Kommentar
16:52 Uhr, 12.05.2004

Die Risikoscheu ist gestiegen

Großbritannien:

Die sehr guten Beschäftigtenzahlen haben in Verbindung mit einigen besseren Inflationsberichten und Äußerungen der US-Notenbank zu ihrer Geldmarktpolitik Besorgnisse verstärkt, dass die US-Leitzinsen deutlicher und schneller als zunächst erwartet angehoben werden könnten. Dies hat das Umfeld für Aktien belastet. Der S&P 500- und der NASDAQ-Index gaben in USD 2,7 bzw. 2,2 Prozent nach.

Die zuerst im Immobiliensegment nach den Beschäftigtenzahlen aus dem letzten Monat aufgetretenen Erschütterungen, haben nun auch auf andere zinssensitive Bereiche übergegriffen. Wir glauben, dass ein Teil dieser Entwicklungen (z.B. Cendant, Home Depot) übertrieben ist und haben unsere Positionen beibehalten.

Konsumwerte haben sich weiter erfreulich entwickelt. Wir haben Walgreen erworben, finden aber in dieser Branche sonst kaum weitere günstig bewertete Titel.

Obwohl sich einige günstige Marktsegmente herauskristallisieren, behalten wir unsere tendenziell auf ein niedriges Risiko ausgerichtete Portfoliostrategie angesichts des geringen Kaufinteresses an Risikopapieren auf kurze Sicht bei.

USA:

Die Risikoscheu ist gestiegen. Dies ist eine Folge der Unsicherheit im Zusammenhang mit der inflationären Entwicklung, den Leitzinsen und dem geopolitischen Umfeld. Auch Großbritannien konnte sich diesem Trend nicht entziehen. So verloren der FTSE 100- und der FTSE Mid 250-Index in dieser Woche in GBP 2,1 bzw. 4,3 Prozent.

Zyklische Titel und Erholungswerte hatten unter der jüngsten Kurskorrektur am meisten zu leiden. Dies wirft die Frage auf: Sind diese Segmente mittlerweile günstig bewertet? Mit Ausnahme einiger einzelwertspezifischer Anlagechancen glauben wir, dass die Antwort "nein" ist. Deshalb behalten wir unsere derzeitige Strategie einer Fokussierung des Portfolios auf defensive Marktsegmente wie Tabak, Getränke, Pharma und marktbreite Titel bei.

In dieser Woche gab es zwei bemerkenswerte Ereignisse auf Unternehmensebene. Erstens hat die Royal Bank of Scotland die US-Regionalbank Charter One übernommen. Wir halten diese Transaktion für strategisch solide und bleiben in der RBOS übergewichtet. Zweitens hat das Outsourcing-Unternehmen Bunzl eine gewinnsteigernde Akquisition in Frankreich getätigt. Wir haben Bunzl deshalb auf unsere Favoritenliste genommen.

Europa:

Europäische Aktien sind in dieser Woche angesichts eines durch Risikoscheu bestimmten Umfelds deutlich gesunken. Der FTSE World Europe ex. UK-Index gab bis zum Ende der Woche 4,1 Prozent in Euro nach.

Wir haben auf diese negative Stimmung reagiert, indem wir unsere verbleibenden untergewichteten Positionen in defensiven Marktsegmenten aufgehoben haben. Nach der abgeschlossenen Übernahme von Aventis durch Sanofi haben wir dieses Unternehmen zugekauft und sind in Pharmatiteln nun neutral gewichtet. Darüber hinaus sind wir in Segmenten aus dem Konsumumfeld derzeit marktneutral gewichtet.

Die Berichtsaison in der Bankenbranche überraschte mit einigen beeindruckenden Ergebnissen, wie zum Beispiel bei UBS und Credit Suisse. Wir sind in Bankentiteln zwar neutral gewichtet, in diesen beiden Titeln jedoch übergewichtet.

