Kommentar
15:00 Uhr, 05.09.2007

Die großen Börsenplätze in den USA - Das ist wichtig zu wissen

Die Geschichte der Börsen beginnt auf dem europäischen Kontinent mit der Eröffnung holländischer Börsenplätze im Zeitalter der Renaissance, also ab ca. 1350. Die erste Aktienbörse, die diesen Namen auch wirklich verdient, entstand jedoch erst lange Zeit später im Jahre 1611 in Amsterdam (Niederlande). Die ersten Unternehmensanteile, die dort regulär gehandelt wurden, waren Anteile der United East India Company. Auch gab es zu dieser Zeit am Börsenplatz Amsterdam bereits erste Ansätze eines geregelten Terminhandels. Die älteste und heute noch aktive Warenterminbörse der USA, der Chicago Board of Trade (CBOT), wurde erst im Jahre 1848 gegründet und startete anfangs mit dem Handel mit sog. Forwards auf einige wenige ausgewählte Agrarprodukte.

In den Vereinigten Staaten existieren heute neun große und daneben zahlreiche kleinere Börsen sowie das elektronische Handelssystem der Händler am "Over-the-Counter-Markt" OTC (NASDAQ). Der US-amerikanische Kapitalmarkt gilt seit vielen Jahren als der größte und am stärksten diversifizierte Kapitalmarkt der Welt.

Die New York Stock Exchange (NYSE)

Zur Geschichte der NYSE

Schon um das Jahr 1700 wurden in New York Wertpapiere in Umlauf gebracht. Damalige Händler schufen zu dieser Zeit erste Wertpapiermärkte für Emissionen von Titeln der US-amerikanischen Bundesregierung, aber auch solche von neu gegründeten Unternehmungen.

Die traditionsreiche Geschichte der New York Stock Exchange begann, als sich am 17. Mai 1792 eine kleine Gruppe von zunächst nur 24 Händlern unter einem Kastanienbaum traf, um auf der Grundlage einer festen schriftlichen Vereinbarung (Buttonwood-Abkommen) zu festen Kommissionen zwischen einander Aktien und Anleihen zu handeln. Der Handel gedieh rasch und durch den sich einstellenden Erfolg ermutigt, gründeten sie am 8. Mai 1817 einen Brokerverband, dessen Mitglieder sich verpflichteten, sich fürderhin regelmäßig zu bestimmten Zeiten dort zu treffen, um eine organisierten Handel zu betreiben. Die teilnehmenden Händler entwarfen sodann parallel dazu eine Satzung, auf deren Basis in der Folge der New York Stock and Exchange Board (das Börsenaufsichtsgremium) entstand.

Mehr als hundert Jahre später, und gut fünf Jahre nach dem Wall Street Crash am 24. Oktober 1929, wurde diese Körperschaft schließlich durch die Securities Exchange Commission (SEC, US-Börsenaufsichtsbehörde über den Wertpapierhandel) abgelöst, die seither für die Regulierung des Wertpapierhandels nicht nur an der New Yorker, sondern auch für sämtliche in den USA ansässigen Wertpapierbörsen verantwortlich zeichnet.

Heute ist die NYSE mit ihren mehr als 2800 gelisteten Aktiengesellschaften, die einen Gesamtwert des Aktienkapitals von mehr als 10 Billiarde US-Dollar verkörpern, bei einem täglichen Handelsvolumen von durchschnittlich etwa 1,5 Mrd. Wertpapieren (Aktien, Vorzüge und Derivate) als Präsenzbörse die größte Aktienbörse der Welt. Die NYSE war bis zum 2. März 2006 eine (non-profit) juristische Person mit 1366 festen Mitgliedern, wie folgt: Sie hat eine Satzung und ein fest definiertes Regelwerk (Marktmodell), auf dem ihre Funktionsweise beruht und dem ihre Mitglieder verpflichtet sind. Der aus 27 Personen bestehende Aufsichtsrat wird von den Mitgliedern gewählt und überwacht sämtliche Börsenaktivitäten. Der personellen Zusammensetzung nach sind zwölf der Direktoren Mitglieder, zwölf weitere sind sogenannte öffentliche Direktoren, jedoch keine Mitglieder. Die restlichen drei Direktoren sind der "chairman", der "executive vice-chairman" und der Präsident.

