Kommentar
13:05 Uhr, 10.07.2014

Die verzweifelte Jagd nach Rendite

In den Anleger-Depots ist derzeit Schmalhans angesagt. Eine höhere Rendite gibt es nur gegen ein deutlich höheres Risiko. Ein defensives Korridor-Papier auf den DAX bietet einen 3,50-prozentigen Kupon p.a. bei beiderseits 70 Prozent Puffer.

Erwähnte Instrumente

  • 3,50% Korridor Zertifikat auf DAX
    Aktueller Kursstand:   (Frankfurt)
    VerkaufenKaufen

Renditen sind derzeit Mangelware an den Märkten. Wer auf institutioneller Seite seine Versprechen gegenüber Kunden einhalten möchte, muss immer stärker ins Risiko gehen und z.B. die eine oder andere Anleihe mit geringerer Bonität zeichnen. Auch die Aktien scheinen nach ihren letzten Höchstständen immer mehr an ihre Grenzen zu stoßen, auch wenn sie immer noch von vielen als die einzig wahre Anlage in renditeschwachen Zeiten bezeichnet werden. Das gewaltige Abwärtsrisiko, das viele Anleger ebenfalls nach starken Hausse-Phasen bei den beiden großen Crashs nach der Jahrtausendwende und während der Finanzkrise am eigenen Leben zu spüren bekamen, wird in den gebetsmühlenartig vorgetragenen Statements vieler Experten meistens komplett unterschlagen und stattdessen auf die viel höheren Risiken anderer Asset-Klassen verwiesen. Dazu gehören beispielsweise auch die Edelmetalle Gold und Silber, die von den einen heiß geliebt, von anderen jedoch eher verteufelt werden und derzeit kaum eine vernünftige Einschätzung zulassen.

Zertifikatemarkt auch keine Insel der Glückseligen

Auch der Zertifikatemarkt, der ja für beinahe jeden Basiswert in der jeweiligen Marktsituation und vor allem, was ganz wichtig ist, entsprechend der individuellen Markteinschätzung des Anlegers das passende Produkt bietet, leidet derzeit nicht nur unter dem niedrigen Zinsniveau, sondern v.a. auch unter Volatilitäten auf langjährigen Tiefstständen. Beides zusammen bekommen nahezu alle Standard-Strukturen zu spüren und Produkte auf breite Markt-Indizes bieten vielfach kaum noch attraktive Auszahlungs-Profile. Die Folgen: Aus Kapitalschutz wird nur noch Teilkapitalschutz und das gewohnte für den Investor überschaubare Ein-Aktien-Produkt wird zum „Worst-of“-Multi-Basket-Papier mit Lotterie-Charakter, bei dem die Entwicklung des jeweils schlechtesten Underlyings den Erfolg oder Misserfolg des gesamten Produkts bestimmt. Zu Zeiten der Finanzkrise verloren viele solcher Zertifikate fast ihren ganzen Wert.

3,50 % Kupon-Chance bei 70 % Puffer

Anleger müssen also auch bei vielen Zertifikaten deutliche Abstriche machen und bei einer etwas höheren Rendite zumindest ein gewisses Aktienmarkt-Risiko tragen. So auch bei dem neuen, noch bis 4. August zeichenbaren Korridor-Zertifikat der Société Générale auf den DAX. Das sechs Jahre laufende Papier bietet eine feste jährliche Verzinsung von 3,5 Prozent, die ebenso wie die Rückzahlung bei Fälligkeit von der Entwicklung des Deutschen Aktienindex abhängig ist. Dabei spielt ein Korridor, der am 11. August 2014 zwischen 30 Prozent und 170 Prozent des DAX-Startniveaus aufgespannt wird, die entscheidende Rolle. Aktuell würde dies einer Begrenzung zwischen 2.955 und 16.745 Punkten entsprechen. Sollte der Index während der gesamten Laufzeit nicht aus dieser Bandbreite nach unten oder oben ausbrechen, wird der 3,50-prozentige Kupon in jedem Jahr gezahlt und der Nennbetrag von 1.000 Euro am Ende in voller Höhe zurückerstattet. Kommt es jedoch zu irgendeinem Zeitpunkt zu einem Schwellenbruch nach unten oder oben, hat sich zum einen die Kupon-Zahlung erledigt. Zum anderen wird im weiteren Verlauf wie bei einem herkömmlichen Korridor-Bonus-Zertifikat nach einer Schwellenverletzung verfahren. Das bedeutet, dass das Papier zu einem einfachen Index-Tracker mutieren würde, wenn zuerst die untere Schwelle unterschritten wurde. Um bei Fälligkeit dann noch den Nominalwert zurückzuerhalten, müsste der DAX schon seinen gesamten Verlust wieder aufholen. War aber zuerst die obere Barriere dran, d.h. hat der Index wenigstens einmal mehr als 70 Prozent zugelegt, hat der Anleger in der Folgezeit ein Short-Papier vor sich, bei dem der Basiswert ebenfalls wieder auf sein Ausgangsniveau zurückkehren müsste, um am Ende für eine Nominaltilgung zu sorgen. Sollte es also tatsächlich zu einem Schwellenbruch kommen und der beidseitige 70-prozentige Puffer nicht ausreichen, wären wohl hohe Verluste zu erwarten.

Der Börse Go Tipp:

Die kleine Abwandlung eines herkömmlichen Korridor-Bonus-Zertifikats eignet sich für Investoren mit einem langen Anlagehorizont, die auch in den nächsten sechs Jahren mit niedrigen Zinsen rechnen. Der 3,50-prozentige Kupon wäre ihnen dann sicher, solange der DAX nicht mehr als 70 Prozent steigt oder fällt. Um keine hohen Verluste zu riskieren, müsste auch diese Markterwartung bei einem potentiellen Anleger verankert sein.

3,50 % Korridor-Zertifikat

Emittent/WKN:

Laufzeit:

31.07.2020 

Preis: (in Zeichnung bis 04.08.2014)

Ausgabepreis: 100 % (zzgl. bis 1 % Agio)

Société Générale / A1ZFLJ

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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