Kommentar
13:19 Uhr, 18.10.2005

Die schillernden Farben des Marktes – Das Rainbow-Zertifikat

Es ist oft ärgerlich: Hätte man vorher gewusst, wie sich einzelne Märkte entwickeln, hätte man seine Investitionen in der Vergangenheit anders getätigt. Das Problem ist, dass man die Wertentwicklungen erst kennt, wenn sie schon Vergangenheit sind und man nicht mehr von ihnen profitieren kann.

Die Deutsche Bank emittiert nun erstmals ein Zertifikat, dass die Möglichkeit der nachträglichen Gewichtung von Investitionen bietet. Beim Rainbow-Zertifikat der Deutschen Bank werden die Portfoliogewichtungen des zugrundeliegenden Index-Korbes aus Dow Jones EuroStoxx 50, S&P 500 und dem Nikkei 225, erst am Laufzeitende des Zertifikates festgelegt. An diesem Tag erhält der Index, der die größte Rendite erwirtschaftet hat eine Gewichtung von 50 Prozent, der zweitbeste Index wird mit 30 Prozent gewichtet und der schlechteste Index erhält nur eine Gewichtung von 20 Prozent. Es wird also nachträglich der Index am stärksten gewichtet, der die beste Performance gezeigt hat.
Im Prinzip kann man mit dem Rainbow-Zertifikat eine gut diversifizierte Investition tätigen, ohne dabei den üblichen Trade-Off zwischen Renditechance und Risiko eingehen zu müssen. Üblicherweise werden Investitionen auf verschiedene Anlageprodukte gestreut, um das Risiko zu vermindern. Das gelingt, weil die beteiligten Anlageprodukte nicht völlig parallel in ihrer Wertentwicklung sind und sich die Schwankungen der einzelnen Anlagemöglichkeiten gegenseitig aufheben. Dadurch wird aber auch die Renditechance des Gesamtportfolios verringert, da die schlecht gelaufenen Anlageformen diejenigen ausbremsen, die eine gute Rendite aufweisen. Die Gesamtrendite wird also für gewöhnlich durch die schlecht gelaufenen Anlageprodukte mit ihrer festgelegten Gewichtung im Gesamtportfolio verwässert. Genau hier ist der Ansatz des Rainbow Zertifikats. Dadurch, dass man sich nicht im Voraus für feste Gewichtungen der einzelnen Anlageformen – in diesem Fall der drei Indizes – festlegen muss, wird dieser negative Effekt der Portfoliodiversifikation gemildert. Bei immernoch hoher Renditechance wird das Risiko verringert und der Anleger stellt sich besser, als bei einer Investition mit feststehenden Gewichtungen.

Anhand einiger Szenarien wird dieser Effekt deutlich: Angenommen alle drei Indizes steigen über die Laufzeit des Zertifikats. Der beste Index weist eine Performance von 30 Prozent auf, der zweitbeste schafft 20 Prozent und der drittbeste immer noch 10 Prozent. Bei einer gleichgewichteten Investition in die drei Indizes hätte ein Anleger pro 100 Euro Nominalwert des Zertifikates eine Auszahlung von 120 Euro erhalten. Durch die nachträgliche Festlegung der Gewichtungen im Rainbow-Zertifikat erhält er aber 123 Euro aufgrund der höheren Gewichtung des besten Index.
Untersucht man ein Beispiel mit unterschiedlicher Wertentwicklung, so zeigt sich ein ähnlicher Effekt. Wenn z.B. der beste Index eine Wertsteigerung von 20 Prozent aufweist, der zweitbeste auf Ausgangsniveau notiert und der schlechteste sogar 30 Prozent im Wert fällt, dann hätte man bei Gleichgewichtung der einzelnen Indizes bei einer Investition von 100 Euro eine Auszahlung von 96,67 Euro, also eine negative Rendite, zu erwarten. Im Gegensatz dazu hätte das Rainbow-Zertifikat noch eine positive Auszahlung aufzuweisen. Durch entsprechende Gewichtung erhielte der Anleger hier eine Auszahlung von 104 Euro.

Auch im Fall, dass alle Indices über die Laufzeit fallen, kann sich das Rainbow-Zertifikat gegenüber der Direktinvestition behaupten. Geht man von einer Rendite der Indices von -50 Prozent, -30 Prozent und -10 Prozent aus, so erhielte man bei Direktanlage 70 Euro, das Rainbow-Zertifikat würde aber immerhin 76 Euro auszahlen.

Das Rainbow-Zertifikat ist also eine attraktive Anlageoption für Anleger, die grundsätzlich von einer positiven Marktentwicklung ausgehen und dabei auf ein optimiertes Rendite-/Risiko-Profil wertlegen. Die beschriebenen Nachteile eines diversifizierten Portfolios werden durch die nachträgliche Ertragsoptimierung im Rainbow-Zertifikat deutlich gemildert.

Rainbow-Zertifikat
WKN DB0 WYD
ISIN DE000DB0WYD1
Indexkorb bestehend aus DJ Euro STOXX 50, S&P 500, Nikkei 225
Gewichtungen Beste Wertentwicklung 50%
Zweitbeste Wertentwicklung 30%
Schlechteste Wertentwicklung 20%
Emissionspreis 100 Euro zzgl. eines Ausgabeaufschlages von 1,5% des Emissionspreises
Zeichnungsfrist bis zum 25. Oktober 2005
Fälligkeitstag 15. Oktober 2010

Disclaimer
Die Deutsche Bank AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen betreuen das analysierte Finanzinstrument oder dessen Emittenten an einem Markt durch das Einstellen von Kauf- und Verkaufsaufträgen. Die Deutsche Bank AG und/oder mit ihr verbundene Unternehmen haben Aktien des Emittenten, der bzw. dessen Finanzinstrumente Gegenstand der Finanzanalyse sind, im Handelsbestand.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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