Nach 213 Jahren schließlich ging die NYSE als NYSE Group, Inc. am 7. März 2006 selbst an die Börse. Ihre Aktien (die nach Akquisition von Archipelago Holdings Inc. einschl. ihrer elektronischen Handelsplattform nunmehr auch deren Werte enthält und mit dem Tickersymbol "NYX“ notiert) ging nach Börseneinführung am 8. März 2006 mit einer erstmaligen Schlussnotierung von 67 US-$ aus dem Handel.

Funktionsweise der NYSE

Um Mitglied der NYSE zu werden und in den Genuss der damit verbundenen Privilegien zu kommen, muss einer der begehrten Sitze ("seat", vergleichbar mit einem (elitären) Mitgliedsausweis) von einem derzeitigen Mitglied und Inhaber eines Sitzes erworben werden, der hierbei unter Vorbehalt der Übertragung ausschließlich auf natürliche Personen übertragen werden kann. Zudem muss der Applikant um einen Sitz einen guten Leumund vorweisen, von mindestens zwei aktiven Mitgliedern gesponsert sein und vom Börsenvorstand der NYSE für würdig befunden werden, diesen Sitz zu übernehmen. Darüber hinaus muss der Erwerber eine spezielle schriftliche Prüfung erfolgreich ablegen.

Nur über einen solchen Sitz erhält ein neues Börsenmitglied Zugang zu den umfangreichen Handelssystemen, die die NYSE ihren Mitgliedern bei der Orderabwicklung und im Handel anbietet. Da der größte Teil an Transaktionen in Wertpapieren sowohl hinsichtlich Marktkapitalisierung als auch nach der Anzahl der gehandelten Werte an der NYSE abgewickelt werden, besitzt dieses Privileg nicht selten einen beachtlichen Vermögenswert. Der bisherige Spitzenpreis, den ein Sitz an der New Yorker Börse erzielte, betrug immerhin 3,25 Mio. US-Dollar.

Aufgrund der erheblichen Vorteile aus einem Sitz an der Börse überrascht nicht, dass die meisten der rund 500 US-amerikanischen Brokerhäuser zugleich auch NYSE-Mitglieder sind. Manche Brokerfirmen sind sogar mehrfach Mitglied und nennen sich dementsprechend auch "member firm".

Mitglieder der NYSE lassen sich jeweils einer der folgenden Kategorien zuordnen, abhängig davon, welche Funktionen sie ausüben:

Commission- oder Floor-Broker: Sie nehmen Orders entgegen, die Kunden den Brokerfirmen, für die sie tätig werden, erteilen und versuchen diese in eigenem Namen auf Rechnung des Kunden am Parkett umgehend in deren Sinne auszuführen. Für ihre Dienste erhalten sie von den jeweiligen Auftraggeber eine Provision, z.B. einen konstanten Promillesatz am Umsatz, evtl. zudem einen Mindestbetrag und einen nach der Umsatzhöhe gestaffelten Promillesatz. Die Brokerfirmen, in deren Auftrag sie arbeiten, erhalten darüber hinaus von ihren Kunden für ihren Service eine Maklergebühr ("commission", "brokarage fee", "fee"), welche i.d.R. sämtliche auflaufenden Kosten des Hauses abdeckt. Floor-Broker dürfen jedoch niemals für eigene Rechnung handeln.

Floor-Trader ("competitive trader", "registered trader"): Natürliche Personen, die einen Börsensitz käuflich erworben haben und ausschließlich für eigene Rechnung handeln dürfen.

Sog. 2$-Broker (auch Floor-Broker): Sie unterstützen andere Mitglieder bei hohem Orderfluss und erhalten dafür einen Anteil der von Kunden zu entrichtenden "commissions".

Spezialisten ("specialists"): Ihnen kommt die Aufgabe zu, einen fairen und ordentlichen Handelsablauf zu gewährleisten. Dazu können sie nach Marktlage wahlweise entweder die Funktion eines Floor-Brokers oder die eines Floor-Traders ausüben.

Von den 1366 Mitgliedern entfallen ca. 700 auf Floor-Broker, 400 auf Spezialisten, 225 auf 2$-Broker und der Rest auf Floor-Trader.

Eine zum Handel an der NYSE zugelassene Aktie wird als "listed stock" bezeichnet. Eine Aktiengesellschaft, die ihre Aktien an der NYSE notiert sehen möchte, muss zuvor einen entsprechenden Antrag auf Börseneinführung bei der zuständigen Stelle der Börse einreichen. Die diesbezügliche erste Kontaktaufnahme mit Vertretern und Mitgliedern der NYSE ist im Allgemeinen zunächst eher informell und vertraulich. Nach Prüfung, ob eine Zulassung zum Handel überhaupt mehrheitsfähig ist, und nachfolgender Billigung durch die Börse wird die Firma sodann ihren Antrag auch in der Fachpresse publizieren. Aufgrund der bereits erfolgten Sanktionierung des vertraulichen Antrags ist die Zustimmung zur Börsenzulassung in diesem Stadium nichts weiter als reine Formsache.

