Die Rentenmärkte präsentieren sich freundlich
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Eurozone
Euro-Renditen folgen US-Bondmarkt: Im Gefolge der Entwicklung am amerikanischen Rentenmarkt verringerten sich auch in der Eurozone die Renditen von Staatspapieren. Zehnjährige Bundesanleihen, die im Euroraum Benchmarkstatus genießen, rentierten Ende Februar nur noch mit knapp 4,1 Prozent und damit fast 30 Basispunkte niedriger als zu Jahresbeginn. Unterstützung erhielten die hiesigen Rentenmärkte wiederum durch die Eurostärke. Die Aufwertung des Euro dämpft die Konjunkturaussichten der Rückgang beim Ifo-Geschäftsklimaindex ist nicht zuletzt eine Folge der verschlechterten Exportchancen heimischer Unternehmen und mindert die Inflationsgefahren. Jüngste Zahlen aus Spanien und Italien deuten jedenfalls auf einen spürbar nachlassenden Preisdruck in der Eurozone hin. Der EZB-Zielwert für die Teuerungsrate von 2,0 Prozent sollte in diesem Jahr daher kein Problem darstellen.
Für eine Anhebung der Leitzinsen dürfte vor diesem Hintergrund in nächster Zeit keine Notwendigkeit bestehen. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Währungshüter in den kommenden Monaten nicht zum Instrument der Zinserhöhung greifen werden. Zwar könnte es am langen Ende noch zu Renditesteigerungen kommen, angesichts der doch eher moderaten Konjunkturaussichten dürften diese jedoch nicht allzu stark ausfallen.
Euro-Outs
Renten übriges Europa: Vor dem Hintergrund anhaltend robuster Wirtschaftsdaten hat die Bank von England erwartungsgemäß die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf nunmehr 4,0 Prozent angehoben. Damit beträgt die Zinsdifferenz zur Eurozone und den USA aktuell 200 bzw. 300 Basispunkte. Es überraschte daher auch nicht, dass das Britische Pfund seinen Höhenflug gegenüber Euro und US-Dollar fortsetzte. Angesichts des freundlichen konjunkturellen Umfelds sehen wir bereits im Frühjahr einen erneuten Zinsschritt nach oben, was vermutlich zu einer weiteren Verflachung der Zinskurve führen würde. Die schwedische Riksbank nahm die nachlassende Inflation zum Anlass, die Leitzinsen im Februar um 25 Basispunkte auf 2,5 Prozent zu senken. Damit soll der nach wie vor nicht richtig in Fahrt kommenden Konjunktur zusätzlicher Rückenwind verliehen werden. Weitere Zinssenkungen sind jetzt allerdings nicht mehr zu erwarten. Dagegen könnte es in Norwegen zu einer weiteren Lockerung der Geldpolitik kommen. Bei einer Kerninflationsrate von 0,1 Prozent und eher schwachen Wirtschaftsdaten dürfte die Norges Bank bereits im März eine weitere Zinssenkung beschließen. Damit lägen die Geldmarktzinsen in Norwegen erstmals wieder unter dem Niveau im Euroraum. An den osteuropäischen Märkten setzt sich der zuletzt wieder freundlichere Trend fort. Sowohl in Polen als auch in Ungarn gaben die Anleiherenditen leicht nach. Vor allem in den kürzeren und mittleren Laufzeiten besteht jedoch noch eine deutlich höhere Verzinsung als in der Eurozone. Keine nennenswerten Reaktionen rief dabei der Rücktritt des polnischen Premierminister Miller von seinem Amt als Parteivorsitzenden an den Finanzmärkten hervor.
USA
Der amerikanische Rentenmarkt zeigte sich auch im Februar in fester Verfassung und setzte damit den zum Jahresanfang begonnenen Trend fort. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen gaben binnen zweier Monate um gut 40 Basispunkte nach und führten zu entsprechenden Kursgewinnen. Ende Februar rentierten Treasuries knapp unter vier Prozent. Damit wurde der kurzzeitige Richtungswechsel im Anschluss an die Notenbanksitzung Ende Januar rasch wieder korrigiert.
