DIHK: Fachkräfteengpass gefährdet Erfolg in Schlüsseltechnologien
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BERLIN (Dow Jones) - Fachkräfteengpässe gefährden in Deutschland den Erfolg in wichtigen Schlüsseltechnologien. Das ergab der Fachkräftereport der Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK). In der Gesamtwirtschaft blieben nach der aktuellen Schätzung 1,8 Millionen Stellen unbesetzt, was in diesem Jahr laut DIHK zu einem wirtschaftlichen Schaden von rund 90 Milliarden Euro führt. Trotz wirtschaftlicher Stagnation könne jeder zweite Betrieb in Deutschland offene Stellen zumindest teilweise nicht besetzen.
In wichtigen Zukunftsbranchen sei die Personalnot dabei besonders groß, so die Studie, für die die DIHK Angaben von mehr als 22.000 Unternehmen ausgewertet hat.
"Viele Unternehmen blicken mit Sorge in die Zukunft", sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks bei der Vorstellung der Umfrage in Berlin. "Die Fachkräftesituation bleibt sehr kritisch. Das gilt nicht nur für die direkt betroffenen Betriebe, sondern auch für unseren Wirtschaftsstandort insgesamt."
Nach seinen Angaben betreffen die Personalengpässe die Breite der Wirtschaft und ziehen sich mittlerweile durch nahezu alle Branchen und Berufe. Dabei sprächen einige Branchen nicht nur von Lücken bei Fachkräften, sondern von einem allgemeinen Mangel an Arbeitskräften.
"Mehr als 90 Milliarden Euro an Wertschöpfung gehen damit in diesem Jahr rechnerisch verloren", so Dercks. "Das entspricht mehr als 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts."
Mangel an Qualifizierten mit dualer Ausbildung
Aktuell habe lediglich ein Fünftel der suchenden Betriebe kein Problem, offene Stellen zu besetzen. Am häufigsten fehlen laut DIHK-Fachkräftereport auf dem Arbeitsmarkt beruflich Qualifizierte mit dualer Ausbildung. Demnach würden 55 Prozent der Unternehmen, die vergeblich nach Beschäftigten suchen, gern dual ausgebildete Praktiker einstellen.
Dies habe gravierende Folgen, denn 82 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarteten negative Folgen für ihr eigenes Unternehmen. Demnach müssten 40 Prozent ihr Angebot einschränken und verlören Aufträge. Auch reduzierte Öffnungszeiten, lange Wartezeiten auf Termine oder Einbußen beim Service seien keine Seltenheit mehr, so die DIHK.
Fachkräftemangel als Standortrisiko
Dabei werde der Fachkräftemangel zum Standortrisiko Deutschlands. Laut Umfrage können 16 Prozent der Unternehmen eigenen Angaben zufolge aufgrund des Arbeits- und Fachkräftemangels weniger in Deutschland investieren. Das betrifft allen voran die Industrie (22 Prozent), insbesondere den Werkzeugmaschinenbau (32 Prozent) und den Kraftfahrzeugbau (31 Prozent), aber auch Medizintechnik (27 Prozent) und die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen (22 Prozent).
"Das sind alarmierende Werte. Denn die Engpässe gefährden unseren Erfolg in wichtigen Schlüsseltechnologien", warnt Dercks. "Bei wichtigen Zukunftsaufgaben wie Klimaneutralität, Digitalisierung, Elektromobilität und Gesundheitsversorgung können wir nur schnell vorankommen, wenn die Fachkräfte dafür da sind. Deshalb müssen wir an dieser Stelle mehr tun, um den Wohlstand des ganzen Landes über den Tag hinaus abzusichern."
Bereits mehr als jedes vierte Industrieunternehmen (27 Prozent) befürchtet aufgrund der Personalengpässe einen Verlust von Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. Um gegensteuern zu können, benötigen die Betriebe laut Dercks passende Rahmenbedingungen
Hoffnung auf Zuwanderung ausländischer Fachkräfte
Ein wichtiger Pfeiler für die Unternehmen ist auch die Zuwanderung von Fachkräften aus dem außereuropäischen Ausland. Dem Bericht zufolge kommt für 55 Prozent der Umfrageteilnehmer die Einstellung von Menschen aus Drittstaaten in Betracht. Dabei wünschten sich 62 Prozent dieser Unternehmen, dass die Spracherwerbsangebote im In- und Ausland ausgebaut werden; 54 Prozent hofften auf eine Vereinfachung und Beschleunigung der Verwaltungsverfahren.
Die DIHK plädiert dafür, das gesamte Verwaltungsverfahren der Zuwanderung zu digitalisieren; zudem solle es in jedem Bundesland eine zentrale Ausländerbehörde für die Fachkräfteeinwanderung geben.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
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