Kommentar
14:45 Uhr, 19.11.2021

Dieser Aktien-Bullenmarkt wird böse enden, und hier ist der Grund

Wann der Bullenmarkt endet, wissen wir nicht. Eines lässt sich aber schon jetzt sagen. Es wird kein gutes Ende.

Auch wenn Aktienkurse langfristig steigen, so gibt es mittelfristig erhebliche Unterschiede in der Performance. In den USA stieg der Aktienmarkt nach Ende des Zweiten Weltkriegs bis Ende der 60er Jahre um 10 % pro Jahr. In den darauffolgenden Jahren bis 1982 waren es lediglich 0,3 % pro Jahr. Nach dieser langen Seitwärtsphase ging es dafür umso schneller aufwärts. Bis zum Platzen der Internetblase stieg der Markt über 15 % pro Jahr. Wer am Ende dieser Periode investierte, hatte Pech. Bis 2009 lag die Performance im negativen Bereich (-6,7 % jährlich). Seither kann der Markt wieder an die sensationelle Performance von 1982 bis 2000 anschließen. Anleger haben es immer wieder mit Regimewechseln zu tun. In manchen Phasen steigt der Markt jahrelang rasant, in anderen stagnieren die Kurse. Es wäre gut, wenn man wüsste, woran das liegt – und wir wissen es.

Der Markt tendiert für 10-15 Jahre lang seitwärts oder abwärts, wenn Anleger Aktien den Rücken kehren. Wie das aussieht, zeigt Grafik 1. Dargestellt ist der Anteil, den Aktien am Gesamtvermögen der Privathaushalte ausmachen. Ist dieser Wert hoch, haben viele Privatanleger investiert und dazu auch noch einen hohen Anteil ihres Vermögens.


Steigt der Anteil, kann auch der Aktienmarkt überproportional hohe Renditen verzeichnen. Bauen Haushalte ihren Aktienbestand hingegen ab, kommt der Markt nicht vom Fleck (Rechtecke in der Grafik). Aktuell bzw. seit 2009 befinden wir uns in einer Phase, in der Haushalte immer mehr in Aktien investieren. Die gute Performance der letzten Jahre ist daher kein Wunder.

Wir wissen nicht, wann Haushalte beginnen ihre Investitionsquoten wieder zu senken. Wir wissen aber, dass es geschehen wird. Das Auf und Ab der Investitionsquoten hat gute Gründe. Als die Internetblase platzte, türmten sich die Verluste in den Depots auf. Anleger verbrannten sich die Finger und kehrten dem Aktienmarkt den Rücken.

Inzwischen ist viel Zeit vergangen und eine neue Generation an Anlegern ist herangewachsen. Diese haben die Erfahrung nicht gemacht. Sie haben in den letzten 12 Jahren einen Markt erlebt, der nur steigt. Man kann nichts falsch machen. Vor allem junge Anleger fahren ihre Investitionsquoten hinauf.

Die US-Notenbank befragt jedes dritte Jahr Haushalte, wie sie investiert sind. Neuere Daten als 2019 sind nicht verfügbar. Die Daten zeigen jedoch einen klaren Trend. Wer bei der Internetblase dabei und jung war (heute sind das Anleger über 55), ist heute immer noch weniger stark investiert als damals (Grafik 2).

Jüngere Anlegergruppen (bis 44 Jahre) haben diese Blase nicht miterlebt und erhöhen aktuell ihre Investitionsquote. Diese Anlegergruppe wird sich wie die damals junge Anlegergeneration im Jahr 2000 oder 1968 die Finger verbrennen und dem Aktienmarkt den Rücken kehren. Der Abbau der Investitionsquote führt zu einem jahrelangen Seitwärtstrend.

Noch sind wir in der Euphoriephase der jungen Anleger. Diese kann sich noch Jahre fortsetzen. In dieser Zeit wird die Bewertung des Marktes nicht besser. Beginnen erst Verkäufe, wird es unangenehm. Der jetzige Bullenmarkt wird nicht besser enden als jener vor 21 Jahren.

Clemens Schmale


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3 Kommentare

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  • Specki
    Specki

    Blutbad? Hier wird dramatisiert. Der Markt lief mehr oder weniger seitwärts. Das Blutbad hatten wir 2020, nur eben sehr kurz und heftig. Tiefer als 2020 wird es dann auch nicht mehr gehen.

    Das Platzen der dot.com-Blase wurde durch die hohen Zinsen mit stimuliert. Ich kann mich noch gut erinnern. Damals hatte ich 8,5 % auf Festgeld erhalten. Und heute? Erst wenn die Inflation ins Unermessliche steigt und die FED die Notbremse zieht und Znsen als Alternativen in den Fokus rücken, wird es zum stagnierenden Aktienmarkt kommen. 10 % oder 20 % rauf und runter inclusive. Das nenne ich aber kein Drama.

    (55 Jahre und seit Dot.com dabei)

    17:54 Uhr, 19.11. 2021
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Sehe ich genauso! Wobei ich nicht denke, dass es ein verlorenes Jahrzehnt werden wird für Aktien. Dennoch wird ein Blutbad kommen.

    16:13 Uhr, 19.11. 2021
  • Defender67
    Defender67

    Interessante Untersuchung.

    Ich bin noch nicht 55 habe aber die Dot.com Blase mit erlebt. Habe damals - nach dem Studium - nur in Value und Anleihen investiert, weil ein Großteil der Unternehmen aus dem Sektor Neuer Markt keinen Gewinn machte und die Aktien nach Umsatz bewertet wurden. Damals hieß es: man muss die Aktien jetzt anders bewertet; KGV ist von gestern.... und andere Sprechblasen. Das gilt heute genau so. Damals konnte man noch mit Anleihen ordentliche Zinsen bekommen. Erster Weg ist nun versperrt und das Geld fließt weiterhin in den Markt, aber dann weniger in die reinen Hoffnungstitel. Der Anlagenotstand bleibt gewiss noch einige Zeit erhalten. Schon aus Mangel an Alternativen. Baissen werden kommen, aber Geld fließt dann auch wieder schnell zurück an den Markt wie beim Corona-Crash.

    15:04 Uhr, 19.11. 2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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