Kommentar
18:00 Uhr, 08.04.2008

Die hohen Inflationsraten sind in dieser Höhe ein Schock

Die Aussichten für eine baldige Zinssenkung der EZB sind weiterhin gering. Es deutet alles darauf hin, dass es zunächst bei einem Leitzins von 4,0% bleibt. Das Expertengremium „EZB-Schattenrat“, das aus europäischen Fachleuten besteht (wovon derzeit in einem Rotationssstem zwei nicht stimmberechtigt sind) kommt in seiner jüngsten Sitzung zu dem Schluss, dass die Inflationsrisiken wieder zugenommen haben. Daher sei an präventiv konjunktur stimulierende Zinssenkungen, als Antwort auf die Angst rezessiver Wellen aus den USA, derzeit nicht zu denken. Nur noch ein Drittel der stimmberechtigten Mitglieder des einflussreichen Schattenrats sind für sinkende Zinsen im Euro-Raum – nach sieben im Vormonat.

Offenbar sieht man in dem Gremium die aktuellen Inflationsdaten als besorgniserregend an. Der Trend sieht in der Tat nicht gut aus: 3,2% im Januar, 3,3% im Februar und 3,5% im März. Im Jahresschnitt rechnen die Schattenräte mit 2,7%. Die größte Sorge in Brüssel ist, dass sich die derzeit hohen Raten in ebenso hohen oder noch höheren Inflationserwartungen für die Zukunft verstetigen. Dies führt unweigerlich zu den gefürchteten Zweitrundeneffekten: Die Arbeitnehmer bzw. deren Vertreter die Gewerkschaften, antizipieren höhere Inflationsraten und bauen Sie in ihre Tarifforderungen ein. Dies führt dann zu einem gegenseitigen Aufschaukeln von Löhnen und Preisen.

Die Sorge ist nicht weit hergeholt, denn entgegen der öffentlichen Wahrnehmung ist der Arbeitsmarkt zumindest in Deutschland – was Menschen mit guter Ausbildung angeht – weitgehend leergefegt. In einer solchen Situation sind hohe Lohnsteigerungen für die Arbeitnehmervertreter das Gebot der Stunde.

Die hohen Inflationsraten sind in dieser Höhe ein Schock, der jeden Monat schlimmer wird. Denn die mildernde Wirkung des deutlich verteuerten Euro scheint zu verpuffen. In den USA liegt man zwar in der Preissteigerungsrate fast einen Prozentpunkt höher, aber angesichts des dramatischen Verfalls des US-Dollars sollte die Differenz höher sein.

Da stellen sich folgende Fragen: Landen die tendenziell niedrigeren Importpreise nicht beim europäischen Verbraucher (und damit in den Gewinnen der Unternehmen)?

Oder wird die Inflation so unterschiedlich berechnet, dass die Differenz – auf gleicher Berechnungs-Basis – doch wesentlich größer wäre?

Daniel Kühn - Chefredakteur vom CFD&Forex-Report

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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