Kommentar
14:09 Uhr, 02.08.2017

Die Katastrophe im Finanzsystem wurde abgesagt

Steve Eisman, der mit seinen Wetten auf den Zusammenbruch des US-Hypothekenmarktes ein Vermögen verdiente, glaubt nicht an einen weiteren Kollaps des Finanzsystems.

Nach Einschätzung von Steve Eisman, der mit seinen Spekulationen gegen den US-Häusermarkt ein Vermögen verdiente, ist der Zustand des weltweiten Finanzsystems aktuell so gut wie seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr. "Zum ersten Mal in meinem Arbeitsleben, das mehr als 30 Jahre alt ist, würde ich das Finanzsystem als sicher ansehen", sagte Steve Eisman in einem Interview mit der "Financial Times". "Das System ist jetzt stark reguliert und wird genau beobachtet, was ich richtig finde."

Als Portfolio-Manager bei Neuberger Berman hat Eisman seit dem vergangenen Jahr verstärkt Aktien von US-Banken gekauft, die auch von steigenden Zinsen in den USA profitieren dürften. Die Situation der Banken in der Eurozone sieht Eisman allerdings skeptischer. "Die europäischen Behörden sind nicht dem Beispiel der USA gefolgt und haben den Banken erlaubt, die Verluste früh zu verbuchen. Das war ein Fehler. Das andere Hindernis war die Sparpolitik der Regierungen, die den Schmerz für den Kontinent verlängert hat", sagte Eisman.

Da die Bilanzen der europäischen Banken nicht früh bereinigt wurden, seien einige Geldhäuser immer noch unterkapitalisiert. Dies könnte in den kommenden Jahren zu Problemen führen. Auch wenn das weltweite Finanzsystem gut da stehe, heiße das nicht, dass "jede Bank sicher" sei.

Chancen auf der Short-Seite sieht Eisman aktuell bei US-Autokrediten. Hier habe die Qualität der Darlehen stark abgenommen. Der fallende Wert von Fahrzeugen und eine Flut an Autos, die auf den Markt kommen, würden den Wert manches Gebrauchtwagens drücken und könnten so auch zu Problemen bei Autokrediten führen, meint Eisman.

Trotzdem sieht Eisman keine negativen Folgen für das gesamte Finanzsystem. "Es gibt einfach nicht genug Leverage im System, um ein wichtiges systemisches Problem wie vor einem Jahrzehnt zu schaffen", so Eisman.

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"Die Leute kommen immer zu mir und fragen, was die nächste Big-Short-Wette sein wird. Die Wahrheit ist, dass ich keine Antwort auf diese Frage habe und auch keine Antwort haben möchte. Ich habe diese Zeit durchlebt und möchte so etwas nicht noch einmal erleben", sagte Eisman der "Financial Times".

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4 Kommentare

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  • 2020
    2020

    Geehrter Herr Baron, ich schätze Ihre Bericht und Kommentare. Nur so eine Bemerkung, welche Katastrophe wurde denn schon angesagt - es gibt zwar immer Anzeichen, aber wenn das mit Ansage käme, dann wären ein paar damit reich geworden.

    Das wirklich blöde ist, dass seit 2007/08 zwar auch das ein oder andere richtig gemacht wurde - nur leider im Hintergrund sieht es ganz anders aus. Ein nie dagewesen aufgeblähter Schuldenberg - der sich aller Logik nach in keiner absehbaren Zeit ohne Schmerzen abtragen lässt. (und das was abgetragen wird lastet auf dem Buckel der 97-98% welche nur 2-3% vom weltweiten Vermögen besitzen - das kann mittelfristig eigentlich nicht gut gehen....

    14:46 Uhr, 02.08. 2017
    1 Antwort anzeigen
  • Hoeli
    Hoeli

    ...was soll er auch sagen, der Gute, wenn er verstärkt Bank Aktien gekauft hat. ;-)

    Und dass die europäischen Banken unterkapitalisiert sind wird nur dann ein Problem, wenn uns der gigantische Schuldenberg aus den USA auf die Füsse fällt.

    Das wäre dann das zweite Mal, dass sie uns in die Scheiße reiten.

    14:43 Uhr, 02.08. 2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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