Kommentar
10:10 Uhr, 18.10.2019

Die US-Wirtschaft bröckelt

Trotz der positiven Meldungen der letzten Tage hat die US-Wirtschaft ein Problem: Es geht ihr schlechter als viele denken.

Die US-Notenbank weigert sich nach wie vor einen Abschwung zu erkennen. Immerhin hat sie das nicht davon abgehalten die Zinsen zu senken und 60 Mrd. USD pro Monat in den Markt zu pumpen. Vielleicht verbreitet sie einfach verbalen Optimismus, damit niemand aufgeschreckt wird.

Es gibt nämlich durchaus Trends, die aufschrecken. Die Anzahl der Firmeninsolvenzen nimmt 2019 wieder deutlich zu (Grafik 1). Das Niveau liegt auf dem der Jahre 2014 und 2015 und deutlich über den Werten von 2018. 2016 und 2017 zeigten höhere Werte, da der Ölpreiscrash einige Unternehmen in Schwierigkeiten brachte.

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Steigende Insolvenzen sind kein Zeichen einer gesunden Wirtschaft. Insolvenzen gibt es natürlich immer, egal wie schnell die Wirtschaft wächst. Steigen sie allerdings über dieses Normalmaß an, sollte das zu denken geben.

Wer in den Insolvenzzahlen noch keinen beunruhigenden Trend erkennt, kann einen Blick auf die Anzahl an Zahlungsausfällen von Unternehmen werden (Grafik 2). Es geht dabei um Ausfälle bei Anleihen. Allein bis August gab es 51 Zahlungsausfälle. Im gesamten vergangenen Jahr waren es nur 42. Rechnet man die Zahlen bis August auf das Gesamtjahr hoch, ergibt sich ein Wert von 68.

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2016 war der Wert mit 85 höher. Auch hier war der Ölpreiscrash verantwortlich. Lässt man diesen Sonderfaktor unberücksichtigt, dann sind die aktuellen Zahlen die schlechtesten seit 2009. Der Trend ist negativ und jeder Zahlungsausfall schadet Investoren. Je mehr sich die Finger verbrennen, desto schwieriger wird es auch für solvente Unternehmen an Geld zu kommen.

Das alles bedeutet nicht, dass ein sofortiger wirtschaftlicher Crash zu erwarten ist. Oftmals steigen die Insolvenzen jahrelang an bis es „endlich“ zur Rezession kommt. Das derzeitige Wachstum scheint aber längst nicht alle Wirtschaftsbereiche zu erreichen. Der Einzelhandel ist von Zahlungsausfällen ebenso betroffen wie Restaurantketten, Medienunternehmen, Versorger und IT-Unternehmen.

Es ist kein Trend, der nur auf niedrige Rohstoffpreise zurückzuführen ist. Besonders stark sind Branchen betroffen, die vom Konsum abhängen. Gerade dieser wird immer wieder als Stütze der US-Wirtschaft angeführt. Wieso aber häufen sich dann gerade dort Insolvenzen und Zahlungsausfälle?

Das ist eine Frage, die auch von der Notenbank ignoriert wird. Sie selbst zitiert immer wieder den Konsum als Zugpferd. So recht glauben kann man das inzwischen nicht mehr. Man wird sehen, wann die Notenbank von ihrer Doktrin abweicht, dass es sich nur um eine harmlose Verlangsamung des Wachstums handelt.

Das Fundament des Aufschwungs bröckelt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es so offensichtlich wird, dass man es nicht mehr ignorieren kann.

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2 Kommentare

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  • Schimanski
    Schimanski

    Notenbank wird wieder die Welt "retten". Reaktion auf Zahlungsausfälle 2009, aus März 2019: "Die Federal Reserve wird unter den gegebenen Umständen alle verfügbaren Mittel einsetzen, um die wirtschaftliche Erholung voranzutreiben und Preisstabilität zu gewährleisten", hieß es in einer Mitteilung der Fed nach der Sitzung des Offenmarktausschusses.Die Notenbank kündigte an, bis zu 750 Milliarden Dollar (577 Mrd Euro) an hypothekenbesicherten Wertpapieren zu erwerben. Damit würde sich der Bestand der Fed verdoppeln. Zudem will die Notenbank bis zu 300 Milliarden Dollar an langfristigen Staatsanleihen kaufen, um die Zinsen auf verschiedenen Märkten zu drücken.

    Einen schönen Gruß.

    14:29 Uhr, 18.10.2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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