Kommentar
10:59 Uhr, 29.07.2016

Die USA bleiben hungrig

Die US-Bevölkerung gehört zu den schwersten der Welt. Laut einer Statistik liegen die USA auf Rang 12.

Die Fettleibigkeitsrate unter Erwachsenen liegt in den USA bei über einem Drittel. Das passt zu einem Land, welches sich in vielen Bereichen als unbegrenzt betrachtet (Land der unbegrenzten Möglichkeiten usw.). Unbegrenzt erscheint auch der Importhunger.

Laut einer Erstschätzung haben die USA im Juli für 63,3 Mrd. Dollar mehr Waren importiert als exportiert. Das Handelsbilanzdefizit im Güterhandel ist damit fast wieder dort angelangt, wo es kurz vor der Finanzkrise seinen Extremwert erreichte. Dieser lag bei knapp 80 Mrd. innerhalb eines Monats.

Wer nun aber glaubt, dass der Importhunger der USA damit gestillt ist, täuscht. Die Importe sind nämlich nach wie vor ansteigend. Derzeit helfen nur die gestiegene heimische Ölproduktion und der niedrige Ölpreis über ein rekordhohes Defizit hinweg. Das Defizit exkl. Öl dürfte bei 52 Mrd. im Juli liegen.

Das bisher höchste gemessene Defizit in einem Monat (ohne Ölimporte) lag bei 55 Mrd. Dieser Rekord wurde im Februar 2016 erreicht. Man kann es auch anders ausdrücken. Läge der Ölpreis heute dort, wo er vor dem ganz großen Crash und der Finanzkrise stand, dann türmte sich das Defizit heute auf 90 bis 100 Mrd. auf.

Dem Rest der Welt hilft der Importhunger. Dieser ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass in den letzten zwei Jahren nicht nur der Ölpreis, sondern auch andere Rohstoffpreise gefallen sind. Auch der Dollar steht heute höher als vor zwei Jahren. Beide Faktoren sollten das Defizit eigentlich begrenzen. Tut es aber nicht.
Nun kommt möglicherweise noch ein weiterer Belastungsfaktor hinzu. Die Dienstleistungsexporte konnten das Defizit im Güterhandel ein klein wenig ausgleichen. Nun sind die Dienstleistungsexporte seit Monaten unverändert. Unterm Strich ist das Defizit also aktuell dabei wieder rasant anzusteigen. Das letzte Mal, als es zu einem solchen Anstieg kam, folgte die Finanzkrise und ein weltweit einmaliger Rückgang des Handels.

Die große Krise muss nicht notwendigerweise folgen. Ausländische Investoren stopfen das Loch, welches durch das Handelsbilanzdefizit entsteht, indem sie die eingenommenen Dollar wieder in den USA investieren, z.B. indem sie Staatsanleihen kaufen. Solange dieser Prozess gut funktioniert, gibt es auch kein Problem. Im Gegenteil sogar: derzeit haben Investoren einen großen Appetit auf amerikanische Staatsanleihen. Das unterstütz den Dollar und mach Importe noch attraktiver. Wenn das so weitergeht, importieren die USA die Welt aus der Wachstumsflaute noch heraus.

Clemens Schmale

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1 Kommentar

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  • Allesklar
    Allesklar

    Besten Dank für Ihren gelungenen Beitrag.

    Dass die Fettleibigkeitsrate der Erwachsenen in den USA nur bei einem Drittel liegt, halte ich für stark untertrieben.

    13:23 Uhr, 29.07. 2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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