Kommentar
12:35 Uhr, 13.04.2006

Die Guten ins Töpfchen…

Die Märkte laufen und laufen – egal ob es dabei um Aktien oder Rohstoffe geht. Nahezu täglich erklimmt ein bestimmtes Gut oder ein Index neue Rekordmarken. In der Vorwoche kletterte der DAX erstmals seit fünf Jahren wieder über die Marke von 6.000 Punkten. In dieser Woche war dann der Ölpreis an der Reihe. Dieser erreichte sogar ein neues Rekordhoch. Gleichzeitig war Gold so teuer, wie in den letzten 25 Jahren nicht mehr. Trotzdem kann sich der DAX im Bereich des Fünf-Jahres-Hochs behaupten. Doch diese Entwicklung wird sich nicht bis in alle Ewigkeit fortsetzen. Ein solcher Gleichlauf verschiedener Asset-Klassen wird irgendwann zu Ende gehen. Freilich kann den Zeitpunkt niemand exakt prognostizieren. Hauptantriebsfeder für die Entwicklung ist die reichlich vorhandene Liquidität. Die immer noch relativ niedrigen Leitzinssätze (speziell in Euroland und in Japan, aber auch in den USA) lassen diese ungewöhnliche Entwicklung zu.

Trotzdem sollten Anleger bereits frühzeitig positioniert sein. Nur so ist man gut vorbereitet, wenn die Trends an den Märkten durchbrochen werden. Wie wir Ihnen bereits in unserer Schwerpunkt-Story in ZertifikateJournal 10/06 aufzeigten, ist eine sinnvolle Möglichkeit zur Diversifikation der Kauf von Zertifikaten, die marktneutral sind, also das Alpha im Wertpapierdepot reduzieren. Die zweite Chance, das Risiko breiter zu streuen, ist der Einsatz von Hedgefonds. Deren Ziel ist es, unabhängig von der Entwicklung einzelner Märkte oder so genannter Benchmarks, Geld zu verdienen. Sie setzten auf einen klassischen „Absolut Return“-Ansatz; dabei wird bei möglichst geringer Volatilität eine positive Rendite angestrebt. Leider tummeln sich an dem Markt immer mehr Anbieter. Allein in den Jahren 2004 und 2005 wurden in Europa 580 neue derartige Fonds aufgelegt, wobei das Vorjahr sogar einen neuen Rekord brachte. Aktuell umfasst das Angebot etwa 8.000 Produkte.

Diese enorme Fülle an Hedgefonds macht die Suche nach dem geeigneten Fonds extrem schwer. Logische Konsequenz: Auch bei den Dach-Hedgefonds, die also aus der Masse der Angebote die besten Einzelfonds herauspicken und in einem Produkt zusammenfassen, wächst die Palette unaufhörlich. Privatanleger können jedoch auf die Expertise dieser Dach-Hedgefonds-Manager nur sehr schwierig zugreifen, da die Mindestanlagesummen zu hoch sind. Somit blieben diese alternativen Investments lange Zeit nur den institutionellen Investoren vorbehalten. Erst der Einsatz von Zertifikaten ermöglicht inzwischen auch dem Privatanleger den Zugang.

Doch auch in diesem Bereich, ist nicht alles Gold was glänzt. Mit Blick auf die Performance einiger Hedgefonds-Zertifikate trennt sich die Spreu vom Weizen. Die richtige Auswahl ist also auch hier entscheidend: Neben einem Blick auf die Wertentwicklung muss zwangsläufig auch die Volatilität der entsprechenden Papiere Berücksichtigung finden. Einer der erfolgreichsten Manager in diesem Gebiet ist Markus Jordi von der Schweizer Cosmos Capital Advisors AG. Bevor er diese Gesellschaft gründete war er Leiter des Bereichs „Alternative Investments“ bei der Credit Suisse Privat Banking in Zürich. In dieser Zeit hatte er auch das erste „Credit-Rating“ für Hedgefonds entwickelt. Der von ihm verwaltete „Multi-Strategy Euro Fund“ erzielte seit seiner Auflegung im November 2001 ein Plus von 45,3 Prozent (per Ende März). Der EURO STOXX 50 verbuchte in diesem Zeitraum gerade einmal ein Plus von 7,4 Prozent.