Zur günstigen Stimmung am US-Bondmarkt trugen nicht zuletzt die in jüngster Zeit teilweise ernüchternden Wirtschaftsdaten bei. Insbesondere die Entwicklung am Arbeitsmarkt hält nicht mit den allgemeinen Konjunkturaussichten Schritt, welche nach wie vor einen kräftigen Aufschwung in 2004 versprechen. Die Zahl der Beschäftigten wächst bislang deutlich langsamer als zuvor prognostiziert. Dies schlägt sich inzwischen auch im Verbrauchervertrauen nieder. Wegen der Verschlechterung der Erwartungskomponente, die vor allem auf die kritische Beurteilung der Arbeitsmarktlage zurückzuführen ist, hat sich der Verbrauchervertrauensindex im Februar spürbar abgeschwächt.
Vor diesem Hintergrund wird die Wahrscheinlichkeit für Zinserhöhungen im ersten Halbjahr am Markt wieder eher gering eingeschätzt. Es wird vielmehr damit gerechnet, dass die FED erst im Spätsommer mit einer moderaten Straffung der Geldpolitik beginnen wird. Bis Jahresende könnte es nach unserer Ansicht dann zu Leitzinsanhebungen von 0,5 Prozentpunkten kommen. Aber auch ein Zinsniveau von 1,5 Prozent wäre immer noch sehr wachstumsfreundlich.
Gestützt wird der amerikanische Rentenmarkt jedoch nicht nur durch die Aussicht auf vorerst stabile Geldmarktzinsen, sondern auch durch geringen Inflationsdruck und anhaltende Treasury-Käufe asiatischer Notenbanken eine Folge der massiven Interventionen am Devisenmarkt zur Festigung des US-Dollar respektive Stabilisierung der heimischen Währungen. Das in Folge des wachsenden staatlichen Haushaltsdefizits rapide wachsende Angebot an Staatspapieren trifft somit auf eine kräftige Nachfrage und belastet damit bislang nicht die Kursniveaus am Rentenmarkt.
Unternehmensanleihen
Nach anfänglichen Spreadausweitungen hat sich die Situation an den Corporate-Bond-Märkten im Monatsverlauf wieder entspannt. Insbesondere Autoanleihen belasteten nach schwachen US-Absatzzahlen zunächst das Geschehen. Für einen insgesamt stabilen Markt sorgte jedoch nicht zuletzt eine geringe Neuemissionstätigkeit. Die Marktentwicklung in den kommenden Monaten dürfte durch anziehende Fusions- und Übernahmeaktivitäten beeinflusst werden. Zuletzt hatte die Fernsehgesellschaft Comcast für den Unterhaltungskonzern Walt Disney ein feindliches Übernahmeangebot abgegeben. Die verstärkten M&A-Aktivitäten könnten dabei einen Risikofaktor in einem ansonsten festen Marktumfeld darstellen.
Emerging Markets
Der im Januar im Zuge von Gewinnmitnahmen eingeleitete Trend zu einer Ausweitung der Bonitätsaufschläge gegenüber US-Staatsanleihen hat sich in den vergangenen Wochen deutlich verlangsamt. Nennenswerte Spreadausweitungen waren insbesondere in Brasilien zu beobachten, wo ein wachsender Preisdruck die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen verringert hat. Türkische Anleihen wurden dagegen von der weiteren Annäherung des Landes an die EU unterstützt. Insgesamt sollten Emerging Market Bonds aufgrund ihrer höheren Kupons weiterhin von dem anhaltenden globalen Niedrigzinsumfeld profitieren, nachdem sowohl in den USA wie in der Eurozone keine Anzeichen für Zinsanhebungen erkennbar sind.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 110 Milliarden Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2003. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.