Kommentar
08:45 Uhr, 11.01.2005

Die Rentenmärkte zeigen sich kaum verändert

Der Euro gibt gegenüber dem Dollar weiter nach. Rentenmärkte zeigen sich nach US-Arbeitsmarktdaten wenig verändert. Nach der Veröffentlichung des FED-Protokolls sind die Zweifel an der Fortsetzung der geldpolitischen Straffung in den USA aus dem Markt verschwunden.

Mit Spannung blickten die Märkte in der Vorwoche auf die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten: Mit einem Stellenzuwachs von 157.000 blieb die Dezember-Zahl zwar etwas hinter dem Marktkonsens zurück, da aber die November-Zahl nachträglich nach oben korrigiert wurde, haben sich die Renditen an den Rentenmärkten kaum verändert. Das Bild vom robusten Konjunkturaufschwung bleibt damit intakt. Dazu trugen in jüngster Zeit auch die freundliche Entwicklung beim ISM-Index und den Auftragseingängen in der Industrie bei. Vor dem Hintergrund der günstigen Konjunkturaussichten erscheinen Zehnjahresrenditen am US-Treasury-Markt von 4,3 Prozent doch sehr niedrig. Ein spürbarer Anstieg in den kommenden Monaten würde uns daher nicht überraschen. Auch am kurzen Ende der Zinskurve dürften die Renditen unter Druck bleiben, nachdem die Federal Reserve Bank in ihrem Protokoll zur Dezember-Sitzung eine verschärfte Gangart in der Zinspolitik angedeutet hat. Vor allem die Betonung von Inflationsrisiken ließ die Rentenmärkte aufhorchen, da dies in der Regel als Signal für weitere Leitzinsanhebungen angesehen wird.

Am US-Rentenmarkt überwiegen derzeit die Risiken die Chancen, sodass wir bei Engagements zur Vorsicht raten.

Ein gewichtiger Unsicherheitsfaktor bleibt jedoch die Währungsentwicklung. Kletterte der Euro zum Jahreswechsel noch auf ein neues Rekordhoch von 1,36 US-Dollar, musste er im Verlauf der ersten Januarwoche gegenüber diesem Höchststand zeitweise wieder fast fünf Cent abgeben. Die Aussicht auf eine aggressivere Zinserhöhungspolitik der US-Notenbank verringerte den Druck auf die US-Währung ganz erheblich. Trotz der jüngsten Korrekturbewegung bleiben jedoch die Faktoren, die den Dollar-Verfall der letzten Monate auslösten, erhalten. Weder in der Leistungsbilanz noch im Bundeshaushalt gibt es bislang Anzeichen für eine Verringerung des Defizits. Aufgrund dieser strukturellen Gründe ist nicht mit einer fundamentalen Trendwende zu rechnen.

In der Eurozone bleibt das Konjunkturbild uneinheitlich. Einerseits hat der für die Konjunkturaussichten wichtige Einkaufsmanagerindex wieder die Schwelle von 50 Punkten überschritten. Andererseits zeigten sich hierzulande der Arbeitsmarkt und die Auftragseingänge in schwächerer Verfassung. Auch beim französischen Verbrauchervertrauen musste ein herber Rückschlag hingenommen werden. Vor diesem Hintergrund blieben die Renditen in der Eurozone auf anhaltend niedrigem Niveau. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten zum Wochenschluss mit 3,6 Prozent. Einen kräftigen Konjunkturaufschwung scheint damit an den hiesigen Anleihemärkten niemand zu erwarten. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass die Wirtschaft des Euroraums nur mit bescheidenen Raten wachsen wird - für Rentenanleger sicherlich keine schlechte Nachricht. Die Europäische Zentralbank dürfte an ihrem zurückhaltenden geldpolitischen Kurs festhalten, was ihr in Erwartung einer nachgebenden Inflation auch leicht fallen sollte. Wir gehen jedenfalls für die kommenden Monate von einer Outperformance der europäischen Rentenmärkte gegenüber dem US-Bondmarkt aus und empfehlen Rentenfonds mit Schwerpunkt auf Anleihen aus der Eurozone (UniEuroKapital, UniEuroKapital Corporates) und Europa (UniEuropaRenta, UniEuroAspirant).

Ausblick: ZEW-Index und deutsche Industrieproduktion sind die wichtigsten der in dieser Woche anstehenden Datenveröffentlichungen zur Konjunkturlage im Euroraum. In den Vereinigten Staaten dürften ebenfalls die Zahlen zur Industrieproduktion sowie zu den Einzelhandelsumsätzen im Vordergrund stehen, wobei wir eine Bestätigung des robusten Wachstumskurses sehen. In der Tendenz erwarten wir für die Rentenmärkte eine Ausweitung des Renditeunterschieds zwischen den USA und der Eurozone.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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