Kommentar
14:14 Uhr, 06.03.2020

Die Wirtschaft war schon vor dem Coronavirus schwach

Die Epidemie hat Anlegern die Augen geöffnet und es gibt viel zu sehen und zu verarbeiten.

2019 war ein außergewöhnliches Jahr. Es war nicht nur ein gutes Börsenjahr, sondern auch eines, in dem Anleger mit großer Überzeugung alle Anzeichen einer wirtschaftlichen Abkühlung ignorierten. Ignoranz hält sich nicht ewig. Ereignisse wie die Epidemie öffnen Anlegern schlagartig die Augen.

Die Industrie in Ländern, die fast 50 % der globalen Wirtschaftsleistung ausmachen, steckte bereits im vergangenen Jahr in der Rezession. In den USA schrumpfte die Industrieproduktion ebenso wie in der Eurozone und in Japan. Dazu gesellten sich viele Rohstoffexporteure. Der niedrige Ölpreis führte zu einer Kontraktion in der Industrie.

Anleger begründeten ihre Ignoranz mit dem starken Dienstleistungssektor, der in den meisten Staaten wichtiger ist als die Industrie. Zum Jahreswechsel wurde klar, dass auch die Dienstleistungsbranche in Schwierigkeiten ist. Die Einkaufsmanagerindizes in Australien, Japan, Rohstoffexporteuren und den USA waren schwach und befinden sich inzwischen auf Rezessionsniveau.

Anleger ignorierten auch das. Ein Vergleich des US-Transportaufkommens mit dem S&P 500 macht deutlich, dass Anlegererwartungen und Realität auseinanderklafften. Grafik 1 zeigt dazu den Verlauf bis Januar. Realwirtschaftlich gesehen hätten Aktien nicht weiter steigen dürfen.

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Nun, da Anleger wieder einen Sinn für die Realität haben, schließt sich die Divergenz (Grafik 2). Der bisherige Kursrutsch reich allerdings nicht aus, um schon Entwarnung zu geben. Der wirtschaftliche Abwärtstrend wird sich vorerst fortsetzen. Um wieder in Einklang mit der Wirtschaft zu sein, müsste der S&P 500 bei 2.700 Punkten stehen.

Die-Wirtschaft-war-schon-vor-dem-Coronavirus-schwach-Kommentar-Clemens-Schmale-GodmodeTrader.de-2

Da sich die Lage weiter eintrübt, sind auch tiefere Kursziele denkbar. Wie immer sind aber fundamentale Überlegungen und Börsengeschehen zu unterscheiden. Der Markt und die Realität sind selten in Einklang. Beide treffen sich regelmäßig, doch dazwischen können viele Monate oder sogar Jahre vergehen.

Derzeit nähern wir uns der Realität wieder an. Ob die aktuellen Geschehnisse reichen, dass sich die beiden auch wirklich treffen, bleibt abzuwarten. Das hängt maßgeblich davon ab, wie schnell sich die Krise unter Kontrolle bringen lässt. Je länger die Krise anhält, desto schlechter werden auch die wirtschaftlichen Daten. Der Markt muss mehr korrigieren.

Es hängt auch davon ab, wie die Notenbanken reagieren. Sie können zwar nicht mit Zinssenkungen das Angebotsproblem lösen, wenn Fabriken stillstehen, sie können aber die Kredit verbilligen. Kredit ist genau das, was Unternehmen brauchen, um den Stillstand zu überbrücken. Je mehr Unternehmen Zugang zu Kredit haben, um die Krise auszusitzen, desto schneller erholt sich die Wirtschaft im Anschluss.

Zusammengefasst kann man sagen, dass die Korrektur der letzten zwei Wochen den Markt wieder näher an die realwirtschaftlichen Gegebenheiten geführt hat. Getroffen haben sich die beiden allerdings noch nicht. Erst jetzt wird die wirtschaftliche Schwäche eingepreist, die schon die ganze Zeit vorhanden war.

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61 Kommentare

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  • Value East
    Value East

    Ich würde jetzt BASF und nicht CoBa Kaufen. Buchwert 42 Euro, Kursziel 2024 98 Euro. Die Wartezeit wird aktuell mit 6,2% Dividende versüsst. Da müsst ihr euern Zeithorizont aber mal von 3 Wochen auf 4 Jahre aufweiten. Alles andere ist Glückspiel und das meine ich nicht abwertend.

    12:51 Uhr, 07.03.2020
  • shark
    shark

    Hr.Schmale ihre Theorie die Krise mit noch mehr Schulden"auszusitzen" gleicht dem Versuch

    "ein brennendes Haus mit Benzin zu löschen"

    Zahltag war angesagt und der kommt jetzt -Wirtschaftlich ,finanziell und auch politisch !

    09:41 Uhr, 07.03.2020
    2 Antworten anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Coyotebank. Öffnungszeiten immer volle Kassen

    19:30 Uhr, 06.03.2020
    1 Antwort anzeigen
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Coba 3,70 - 3,90 langfriste Kaufmarke ? Meinungen bitte

    19:05 Uhr, 06.03.2020
    1 Antwort anzeigen
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    1500 Punkte sind aber eigentlich nix 🙄

    we need the Crash

    19:04 Uhr, 06.03.2020
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    kündige aber Sektor-Rotation an. Wer dann die richtigen Aktien hat wird steinreich! Der Rest macht 30 Prozent und postet das auch noch ständig 😂😉😊

    19:02 Uhr, 06.03.2020
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    revidiere meine 6200 nun endgültig auf 9700 :)

    18:59 Uhr, 06.03.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    wenigstens der RG hat ein bisschen Ahnung von Börse - noch ist GT nicht verloren - wär aber auch nicht schade drum 😀

    18:20 Uhr, 06.03.2020
    2 Antworten anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Die Lufthansa versenkt ihre Maschinen im Nordmeer, weil da wegen dem kalten Wasser viel weniger Muscheln ranwachsen

    18:01 Uhr, 06.03.2020
    1 Antwort anzeigen
  • Joe.
    Joe.

    und ich dachte die sind 100% in cash investiert... wieder falsch gelesen

    17:56 Uhr, 06.03.2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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