Kommentar
16:41 Uhr, 15.04.2019

Die Privatanleger sind schuld!

Wenn es den Profis nicht gelingt, den Markt zu schlagen, sind daran nicht etwa die Profis selbst schuld, sondern die Anleger. Das jedenfalls behauptet eine neue Studie.

Dass es den allermeisten Fondsmanagern nicht gelingt, mit ihren Anlageentscheidungen den Markt zu schlagen, also eine Überrendite im Vergleich zum Gesamtmarkt zu erzielen, ist inzwischen allgemein bekannt. Insbesondere diese Erkenntnis hat in den vergangenen Jahrzehnten zum Aufstieg des passiven Investierens geführt. Die dahinterstehende Philosophie: Statt einen Fondsmanager für seine Anlageentscheidungen zu bezahlen, die ohnehin keinen Mehrwert bieten, wird einfach passiv ein möglichst breiter Marktindex nachgebildet, insbesondere mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs).

Doch ist die Einschätzung, dass Anlageentscheidungen von Fondsmanagern keinen Mehrwert bieten, tatsächlich richtig? Eine neue Studie nährt jetzt Zweifel an dieser Sichtweise. In einer Studie von drei Wissenschaftlern an US-Universitäten wurden insgesamt 2.000 Aktien-Transaktionen von US-Investmentfonds im Zeitraum von Januar 1998 bis März 2015 ausgewertet. In der Studie wurden insbesondere die Handelsentscheidungen von Fonds rund um die Veröffentlichung von Quartalszahlen untersucht.

Ein überraschendes Ergebnis der Studie: Die Entscheidungen der Fondsmanager haben sehr wohl einen Mehrwert. Zwar gelingt den Fonds insgesamt tatsächlich keine Überrendite, was sich mit zahlreichen früheren Studien deckt. Allerdings: Betrachtet man ausschließlich "aktive Trades" der Fonds, sieht die Bilanz erheblich anders aus.

Unter "aktiven Trades" verstehen die Autoren der Studie Transaktionen, die durch Entscheidungen der Fondsmanager ausgelöst wurden, und die nicht deshalb ausgeführt wurden, weil dem Fonds Mittel zu- oder abgeflossen sind. Werden neue Fondsanteile von Anlegern gekauft, so fließt einem Fonds frisches Geld zu, das der Fonds dann investiert. Der Fonds kauft also mitunter Aktien, weil er einfach mehr Geld zur Verfügung hat, das er anlegen muss. Werden Fondsanteile verkauft, so fließt Geld aus dem Fonds ab, und der Fonds muss Wertpapiere verkaufen. Diese mechanischen Transaktionen, die der Fonds nur deshalb durchführen muss, weil Anleger Geld in den Fonds stecken oder wieder abziehen, sind laut Studie schuld an der schlechteren Performance von Investmentfonds gegenüber ihren Benchmarks.

Laut Studie sind Fondsmanager insbesondere auch gut darin, Aktien von Unternehmen auszuwählen, die bei den folgenden Quartalszahlen bessere Gewinne als erwartet melden werden. "Große aktive Trades von Investmentfonds vor dem Monat der Bekanntgabe von Quartalszahlen haben signifikante positive abnorme Renditen in den nachfolgenden Zeithorizonten von einem, zwei und drei Monaten", heißt es in der Studie.

Schuld an der schlechteren Performance von Investmentfonds gegenüber ihren Benchmarks ist also nicht, dass Fonds die falschen Aktien kaufen. Schuld daran sind vielmehr falsche Entscheidungen der Anleger: Sie entscheiden sich tendenziell zum falschen Zeitpunkt, Fondsanteile zu kaufen bzw. wieder zu verkaufen. Diese Käufe und Verkäufe von Fondsanteilen führen dazu, dass auch die Fonds Aktien kaufen oder verkaufen müssen. Und genau diese "mechanischen Transaktionen" verursachen offenbar die schwächere Performance von Investmentfonds.

Dass Anleger offenbar immer zum falschen Zeitpunkt in den Markt investieren und dann wieder aussteigen, ist also laut Studie das eigentliche Problem der Investmentfonds und führt dazu, dass diese bei der Performance nicht mit Marktindizes mithalten können. Dieses Problem wird aber durch passive Produkte wie ETFs nicht gelöst, sondern womöglich sogar noch verschärft.