Wir glauben, dass die jüngste Marktschwäche wieder ein günstiges Bewertungsniveau zur Folge hat. Wir haben vor, in ausgewählten Titeln hoher Qualität zuzukaufen.

Japan:

Japanische Aktien wurden in dieser Woche durch eine Welle von Verkäufen hauptsächlich kreditfinanzierter Investoren beeinträchtigt. Gerüchte über Terroranschläge sowie Besorgnisse um die Nachfrage aus China verschärften die Situation. Dies hatte zur Folge, dass der TOPIX- und der JASDAQ-Index in YEN 8,5 bzw. 9,1 Prozent einbüßten.

Auf Einzelwertebene enthielten die Gewinnzahlen des Index-Schwergewichts DoCoMo enttäuschende Prognosen für das kommende Jahr. Das Unternehmen sagte niedrigere Gewinnmargen voraus. Die Gründe dafür sind höhere Entwicklungskosten und ein sich verschärfender Wettbewerb.

Honda hat ebenfalls enttäuschende Zahlen bekannt gegeben. Der Markt hat sich trotz der allgemeinen positiven Ergebnisse eher auf die wenigen schlechten Nachrichten konzentriert.

Trotz der unbestreitbar trüben Stimmung am Markt bleiben wir für die längerfristigen Aussichten recht zuversichtlich und haben in Wachstumswerten zugekauft.

Asien & Schwellenländer:

Das Investmentumfeld war für Risikoanlagen in dieser Woche nicht günstig, und die Indizes aus Asien sowie den Schwellenländermärkten beendeten die Woche erwartungsgemäß deutlich niedriger. Dafür waren hauptsächlich internationale Verkäufe verantwortlich.

Die Ursachen für die kurzfristige Verkaufswelle (Besorgnisse um die US-Leitzinsen, das Wachstum in China und Terroranschläge) sind zwar verständlich, aber es gibt auch jede Menge Gründe dafür, bei dem derzeitigen Kursniveau zu kaufen.

Sowohl in Asien als auch in Lateinamerika haben die jüngsten Kursausschläge Anlagechancen in hochqualitativen Aktien eröffnet, die auf historisch günstigem Bewertungsniveau notieren. Wir haben diese Anlagemöglichkeiten zwar selektiv genutzt, den Faktor Risikokontrolle jedoch genau im Auge behalten. Wir haben beispielsweise unsere Gewichtung in Australien innerhalb unserer asiatischen Portfolios angehoben.

Anleihen:

Die Renditen von Staatsanleihen sind in dieser Woche stark angestiegen. Die Gründe dafür waren die sehr guten Wirtschaftsdaten, erste Anzeichen für eine inflationäre Entwicklung und eine andere Wortwahl der US-Notenbank im Hinblick auf ihre Geldmarktpolitik.

Staatsanleihen aus den Industriestaaten haben die erwarteten US-Zinserhöhungen in ihren Kursen zwar nun vollständig berücksichtigt, spiegeln aber noch keinen Anstieg der Inflationserwartungen wider. Deshalb bleiben wir bei der Duration short positioniert.

Obwohl Papiere hoch verschuldeter Schwellenländer von einer sehr scharfen Verkaufswelle erfasst wurden, sind die Fundamentaldaten nach wie vor intakt. Wir haben einige brasilianische Staatsanleihen erworben, deren Kurse 40 Prozent unter ihrem letzten Hoch gehandelt wurden.

Hochzinsanleihen litten zwar ebenfalls unter den damit zusammenhängenden Folgeschäden, weisen aber dennoch gute Fundamentaldaten auf.

Quelle: Threadneedle

Die britische Fondsgesellschaft Threadneedle Investments wurde 1994 gegründet und hat in Deutschland derzeit 26 Fonds im Angebot. Das verwaltete Anlagevolumen beträgt rund 72 Mrd. Euro. Die Gesellschaft verdient sich regelmäßig Höchstnoten von verschiedenen Rating-Agenturen.

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