DIHK: Unternehmen dringen auf bessere Wettbewerbsfähigkeit
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Deutschlands Unternehmerinnen und Unternehmer setzen trotz einer hohen Bürokratiebelastung laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) weiter auf den Mehrwert der Europäischen Union (EU). Gleichzeitig betonten sie aber, dass nach der Europawahl die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft dringend gestärkt werden müsse, teilte die DIHK mit. Diese sähen die Betriebe in Gefahr, gehe aus dem IHK-Unternehmensbarometer zur Europawahl 2024 hervor. Dessen Ergebnisse basierten auf Antworten von rund 3.000 Unternehmen bundesweit aus allen Branchen und Regionen, die über die Industrie- und Handelskammern (IHK) befragt wurden.
Danach beschreibe eine breite Mehrheit der Unternehmen wichtige Errungenschaften der EU als konkreten Nutzen auch für ihr Geschäft. Dazu zählten politische Stabilität (82 Prozent), eine gemeinsame, stabile Währung (76 Prozent), einheitliche EU-Normen und Standards (68 Prozent), Zugang zu europäischen Märkten (66 Prozent), weniger Wettbewerbsverzerrungen (64 Prozent) und Fachkräftegewinnung aus anderen EU-Ländern (61 Prozent). Alarmierend sei allerdings, dass für fast zwei Drittel der deutschen Industriebetriebe die Attraktivität der EU als Unternehmensstandort in den vergangenen fünf Jahren gesunken sei. Nur 5 Prozent sähen verbesserte Standortbedingungen. Über alle Branchen hinweg spürten 56 Prozent eine gesunkene und 7 Prozent gestiegene Attraktivität.
"Europa läuft trotz der grundlegend guten Ausgangslage Gefahr, im internationalen Wettbewerb an Boden zu verlieren. Dieser Trend muss umgehend gestoppt werden", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Die EU brauche gerade bei dem viel zu bürokratischen Green Deal einen Kassensturz: Bürokratie müsse ab- und nicht aufgebaut werden, damit die Betriebe mehr Ressourcen für eine klimagerechte Umgestaltung ihrer Geschäftsaktivitäten hätten. "Nur so kann Europa wieder ein attraktiver Standort für Unternehmen werden", mahnte er.
Bürokratie soll abgebaut werden
95 Prozent der Unternehmen sähen laut der Umfrage dringenden Handlungsbedarf beim Bürokratieabbau. "Das Regulierungsdickicht wird immer größer - von der Datenschutzgrundverordnung über zahlreiche neue Berichtspflichten bis hin zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz", beklagte die Vizepräsidentin des europäischen Kammerdachverbandes Eurochambres, Sibylle Thierer. Hinzu komme die Regulierung des Green Deal. Die notwendigen Initiativen müssten in der nächsten Legislaturperiode konsequent umgesetzt werden, damit die Entlastungen für die Unternehmen zeitnah und konkret spürbar würden. Gerade komplexe Zulassungs- und Genehmigungsverfahren sowie kleinteilige Dokumentationspflichten wirkten sich besonders negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit aus.
Als zweiten Schwerpunkt der kommenden EU-Politik erhofften sich mehr als zwei Drittel der Unternehmen (68 Prozent) eine sichere und bezahlbare Energieversorgung. Bei den energieintensiven Branchen liege der Wert sogar bei 76 Prozent. "Wir mussten schmerzlich lernen, dass eine erschwingliche und sichere Energieversorgung nicht selbstverständlich ist. Aber sie ist elementar für die Unternehmen und damit auch für die Arbeitsplätze in Europa", so Thierer. Zudem betonten die Unternehmen, dass der effektive Schutz vor Cyberangriffen immer wichtiger werde. Rund die Hälfte der Unternehmen (52 Prozent) gab an, dass die Prävention vor digitalen Angriffen eine weitere Priorität der EU sein sollte.
"Insgesamt muss sich die EU wieder auf ihre eigentlichen Kernaufgaben konzentrieren: die Stärkung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit", forderte Wansleben. Hier habe die EU-Kommission einige Hausaufgaben zu machen, beispielsweise auch bei den Freihandelsabkommen. Das Mercosur-Abkommen sollte so schnell wie möglich abgeschlossen werden. Innovationen, technischer Fortschritt, der breite Einsatz von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz könnten zudem den Standort stärken. "Wir müssen Europa wieder attraktiver für Unternehmen sowie die besten Fach- und Führungskräfte gestalten", forderte Wansleben. Die wichtigsten Baustellen für die kommende Legislaturperiode seien weniger Bürokratie, eine bessere internationale Verzahnung, mehr Innovation, niedrigere Energiekosten, schnellere Verfahren und mehr Fachkräfte.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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