Besonders beeindruckend ist die Performance im schwierigen Börsenjahr 2002. Während der Euroland-Index damals rund 36 Prozent in die Knie ging, verzeichnete Jordi lediglich ein kleines Minus von 0,88 Prozent. Doch die jährliche Betrachtungsweise ist nicht der perfekte Ansatz. Schaut man sich die Performance auf Monatsbasis an, stellt man fest, dass der schlechteste Monat ein Minus von 2,69 Prozent (April 2005) brachte. Dies war jedoch ein einmaliger negativer Ausrutscher. In allen anderen Verlustmonaten fiel das Minus kleiner als ein Prozent aus. Der „Maximum Drawdown“, also der größte Abstand der zwischen einem neuen Hoch und dem darauf folgenden Performance-Tief gemessen wird, betrug3,19 Prozent. Dies war in der zeit von Ende Februar bis Ende April 2005. Bereits Ende Juli lag der Anteilswert jedoch wieder auf Rekordniveau. Seit Auflegung wurde die Performance für 63 Monate ausgewiesen. Dabei erzielte Jordi in 35 Monaten ein positive Werteentwicklung, zweimal verblieb der Wert exakt auf Vormonatsniveau und nur 16 mal war ein Verlust zu verzeichnen. Die Quote positiver oder neutraler Monate beträgt daher beachtliche 73 Prozent. Den Rekord schaffte Jordi im Januar 2006 mit einem Gewinn von 7,83 Prozent. Und auch ein Blick auf die Volatilität lohnt sich: Sie lag seit Auflegung durchschnittlich bei 5,8 Prozent.

Dabei setzt der gebürtiger Schweizer bei der Auswahl seiner Zielfonds auf ein überschaubares Portfolio, das in der Regel aus sechs bis zehn Einzelfonds besteht (aktuell sieben). Er bevorzugt derzeit Long/Short- und Global Macro-Strategien. Dem gegenüber sieht er bei Arbitragegeschäften und dem Bereich der ereignisgetriebenen Strategien kurz- und mittelfristig weniger Potenzial. Die Deutsche Bank macht diesen Dach-Hedgefonds, dessen Mindestanlagesumme eigentlich bei 100.000 Euro liegt, jetzt auch für den Privatanleger handelbar, wobei die ZertifikateJournal AG bei der Entwicklung mitgewirkt hat.

Das Produkt bildet den „Multi-Strategy Euro Fund“ im Verhältnis „eins zu eins“ ab. Die „Blauen“ nehmen eine jährliche Managementgebühr von 1,5 Prozent, was wir im Bereich der Hedgefonds-Zertifikate als akzeptabel ansehen. Doch der Anleger muss noch weitere Kosten tragen: So fallen für das Dachfonds-Management Gebühren von einem Prozent an. Zusätzlich ist eine zehnprozentige Gewinnbeteiligung fällig, sofern neue Hochs beim Fondskurs erreicht werden. Diese Sätze liegen jedoch am unteren Ende der im Hedgefonds-Bereich üblichen Sätze. Sie sollten zudem nicht im Vordergrund einer Kaufentscheidung für das Produkt stehen, denn letztendlich zählt lediglich die Rendite. Und diese war trotz dieser Kosten in der Vergangenheit ausgezeichnet. Anleger, die Ihr Risiko breiter streuen wollen, greifen daher bei diesem Produkt zu.

Mehr über Zertifikate erfahren Sie Woche für Woche im ZertifikateJournal, dem kostenlosen Anlegerbrief von Deutschlands führenden Zertifikate-Experten Christian W. Röhl und Werner H. Heussinger. Auf zertifikatejournal.de können Sie sich in den Gratis-Verteiler eintragen!

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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