Die Zulassungskriterien richten sich insbesondere nach 1.) dem Grad des nationalen Interesses an dem neu zu listenden Unternehmen, 2.) seine relative Position und Stabilität innerhalb seiner Branche, und 3.) danach, ob Aussicht besteht auf zum Mindesten eine Aufrechterhaltung der relativen wirtschaftlichen Stärke innerhalb einer sich entwickelnden Branche.

Gelistete Aktiengesellschaften verpflichten sich, jährliche pekuniäre Beiträge zu entrichten sowie genau bestimmte unternehmerische Informationen, fallweise und regelmäßig, zu veröffentlichen.

Was aber, wenn das Anlegerinteresse an der notierten Aktiengesellschaft plötzlich stagniert, sodass ihre Anteile kaum noch gehandelt werden? In diesem Falle kann die NYSE die betreffende Aktie wieder streichen, d.h. die Aktie steht damit fortan nicht mehr zum Handel zur Verfügung ("delisting"). Gleiches gilt sinngemäß für Fusionen bzw. Übernahmen. Davon strikt zu unterscheiden ist das zeitweise Aussetzen der Notierung im laufenden Handel an der Börse (= "trading halt").

Aktiengesellschaften können grundsätzlich an mehreren Börsen parallel notieren. Das ist insbesondere bei in ihrem jeweiligen Heimatland börsenmäßig gehandelten nicht-US-amerikanischen Aktiengesellschaften oft der Fall. Doch handelt es sich hierbei nicht immer um "echte" Aktien der Aktiengesellschaft, die dann an der NYSE notieren, sondern um sog. "American Depository Receipts" (ADRs). Dies sind von US-Banken emittierte Finanzierungsvehikel, die indirekte Eigentümeransprüche an einer bestimmten Anzahl von Aktien einer ausländischen Kapitalgesellschaft verbriefen. Die eigentlichen Aktien werden jedoch bei einer Bank im Heimatland fest unter Verschluss gehalten.

Der Handelsablauf an der NYSE

Es gibt an der NYSE grundsätzlich zwei unterschiedliche Handelsformen (Marktkoordinationsformen): Den sog. Auktions-Markt und den Dealer-Markt (Market-Maker-System). Hierzu ein Beispiel:

Ein geerbtes Gemälde von Kunstwert soll verkauft werden. Das Bild wird zu einem Auktionshaus gebracht, wo der Auktionator Angebote akzeptiert. Derjenige, der das höchste Preisangebot abgibt, bekommt den Zuschlag. Eine alternative Möglichkeit hierzu besteht nun darin, das besagte Gemälde zu einem Kunsthändler zu bringen, der es ankauft in der Absicht, es gewinnbringend weiterzuverkaufen.

Der Handelsablauf an der NYSE wird vorwiegend bestimmt vom Prinzip des kontinuierlichen Auktionsmarktes. Er vollzieht sich dabei ganz konkret an einem physischen Ort, dem sog. Parkett ("trading post", in einer Gesamtgröße von 27000 square feet), wo gelistete Wertpapiere von zahlreichen persönlich anwesenden Brokern fortlaufend gehandelt werden.

Jedem gelistetem Wertpapier wird einer von 20 verschiedenen Posten, das ist einer jener bestimmten physischen Orte auf dem Parkett, zugewiesen (dieser ist in seiner Form meist oval oder sechseckig). Gewöhnlich werden mehr als eine Aktiengattung an diesem zugeteilten Platz gehandelt, niemals aber werden Aktien einer Aktiengattung gleichzeitig an mehreren Orten auf dem Parkett gehandelt.

An der NYSE stehen die Spezialisten ("specialists") im Mittelpunkt des Handelsgeschehens. Jede dort gelistete Aktie wird einem bestimmten vom Börsenvorstand beauftragten Spezialisten unmittelbar zugeordnet. Diese Zuordnung schließt Vorzugsaktien bzw. Optionsanleihen der betreffenden Aktiengesellschaften mit ein. Industrieanleihen ("bonds") werden von den Spezialisten jedoch nicht betreut. Es gibt aber auch einige Aktien, die von zwei oder mehr Spezialisten geführt werden: Auf ungefähr 400 Spezialisten entfallen ca. 1600 Stammaktien.

