Die Rentenmärkte verschnaufen
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Die Rentenmärkte haben in der vergangenen Woche verschnauft. Der zuvor kräftige Renditeanstieg insbesondere in den USA hat sich nicht fortgesetzt. Viel Aufmerksamkeit richtete sich vor allem auf das Segment der Unternehmensanleihen, wo General Motors mit einer Gewinnwarnung Kursrückgänge auf breiter Front auslösten.
Der weltgrößte Automobilhersteller General Motors (GM) reduzierte seine Gewinnprognose für 2005 drastisch. Im ersten Quartal wird nun sogar mit einem Verlust und im Gesamtjahr mit einem negativen Cash-flow von zwei Mrd. US-Dollar gerechnet. Standard & Poor's behielt in ihrer ersten Reaktion das langfristige Rating für die GM-Gruppe zwar mit BBB- bei, senkte aber den Ausblick auf negativ. Zugleich wurde der warnende Hinweis gegeben, dass das Rating sofort herabgesetzt werden könne, sollten Zweifel an einer Verbesserung der finanziellen Lage GM´s aufkommen. Die nächst tiefere Stufe wäre BB+, womit GM den Status als sicherer Schuldner (Investmentgrade) verlöre. GM-Anleihen standen infolgedessen stark unter Druck und belasteten die Anlageklasse der Unternehmensanleihen insgesamt. Der Markt ist offensichtlich wieder sensibler für das Risiko geworden.
Die bei den Corporates registrierten Abflüsse gingen auch in Richtung US-Staatsanleihen, die im 10-jährigen Bereich mit rund 4,50 Prozent wieder deutlich mehr Verzinsung bieten als noch vor eineinhalb Monaten, als sie knapp über 4,00 Prozent rentierten. Zumal die zuletzt veröffentlichten US-Konjunkturdaten im Großen und Ganzen für die Rentenmärkte keine negativen Überraschungen boten. Die amerikanische Industrieproduktion legte erwartungsgemäß weiter leicht zu und zog die Kapazitätsauslastungen auf 79,4 Prozent hoch. Die Hauptsorge bleibt indes der Ölpreis, der im Wochenverlauf trotz Förderquotenanhebung der OPEC und einer Bohrerlaubnis in einem Naturschutzgebiet Alaskas neue Höchststände markierte und damit gefährlich für die Teuerung werden könnte. Mit einiger Spannung blicken die Akteure nun auf den Dienstag, wenn die US-Notenbank über die Leitzinsen entscheidet. Wir erwarten eine Anhebung um 25 Basispunkte. Darüber hinaus rechnen wir auch in künftigen Fed-Sitzungen mit Zinserhöhungen, weshalb wir unverändert zu Zurückhaltung bei dortigen Engagements raten.
Die gestiegene relative Attraktivität der US-Treasuries in Verbindung mit der erhöhten Risikoaversion der Marktteilnehmer bekamen in der vergangenen Woche auch Emerging Markets Bonds zu spüren. Anleihen der Türkei, Polens, Tschechiens wie auch anderer aufstrebender Staaten büßten signifikant ein, was auch auf deren Währungen abstrahlte.
Die Rentenmärkte der Eurozone wurden zu Wochenbeginn durch pessimistischere Konjunktureinschätzungen in der zweitgrößten und drittgrößten Volkswirtschaft des Währungsraumes gut unterstützt. Die Nummer Zwei Frankreich geht neuerdings nur noch von einem nationalen BIP-Wachstum zwischen 2,0 bis 2,5 Prozent (statt bisheriger 2,5 Prozent) aus. Für die Nummer Drei Italien hält die heimische Notenbank Banca d'Italia die Marktprognose von plus 1,1 bis 1,3 Prozent für realistischer als den von der Regierung prognostizierten Zuwachs um 2,1 Prozent. Das deutsche Konjunkturbild wurde dagegen durch den ZEW-Index leicht aufgehellt. Dieser war entgegen den Prognosen gestiegen und zeigt so eine optimistischere Konjunkturerwartung der Analysten und institutionellen Investoren an. In der zweiten Wochenhälfte ließen Inflationssorgen die Renditen allerdings wieder ansteigen. Die annualisierte Inflationsrate des Währungsraumes war im Februar auf 2,1 Prozent angestiegen, nachdem sie im Januar bei 1,9 Prozent lag. Außerdem wurden am Freitag die deutschen Erzeugerpreise veröffentlicht, die im Februar um 4,2 Prozent teurer waren als vor einem Jahr. Das ist der höchste Zuwachs seit Juni 2001. In Verbindung mit dem hohen Ölpreis bestehen also hierzulande durchaus Inflationsgefahren, die zu Vorsicht bei neuen Rentenengagements mahnen. Empfehlenswert sind derzeit vor allem kurze Laufzeiten.
Ausblick: Die laufende Woche beginnt für die Rentenmärkte erst am morgigen Dienstag mit der Leitzinsentscheidung der Fed. Ein Aufschlag von 25 Basispunkten gilt als sicher. Am Mittwoch folgen dann wichtige Frühindikatoren für die Eurozone und das Verbrauchervertrauen in den USA.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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