Kommentar
09:51 Uhr, 24.05.2022

Die Stimmung ist so schlecht, muss der Aktienmarkt da nicht drehen?

Ob Anlageprofis oder Privatanleger, die Stimmung ist schlecht. Stimmungsextreme kündigen Trendwenden an.

Kurzfristig ist eine Erholung bei Aktien gut möglich. Einen Vorgeschmack darauf gab es am Freitag und Montag. Das wird viele Anleger vor Erleichterung aufatmen lassen. Manche werden sich sogar zurück in den Markt bewegen, um vom Trend zu profitieren. Man will ja den nächsten Aufwärtstrend nicht verpassen. Tatsächlich ist die Stimmung inzwischen so schlecht, dass man sie als extrem einstufen kann. Stimmungsextreme kündigen Trendwenden an. Ein Beispiel ist die von US-Anlageberatern empfohlene Longpositionierung (Grafik 1). Aktuell liegt der im Durchschnitt empfohlene Prozentsatz bei knapp 20 %. Das ist ein sehr niedriger Wert.


Der Markt konnte in der Vergangenheit bereits bei höheren Werten wieder nach oben drehen. Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass auch noch niedrigere Werte möglich sind. Während der Finanzkrise lag die durchschnittliche Empfehlung mehrmals im negativen Bereich. Die Empfehlung war also nicht mehr Aktien zu halten, sondern sie leerzuverkaufen.

Die Finanzkrise ist insofern ein interessantes Beispiel, weil das erste Stimmungsextrem bereits im August 2007 erreicht wurde. Es folgten weitere im Januar, Juli und November 2008. Der Bärenmarkt endete erst im März 2009.

Ein Stimmungsextrem kann kurzfristig zu einer Erholung führen. Extreme bedeuten jedoch nicht automatisch, dass ein neuer Aufwärtstrend folgt. Aktuell erscheint es mir wahrscheinlicher, dass wir eine Erholung im intakten Bärenmarkt sehen werden. Die schlechte Stimmung hat nämlich ein Problem.

Die Stimmung zeigt zwar, ob Anleger emotional das Handtuch geworfen haben, aber sie zeigt nicht, ob sie es auch effektiv getan haben. Zwischen dem, wie man sich fühlt und dem, was man wirklich gemacht hat (Positionierung anpassen), kann ein Unterschied bestehen.

Anleger haben ihre Positionierung inzwischen angepasst. Aktien wurden verkauft. Die Positionierung ist allerdings noch nicht bei einem Extrem angelangt. Eine Kapitulation, die sich nicht nur emotional, sondern auch in der Positionierung zeigt, hat noch nicht stattgefunden.

Wenn man also von Stimmungsextremen hört, sollte man dies nicht isoliert betrachten. An Stimmungsextremen mangelt es ja nicht. Wachstumserwartungen befinden sich auf Rekordtiefs, Gewinnerwartungen für Unternehmen waren lediglich 2008 schlechter, Fondsmanager halten hohe Cashquoten und die Risikofreude ist historisch niedrig (Grafik 2).


Bei so vielen Extremen kann sich Hoffnung breitmachen. Es ändert jedoch nichts daran, dass Depots immer noch eine zu hohe Positionierung aufweisen. Solange Stimmung und Positionierung nicht in Einklang sind, besteht die Gefahr weiterer Kursverluste.

Die nächste Rally dürfte daher viele Anleger in die Irre führen. Bisher konnte sich der Markt immer nur für wenige Tage erholen. Eine Bärenmarktrallye, die mehrere Wochen dauert und den Markt durchaus 10 % und mehr nach oben treiben kann, gab es noch nicht.

Eine zeitlich ausgedehnte Rally wird Hoffnungen wecken. Die Wahrscheinlichkeit spricht jedoch dafür, dass die Rally nur einen Unterbruch des Abwärtstrends darstellt. Dies sollten Anleger in ihren Entscheidungen berücksichtigen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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