Bis vor kurzem noch wurde jede einzelne Kauf- bzw. Verkaufsorder im Zuge des Orderflusses physisch zu jenem Ort transportiert, der dieser Aktie zu diesem Zweck von der Börse explizit zugeteilt wurde, also jener Ort auf dem Parkett, wo der Spezialist während der Handelszeit an der NYSE durchgehend präsent ist. Diese Aufgabe wird heutzutage jedoch vollständig auf elektronischem Wege erledigt. Eine jede von außen hereinkommende Order wird entweder an ihrem zugewiesenen Ort sofort ausgeführt oder – soweit eine Ausführung im Markt nicht sofort möglich ist – sie verbleibt im Orderbuch des zuständigen Spezialisten zwecks späterer Ausführung.

Die Funktionsweise der NYSE lässt sich am besten anhand eines Beispiels erläutern: Herr K. fragt seinen Broker telefonisch nach dem aktuellen Aktienkurs von General Motors. Der Broker prüft die Kursnotierungen auf einem Handelsbildschirm und stellt fest, dass der Geldkurs 61 US-$ ("bid") und der Briefkurs 61,25 US-$ ("ask") beträgt. Er erkennt zudem, dass der Spezialist auf dem Parkett gewillt ist, mindestens 100 Aktien zu diesem Geldkurs zu kaufen und nicht weniger als 400 Aktien zum genannten Briefkurs zu verkaufen. Nachdem Herr K. diese Informationen von seinem Broker erhalten hat, erteilt er einen Auftrag, 300 General Motors Aktien bestens – "at the market" – zu kaufen. Sofort übermittelt der Broker diese Kauforder an seine Hauptgeschäftsstelle in New York, von wo aus die Order sofort an den Stand der Brokerfirma am Börsenparkett weitergeleitet wird. Der für die Brokerfirma tätige Commission-Broker transportiert die Order sodann zu jenem festen Handelsort, wo General Motors Aktien regelmäßig gehandelt werden.

Eine offene, jedoch nicht ausgeführte Kauforder zu 61 US-$ bedeutet, dass gegenwärtig niemand zu bzw. zu weniger als zu diesem Kurs zu verkaufen bereit ist; eine noch nicht ausgeführte Verkaufsorder zu 61,25 US-$ bedeutet, dass kein höherer Kaufpreis bezahlt zu werden braucht, um die Aktie sofort zu erwerben. Wenn dieser Spread – also die Differenz zwischen Geld- und Briefkurs – genügend groß ist, führt dies zu einer Preisspanne möglicher "Trades" (Einigungsbereich) und es beginnt gegebenenfalls eine Auktion zwischen einzelnen Commission-Broker, wobei es dann zu Umsätzen zu Kursen zwischen den vom Spezialisten vorgegebenen Geld- und Briefkursen kommen kann. Durch die Marktmacht (Marktprozess und Anpassungshandlungen) wird hierbei der tatsächliche Kurs festgelegt. Diese Art von Auktion wird als "doppelseitige Auktion" bezeichnet, da gleichzeitig Kauf- und Verkaufsinteressenten an ihr beteiligt sind.

Aber was passierte, wenn Herrn K.s Order auf keine Resonanz stieße? In diesem Falle hätte der Spezialist die Gegenposition eingenommen und 300 General Motors Aktien zu einem Stückpreis von 61,25 US-$ an Herrn K.s Broker verkauft. Der tatsächliche Verkäufer in diesem Beispiel kann einmal der Spezialist selbst oder ein dritter Verkäufer sein, dessen Limitorder im Buche des Spezialisten zwischenzeitlich zur Ausführung offen stand.

Ist der Geld-Brief-Spread relativ gering, so dass dieser kaum einen Spielraum zum Handeln einräumt, wird der Spezialist die Order als Marktorder (Bestens- bzw. Billigst-Order) unmittelbar selbst ausführen.

Seit der Übernahme von Archipelago Holdings Inc. arbeitet die NYSE nunmehr neben dem traditionellen Parketthandel auch über deren elektronische Handelsplattform.

Leerverkäufe ("short selling")

Eine banale Börsenweisheit lautet: "Kaufe billig und verkaufe teuer!". Die meisten Anleger hoffen auf Gewinne, indem sie zunächst Aktien kaufen in der Absicht, diese später teurer verkaufen zu können. Bei Leerverkäufen wird dieser Prozess indes umgekehrt: Der Investor verkauft zunächst, danach kauft er (hoffentlich mit Profit zu tieferen Kursen) zurück.

