Kommentar
17:08 Uhr, 06.01.2004

Die Rückkehr der Vola-Produkte

Innerhalb der letzten Wochen konnte man feststellen, dass sich die relativen Marktanteile des deutschen Derivatemarktes zugunsten von Volatilitätsprodukten (Optionsscheinen) verschoben haben. Leidtragende Produkte waren die Hebelzertifikate (Turbos), deren Marktanteil zurückging. Den Grund für diese Entwicklung sehen die Experten in zwei Punkten:

Zum ersten wird den Anlegern mehr und mehr bewusst, dass Optionsscheine nicht wie Hebelprodukte sofort nach Erreichen einer Kursbarriere "sterben". Bei Optionsscheinen hat der Anleger bis zum Laufzeitende die Chance, dass die von ihm erwartete Kursentwicklung eintritt. Kurzfristige Bewegungen in die andere Marktrichtung stören ihn dabei nicht. Besonders für mittel- bis längerfristig orientierte Anleger stellt dies einen klaren Vorteil dar.

Zum zweiten ist ein Grund für die Renaissance der Vola-Produkte im Rückgang der impliziten Volatilitäten, also der am Markt gehandelten Volatilitäten, für diese Produktgruppe zu sehen.

Sehr gut lässt sich dies anhand des VDAX verdeutlichen, der die Entwicklung der impliziten Volatilitäten für den deutschen Standardindex für 45 Tage bis zum Verfall nachbildet.

Volatilitäten haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Preisbildung einer Option. Generell kann gesagt werden: Je höher die für die Preisberechnung der zugrunde liegenden Option maßgebliche Volatilität ist, desto höher ist auch der Preis der Option. Dies gilt sowohl für Kauf- als auch Verkaufsoptionen. Bildlich lässt sich dieser Mechanismus damit erklären, dass mit einer höheren Volatilität die vom Markt eingeschätzte Schwankungsbreite des Preises des zugrunde liegenden Basiswertes größer ist und somit auch gleichzeitig die Chance steigt, dass der Preis des Basiswertes am Ende der Laufzeit über (beim Call) dem Basispreis liegt.

Auch bei Einzelwerten kam es auf breiter Front zu einem Rückgang der Volatilitäten:

So verzeichnete die Deutsche Telekom eine Entwicklung, die der des DAX ähnelt. Innerhalb von neun Monaten halbierte sich das Volatilitätsniveau von den mittleren Vierzigern auf Mitte Zwanzig. Entsprechend reduzierten sich auch die Prämien der Optionsscheine.

Versicherer kamen ebenso - nachdem die Turbulenzen im Zuge des 11. Septembers ausgestanden waren und eine generelle Beruhigung der Börsen zu verzeichnen war - in ruhigeres Fahrwasser. Besonders die deutschen Bluechips Allianz und die Münchener Rückversicherungs AG waren dabei die Profiteure.

Auch im internationalen Umfeld gab es eine ähnliche Entwicklung. Selbst bei Goldminenwerten gingen die Volatilitäten zurück. Dies ist mehr auf die Entwicklung im Gesamtmarkt zurückzuführen, da der Preis des begehrten Rohstoffs immer noch stark schwankt und in der Nähe des Acht-Jahres-Hochs notiert. Gerade bei diesen Werten kann man also auch weiterhin zu immer noch interessanten Prämien auf steigende Kurse spekulieren.

*Roland Lang, Commerzbank AG - Bereich Equity Derivatives*

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