Link zur Studie:


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14 Kommentare

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  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    Ein Fonds wird dann als Aktieninvestmentfonds bezeichnet, wenn er größtenteils einzelne Aktien enthält. Wenigstens 51 Prozent der Wertpapiere müssen Einzelwerte vom Aktienmarkt sein. Aktienfonds gehören zur Kategorie der offenen Investmentvermögen - also kann er auch 49%

    Cash halten

    09:01 Uhr, 16.04.2019
    1 Antwort anzeigen
  • trunki
    trunki

    Es gibt bei einigen Fonds ein sogenanntes Soft-Closing. Das bedeutet sie nehmen keine Gelder mehr an. Deckelt aber den Profit der KVG und wird deshalb eher selten genutzt.

    Würde man sie ganz schließen (Abflüsse verbieten) würde man sich des wichtigsten Verkaufsarguments, der Flexibilität berauben.

    Viel insbesondere ältere Aktienfonds müssen mindestens 90% Aktien halten. Immer mehr nehmen sich aber inzwischen diese Selbstbeschränkung.

    Mir geht es nicht darum irgendwelche Fondsmanager zu verteidigen, trotzdem bin ich mir aber sicher, dass die Mittelzu-/ und Abflüsse einen erheblichen Einfluss auf das Fondsmanagement haben, da sie in der Regel prozyklisch erfolgen.

    Ntürlich sind die Zeiträume entscheidend. Weil es aber i.d.R auf Jahressicht erfolgt halten die wenigsten Fondsmanager nennenswert Liquidität.

    07:56 Uhr, 16.04.2019
  • Solid2016
    Solid2016

    Wenn man von "den Markt schlagen" ließt dann weiß jeder sofort, dass hier wieder mal ein Vertreter der Markteffizienzhypothese zu Gange ist. Ich halte diese These für ziemlichen Unfug, was Robert Shiller, einer der Vordenker dieser These mittlerweile sogar selbst einräumt. Trotzdem werden manche scheinbar nicht müde diesen Unfug immer wieder herunter zu beten aber darum geht mir gerade gar nicht.

    Mich interessiert in diesem Zusammenhang ab wann man für sich in Anspruch nehmen darf den Markt geschlagen zu haben. Wenn ich 40% Rendite mit einer einzelnen Aktie mache während der Markt im selben Zeitraum nur 20% gemacht habe, darf ich dann behaupten ich hätte den Markt geschlagen? Und welche Rolle spielt dabei der Beobachtungszeitraum? Die Frage ist dehalb interessant weil sofort klar wird, dass je nach dem welchen Beobachtungszeitraum man wählt, das Ergebnis sehr unterschiedlich ausfallen kann.

    21:24 Uhr, 15.04.2019
  • trunki
    trunki

    Wenn man die enormen Mittelabflüsse aus Aktienfonds im Januar 2019 vergleicht mit den Nettomittelzuflüssen vom Januar 2018 (Allzeithoch im Dax) ist zumindest nicht von der Hand zu weisen, dass ein hoher Anteil von Privatanleger ausschließlich von kurzfristiger Angst und Gier geleitet ist.

    Das es nicht förderlich für das Ergebnis ist, wenn man in Rückschläge hinein verkaufen und an Allzeithochs zukaufen muss, sollte auch dem ein oder anderen Experten hier einleuchten.

    Und genau diese Tatsache ist es auch, die passives Investieren für Fondsinvestoren überhaupt sinnvoll macht. Denn bei der Nachbildung eines Aktienindex haben Mittel-zu/abflüsse nur indirekt einen Einfluss auf die Performance.

    19:21 Uhr, 15.04.2019
    2 Antworten anzeigen
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    117 Transaktionen pro Jahr erklären den Erfolg und Misserfolg von 10000 Fonds - selten so nen

    Scheiß gelesen - sorry

    17:58 Uhr, 15.04.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Protheus
    Protheus

    "Schuld sind immer die Anderen!"

    17:53 Uhr, 15.04.2019
  • The Secessionist
    The Secessionist

    Ich kämpfe mit den Tränen .......😓

    17:06 Uhr, 15.04.2019
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Das Arbeitsleben könnte so schön sein wenn nur die blöde Kundschaft nicht wäre :-)

    16:44 Uhr, 15.04.2019

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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