Leerverkäufe werden eingeleitet durch das Ausleihen von Wertpapierurkunden, um sie alsdann kassa an der Börse zu verkaufen. Ein hierdurch hervorgegangener Kredit in Wertpapieren wird nach einem späteren Erwerb von Wertpapieren gleicher Art und Menge durch diese wieder getilgt. Der Unterschied zu einem herkömmlichen Kredit liegt darin, dass es sich bei der ausgeliehenen Sache nicht um Euro oder Dollar etc. handelt, sondern um Zertifikate (diese Zertifikate haben selbstverständlich einen bestimmten Wert, der sich wiederum in Euro bzw. Dollar beziffern lässt). Mit anderen Worten: Der Kreditnehmer zahlt den Kredit dadurch zurück, dass er dem Kreditgeber die gleichen (nicht zwangsläufig dieselben, da vertretbare) Urkunden in gleicher Zahl zurückgibt. Damit einher geht aber gleichzeitig der Verzicht auf den Anspruch auf durch die Urkunden verbriefte Zins- und Dividendenzahlungen.

American Stock Exchange (AMEX)

Im Jahre 1921 spezialisierte sich eine zweite Generation junger Börsenhändler auf Transaktionen in solchen Aktien und Anleihen, die sich aufgrund ihres eher geringen Marktvolumens nicht für eine Notierung an der NYSE qualifizieren konnten und gründeten eine hierzu entsprechende Organisation. Diese Organisation gedieh, erhielt 1953 den Namen "American Stock Exchange (AMEX)" und ist heute die zweitwichtigste Präsenzbörse für Aktien in den Vereinigten Staaten. Wie die New York Stock Exchange, so ist auch die AMEX ein zentraler Finanzplatz, an dem ihre Mitgliedsfirmen tätig sind, spezialisiert auf den Handel mit bestimmten Emissionen bei gleichzeitiger Ausübung von "market-maker"-Funktionen. Rund 25 solcher Firmen handeln in mehr als 900 Aktien und Optionen einschließlich einer beträchtlichen Anzahl ausländischer Wertpapiere. Einige dieser Papiere werden dabei gleichzeitig an der NYSE notiert. Da die Zulassungsbestimmungen an der AMEX großzügiger gehandhabt werden als an der NYSE, werden hierdurch vor allem relativ junge Unternehmen zu einem Gang an die Börse ermutigt. Insbesondere ebnet die AMEX Firmen im Bereich technologischer Produktinnovationen den Weg zu einem Börsengang. Die Funktionsweise der AMEX ist mit jener der NYSE gut vergleichbar, abgesehen von kleineren Unterschieden in der technischen Ausstattung und hinsichtlich der Rolle der Spezialisten.

Das NASDAQ-System

Das elektronische Kursnotierungssystem der Wertpapierhändler (NASDAQ = National Association of Securities Dealers Automated Quotation System) der National Association of Securities Dealers, hat die USA zum größten elektronischen OTC-Markt (Over-the-Counter-Market = Freiverkehrsmarkt) der Welt gemacht. Manche betrachten NASDAQ als Vorläufer des weltumspannenden Aktienmarktes der Zukunft, auf dem Investoren aus aller Welt rund um die Uhr mit Hilfe eines ausschließlich auf Computerbasis arbeitenden Systems Handel treiben können. Das NASDAQ-System nahm am 8. Februar 1971 den Handel auf mit dem Ziel, die Effizienz des OTC-Marktes zu stärken. Zum Einsatz kam dabei die für damalige Verhältnisse modernste Technologie, die seinerzeit dem neusten Wissensstand entsprach. NASDAQ gilt inzwischen als größtes elektronisches Börsenhandelssystem in den USA.

