Kommentar
21:30 Uhr, 01.05.2005

Die Spider Top Trendwendeformation - Die Spinne bringt den Tod!

Bei der Spider Top Formation handelt es sich um eine hochgradig bärische Trendwendeformation. D.h., dass dieses Kursmuster unter klar definierten Bedingungen einen schnellen umfassenden Kursverfall einleitet. Die Formation habe ich ich selbst definiert; und zwar nicht um den "Definierenwillens", sondern weil sie mir in den verschiedensten Märkten in den verschiedensten Zeiteinstellungen als verläßlicher Signalgeber aufgefallen ist. Der Name des Musters wurde aufgrund des Aussehens gewählt. Das Muster ähnelt der Silhouette einer Spinne von vorne.

Definition:

Zwischen 2 etwa gleichhoch gelegenen Hochs (B) liegt ein kleines Hoch (A). Hoch (A) quasi als Spinnenkörper, die beiden Hochs (B) als seitwärts herausragende Beine.

Von Hoch (B) zu Hoch (A) ensteht ein Zwischentief (C). Ein zweites Zwischentief (C) ensteht von Hoch (A) zum zweiten Hoch (B). Beide Zwischentiefs (C) sollten in etwa auf gleichem Niveau liegen. Dieses Niveau fungiert als SELL Triggerlinie (Nackenlinie) der Formation. Das Verkaufssignal entsteht dann, wenn der Kurs auf Schlußkursbasis des gewählten Chartintervalls unter diese SELL Triggerlinie fällt.

Im Tageschart ist also ein Tagesschluß unter der SELL Triggerlinie , im Wochenchart ein Wochenschlußkurs unter der SELL Triggerlinie erforderlich.

Im beigefügten Schema ist diese SELL Triggerlinie blau markiert. Fällt der Kurs unter die SELL Triggerlinie, löst dies ein Verkaufssignal.
In dem betreffenden Basiswert würde voraussichtlich eine Korrektur beginnen.

Insofern bietet es sich an, a) Longpositionen vorsichtshalber zu schließen und b) den Basiswert zu shorten. Mit Shorten meinen wir den Einsatz aller Investmentvehikel, die es dem Trader und Anleger erlaufen, an fallenden Kursen zu partizipieren. (Aktien, Futures, Devisen direkt shorten oder aber via Optionsscheine, Knock-Out Produkte).

Das Stopp für eine Shortposition sollte oberhalb der SELL Triggerlinie gesetzt werden. Zwingend muß das Stop über dem Hoch von Punkt B liegen. Denn ein Anstieg darüber würde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das Verkaufssignal wieder drehen.

Das Spider Top wird deshalb als hochgradig bärisch klassifiziert, weil es sich aus einer gescheiterten bullischen Formation, einer so genannten relativen Doppelbodenformation, herleitet. Eine Doppelbodenformation muß nicht unbedingt am Beginn einer Aufwärtsbewegung liegen, sie kann auch mitten in der Aufwärtsbewegung als Fortsetzungsmuster zwischengeschaltet sein. Scheitert sie mitten im Aufwärtstrend, wird sie schlagartig zu einer Trendwendeformation . Eine klassische Trendwendeformation wie beispielsweise ein Doppeltop oder eine Kopf Schulter Formation sehen viele Marktteilnehmer, so dass sich eine negative Erwartungshaltung während der Ausbildung der Formation entwickeln kann. Den relativen Doppelboden sehen ebenfalls viele Marktteilnehmer. Der Punkt ist aber der, dass mit ihm während des Entstehungsprozesses jedoch eine positive Erwartungshaltung verbunden ist. Wenn der Kurs dann aber unter die SELL Triggerlinie abrutscht, schlägt das Sentiment schlagartig von bullisch auf bärisch um. Eine charttechnische Bullenfalle hat zugeschnappt. Der schnelle Sentimentwechsel führt in der Regel zu schnellen umfangreichen Kursabgaben.

Vom Doppeltop unterscheidet sich das Spider Top durch das zwischengeschaltete kleinere Hoch (A), das zwischen den beiden Hochs (B) liegt und durch ein zweites Zwischentief (C). Aufgrund der Morphologie und Herleitung lehne ich es ab, das Spider Top als eine Unterkategorie des Doppeltops zu klassifizieren.

Im Folgenden nun zahlreiche Beispiele für Spider Top Formationen.

Anbei der mehrjährige Wochenchart (oben) (1 Kerze = 1 Woche) vom Nasdaq Composite mit Tageschart (unten) (1 Kerze = 1 Tag). Das Top im März 2000 stellte sich im Tageschart als eine typische Spider Top Formation heraus. Die SELL Trigger lag klar definiert bei 4.455 Punkten. Wohlgemerkt, man hätte den Nasdaq Composite also tatsächlich nahe seines Alltimehighs shorten können. Wie lange man den Short gehalten hätte, sei dahin gestellt. Wichtig ist, dass man als Charttechniker und Trader tatsächlich das Top sondieren konnte.

Anbei der Tageschart (1 Kerze = 1 Tag) von der Aktie der DEUTSCHEN BANK. Dargestellt ist der Zeitraum von 15.12.2003 bis 13.07.2004. Im April 2004 bildete sich ein Spider Top aus, das regelkonform durch schnelle Kursverluste aufgelöst wurde.

Anbei der Tageschart (log) von der BAYER Aktie. Dargestellt ist der Zeitraum von 04.05.2004 bis 19.10.2004. Juni/Juli 2004 auch hier eine Spider Top Formation als Vorbote mehrwöchiger Kursabschläge.

Als letztes Beispiel der 60 Minutenchart von EUR/USD ebenfalls mit einer Spider Top Formation Darstellung.

Autor: Harald Weygand

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2 Kommentare

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  • Orlando Paladino
    Orlando Paladino

    Ich ergänze: wohl in Abhängigkeit vom Short Interest ... ? Bei Alibaba jedenfalls bemerkenswert niedrig ...

    17:56 Uhr, 31.12.2021
  • Orlando Paladino
    Orlando Paladino

    Halllo Herr Weygand,

    eine sehr kurze Frage: Gibt es aus Ihrer Sicht auch ein "Spider Bottom"? Schauen Sie z.B. aktuell auf den BABA-Chart.

    Mit bestem Dank und freundlichem Gruß

    Roland Kill

    PS: Und einen guten Rutsch wünsch' ich Ihnen natürlich auch. .

    17:50 Uhr, 31.12.2021

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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