiewerte in den letzten Jahren im Fokus der Investoren. Was Mitte der neunziger Jahre als Jahrhundert-Rallye begann, endete im Frühjahr 2000 abrupt und für viele Investoren schmerzhaft. Seit einigen Monaten steigen die Kurse wieder. Der Beginn einer neuen Blase? Oder ist dieses Mal alles anders?

Ob dieses Mal wirklich alles anders ist, verrät diese Studie. Der Fahrplan:

-Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff "Informationstechnologie"?

-Welche Möglichkeiten bietet der Sektor zur Diversifizierung des Portfoliorisikos?

-Timing und Ausblick: Ist die Outperformance seit Jahresanfang nur ein Strohfeuer? Ist der Einstieg nun bereits zu teuer? Oder gehören Technologiewerte ins Depot?

Einordnung in die Branchenwelt von MSCI

Was steckt drin in der Branche Informationstechnologie? Der wohl wichtigste Anbieter von Indizes für institutionelle Investoren, Morgan Stanley Capital International (MSCI), teilt die Unternehmenswelt in zehn Sektoren auf. Eine davon ist der Sektor Informationstechnologie (IT). Mit einer relativen Marktkapitalisierung von 13% ist dieser Sektor der zweitgrößte. Allein dies zeigt die große Bedeutung des Sektors für ein gut diversifiziertes Portfolio.

Internet, LANs, DRAMs & Co

Ein Blick auf die Industriegruppen, Industriezweige sowie Branchen zeigt die Vielfalt, die hinter dem Schlagwort IT steckt:

-Der Sektor untergliedert sich in die drei Industriegruppen Software & Dienste (32% der relativen Marktkapitalisierung des Sektors), Hardware & Ausrüstung (48%) sowie Halbleiter & Geräte zur Halbleiterproduktion (20%).

-Software & Dienste beinhaltet z.B. Anbieter von Internet-Software bzw. ITund Systemintegrationsdiensten oder Unternehmen, die spezielle Anwendungs- Software, System-Software oder Datenbankverwaltungs-Software entwickeln.

-Mit fast 50% an der relativen Marktkapitalisierung des Sektors ist Hardware & Ausrüstung die größte Industriegruppe. Zur ihr gehören u.a. Hersteller von Kommunikationsausrüstung (LANs, WANs, Router), Computer-Hardware (PCs, Servern, Workstations), elektronischen Geräten (Mess- und Testinstrumente), oder Bürogeräten.

-Klein aber fein ist die Industriegruppe Halbleiter & Geräte zur Halbleiterproduktion. Ohne das ausgesprochen dynamische Wachstum der Halbleiterindustrie wäre der rasante technische Fortschritt der Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK) in den letzten Jahren nicht möglich gewesen.

Auf und Ab der Rendite

30, 31, 28, 64, 101, -40, -26, 27. So lauten keineswegs die Zahlen einer ausländischen Lotterie. Sie stehen für die jährliche Rendite des MSCI IT in den letzten Jahren (1995 bis 2002 und von Januar 2003 bis August 2003) und spiegeln eindrucksvoll das Auf der Ab der Performance wider. Von 1995 bis zum Höhepunkt der so genannten "New Economy-Hausse" im Frühjahr 2000 legten Technologiewerte um insgesamt 695% zu. Dies entspricht einer Jahresrendite von mehr als 47%. Anschließend ging es jedoch mit einer ähnlichen Geschwindigkeit nach unten. Nach dem Platzen der Spekulationsblase verloren die Titel der "Neuen Ökonomie" rund 70% (-31% p.a.). Nichtsdestotrotz liegen Anfang 1995 erworbene Werte immer noch deutlich im Plus. Sie konnten seitdem 138% zulegen, d.h. sie rentierten jedes Jahr mit knapp 11%.

Verglichen mit anderen Marktsegmenten sieht das IT-Bild ebenfalls gut aus. Von den zehn MSCI-Sektoren schnitten seit 1995 lediglich Gesundheit und Energie besser ab. Auch in Relation zum Gesamt-Weltaktienmarkt, abgebildet durch den MSCI ACWI Free, kann sich die Branche IT sehen lassen: Sie rentierte in den letzten gut achteinhalb Jahren fast 4 Prozentpunkte auf Jahresbasis höher.

Kehrseite der Medaille

"There is no free lunch." An den Aktienmärkten ist diese Erkenntnis nicht neu. Sie gewann mit den starken Kursbewegungen in den letzten Jahren aber an Aufmerksamkeit. Hiermit kommt die neben dem Ertrag andere wichtige Variable einer Anlage ins Spiel: das Risiko. Üblicherweise wird das Risiko mittels der Standardabweichung ausgedrückt. Sie ist ein so genanntes Streuungsmaß und erfasst sowohl positive als auch negative Abweichungen vom erwarteten Ertrag. Synonym kann auch der Begriff der Volatilität verwendet werden. Die hierbei auftretenden Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen sind sichtbar größer als beim Ertrag. Während der maximale Renditeunterschied "lediglich" 10,5 Prozentpunkte (Gesundheit/ Grundstoffe) beträgt, beläuft sich die maximale Volatilitätsdifferenz auf knapp 31 Prozentpunkte (IT/Grundstoffe). Die Renditen der Branche Grundstoffe streuen also weniger stark um den Erwartungswert als die der IT-Branche.

No risk, no fun

Nach der getrennten Betrachtung von Ertrag und Risiko werden beide Parameter nun gemeinsam betrachtet. Wird die Übernahme von Risiko mit mehr Rendite belohnt, wie in der zentralen Gleichgewichtsbeziehung der Kapitalmarkttheorie postuliert wird?

-Die meisten Branchen, allen voran Grundstoffe, Versorger, Konsum klassisch, Energie und Gesundheit verhalten sich lehrbuchmäßig. Eine Steigerung der Rendite war nur unter Inkaufnahme von mehr Risiko möglich.

-Die Branchen Telekommunikation und IT fallen aus dem Rahmen. IT wies zwar mit 10,6% einerseits den drittgrößten Ertrag aus. Andererseits fiel das Risiko mit einer Standardabweichung von 44,1% am höchsten aus.

-Zu dieser hohen Volatilität hat natürlich die Spekulationsblase und das anschließende Platzen geführt, was zuerst eine "Übertreibung", gefolgt von einer "Untertreibung" zur Folge hatte.

-Eine langfristige Betrachtung anhand des Datastream-Indexes IT für die Periode 1973 bis 1998, also weitgehend ohne Berücksichtigung des "New Economy- Hypes" zeigt: Bei einem Ertrag von 11,6% p.a. betrug das Risiko 17,9%. Übertragen auf Schaubild 6 wäre dies vergleichbar mit der Branche Energie. Das extreme Auf und Ab der Jahre 1999, 2000 und 2001 hat also per saldo die Rendite der IT-Branche auf längere Sicht kaum verändert, die Volatilität aber stark erhöht.

[Link "Die komplette Studie können Sie hier downloaden!" auf www.boerse-go.de/... nicht mehr verfügbar]

Quelle: dit

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