NASDAQ wurde in der Absicht entwickelt, kleineren Firmen, die aufgrund von stringenteren Zulassungsbestimmungen nicht an den großen Börsen notiert werden, den Zugang zum OTC-Markt zu öffnen. Das System wird von den NASDAQ-Händlern (ein sich selbst regulierender US-Wertpapierhändlerverband) verwaltet, dem rund 3000 Händler, 500 Brokerhäuser sowie die meisten der großen Investmentbanken angeschlossen sind. Das weltweite Kommunikationsnetzwerk der NASDAQ ermöglicht den angeschlossenen Brokern die sofortige Kenntnis sämtlicher Kursinformationen aller teilnehmenden Dealer (Market-Maker) in allen einbezogenen Wertpapieren. Abgesehen von der Koordinierung des Handels bei Pensionskassen und großen Versicherungsunternehmungen, die normalerweise umfangreiche Aktienpakete halten, werden überdies hierüber Angebot und Nachfrage von Privatfirmen, die beabsichtigen, große Stückelungen umzusetzen, über Computerterminals zusammengeführt. Infolgedessen konnten die Provisionen deutlich gesenkt werden. Auch ließ sich eine höhere Geschwindigkeit bei der Abwicklung einzelner Transaktionen erzielen mit der Folge, dass sich namhafte Firmen – wie z.B. Apple Computer oder MCI Communications, die sich ohnedies fraglos für eine Zulassung zur NYSE oder zur AMEX qualifizieren hätten – entschlossen, im OTC-Markt zu bleiben. Tendenziell wächst die Zahl der Unternehmungen, die zum NASDAQ-System überwechseln, weil ihnen die Notierung im Freiverkehr, der mitunter durch scharfen Wettbewerb der einzelnen "market-maker" gekennzeichnet ist, für ihre spezifischen Bedürfnisse vorteilhaft erscheint.

Andere US-Börsenplätze

In New York gibt es noch eine dritte, kleinere Börse: Die National Stock Exchange wurde 1962 eröffnet und handelt ausschließlich Wertpapiere kleinerer Firmen.

Chicago entwickelte sich in den letzten Jahren zum zweitwichtigsten Finanzzentrum in den USA. Hier ist die Midwest Stock Exchange beheimatet, die 1882 unter dem Namen Chicago Stock Exchange gegründet wurde und nach dem Zusammenschluss mit Börsen aus St. Louis, Cleveland, Minneapolis – St. Paul und New Orleans umbenannt wurde.

Chicago ist darüber hinaus auch das größte Handelszentrum für Futures-Kontrakte und Optionen. Diese sog. "Derivativen Instrumente" werden schwerpunktmäßig an zwei unterschiedlichen Terminbörsen ("commodity exchanges") gehandelt: An der Chicago Mercantile Exchange (CME) und am Chicago Board of Trade (CBOT).

Weitere Börsenplätze gibt es noch in Boston, Cincinnati und San Francisco (Pazifik).

Obwohl alle neun bedeutenden Börsenplätze getrennt und eigenständig arbeiten, sind diese über ein elektronisches Computer-Kommunikationssystem direkt miteinander verbunden, welches von der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC minuziös überwacht und (mit)betrieben wird. Sie alle unterstehen mithin der Kontrolle der SEC. Jede Börse, an der Handel über die Grenzen eines US-Bundesstaates hinaus betrieben wird, muss bei der SEC registriert sein oder eine entsprechende Sondergenehmigung besitzen; diese besitzt momentan einzig die Börse von Honolulu. In jedem Falle sind alle Börsen in den USA an gesetzliche Bestimmungen gebunden, die an anderer Stelle noch näher beschrieben werden.

US-Anleihemärkte

Obwohl der US-Anleihemarkt sich nur schwerlich als eine geschlossene Einheit betrachten lässt, weist er heute einen Gesamtwert von ca. 9000 Mrd. US-Dollar auf und ist damit unangefochten der größte der Welt. Die wachsende Flut an Emissionen soll der Übersichtlichkeit halber drei Gruppen zugeordnet werden:

Obligationen auf Bundesebene (zu denen die Treasury-Bonds, Treasury-Notes und ähnliche Schatzpapiere und -obligationen gehören),

Emissionen bundesstaatlicher und lokaler Behörden ("municipal bonds" genannt – in etwa mit unseren Kommunalobligationen vergleichbar) und

Anleihen von privaten Unternehmungen und von ausländischen Emittenten.

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Autor: Bert H. Deiters - Experte für Futures bei GodmodeTrader.de

Bert H. Deiters studierte Wirtschaftswissenschaften in Essen, ist European Merchant und Futures- und Options-Broker nach US-amerikanischem Recht (National Commodity Futures Exam der NFA) sowie Honorardozent für Finanzwirtschaft. Nach seinem Studium spezialisierte er sich im Bereich des Investmentbanking auf die Analyse und das Management von Finanzderivaten sowie den Handel mit Futures und Optionen und ist dort derzeit in unabhängiger Beratungsfunktion sowohl für private Investoren als auch für Finanzdienstleistungsunternehmen tätig.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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