DIHK sieht große Chance in Wirtschaftsbeziehungen zu Lateinamerika
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Von Andreas Kißler
DOW JONES--Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat vor dem Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) in Rio de Janeiro die Rolle Lateinamerikas als bedeutender globaler Wirtschaftspartner für deutsche Unternehmen hervorgehoben. Trotz globaler Unsicherheiten bleibe die Region dynamisch und biete große Chance für stärkere Wirtschaftsbeziehungen. "Gerade Brasilien zeigt, dass Investitionen in Bildung und Infrastruktur Früchte tragen und für Stabilität und Wachstum sorgen können", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.
Eine aktuelle Umfrage der DIHK in Zusammenarbeit mit den deutschen Auslandshandelskammern (AHK) zur wirtschaftlichen Lage in Süd- und Mittelamerika zeige eine differenzierte Entwicklung: Während die Geschäftserwartungen der Unternehmen weltweit und in der Region insgesamt gesunken seien, bleibe Brasilien ein Hoffnungsträger. Hier gehen Unternehmen laut DIHK von einer Stabilisierung und sogar einem Wachstum der Wirtschaft im kommenden Jahr aus. Besonders erwähnenswert sei die hohe Investitionsbereitschaft: Viele Unternehmen in Süd- und Mittelamerika planten, ihre Investitionen in den kommenden Monaten auszuweiten - ein Trend, der sich auch in Brasilien deutlich abzeichne.
Die Herausforderungen für deutsche Unternehmen in Brasilien unterschieden sich erheblich von denen in anderen Teilen der Welt. In Brasilien gelte der Fachkräftemangel als größtes Geschäftsrisiko (44 Prozent) für die Unternehmen, anders als im globalen Vergleich und in anderen Regionen Süd- und Mittelamerikas. Zugleich bleibe die fehlende Rechtssicherheit für 39 Prozent der Unternehmen in Brasilien ein bedeutendes Risiko, während weltweit nur 19 Prozent dies als problematisch ansähen. Auch die unzureichende Infrastruktur werde in Brasilien mit 28 Prozent von mehr als doppelt so vielen Unternehmen als Geschäftsrisiko bewertet als weltweit mit 11 Prozent.
Der brasilianische Markt biete großes Potenzial für die deutsch-brasilianischen Handelsbeziehungen. Handelshemmnisse, hohe Zölle, Infrastrukturprobleme und das Fehlen eines Doppelbesteuerungsabkommens behinderten jedoch noch immer das Ausschöpfen dieses Potenzials. Vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen in anderen Weltregionen, gewännen neben Brasilien auch andere lateinamerikanische Länder für die deutsche Wirtschaft an Bedeutung. "Die lateinamerikanischen Märkte bieten vielfältige Chancen, von der Rohstoffgewinnung bis hin zur Entwicklung neuer industrieller Infrastrukturen. Der Abschluss des EU-Mercosur-Abkommens wäre daher ein absoluter Gamechanger und ein bedeutender Hoffnungsschimmer für unsere exportorientierten Unternehmen in einem, ansonsten trüben handelspolitischen Umfeld", so Treier.
Das Abkommen würde die Märkte Argentiniens, Brasiliens, Paraguays, Uruguays und Boliviens für europäische Exporteure öffnen und damit Wachstumschancen schaffen. Die deutsche Wirtschaft hoffe, dass dieses Abkommen nach über zwei Jahrzehnten der Verhandlungen endlich zu einem Abschluss komme. Der G20-Gipfel in Rio biete nicht nur eine Plattform für den Austausch über wirtschaftliche Chancen und Partnerschaften in Lateinamerika, sondern sei auch "ein idealer Rahmen für den greifbar nahen Abschluss des Handelsabkommens", betonte die Kammerorganisation.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/apo
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