Kommentar
12:33 Uhr, 07.11.2007

Die Geldpolitik wird schwieriger

1. Der EZB-Kompass: Der bei 50 Punkten neutrale EZB-Kompass stieg im Oktober auf 72 Punkte nach 69,5 Punkten im Vormonat. Der Kompass befindet sich damit auf dem höchsten Stand seit Juli 2006. Sowohl die monetäre Säule (konstant bei 95,3 Punkten) als auch die wirtschaftliche Säule (64,2 nach 60,9 Punkten) sprechen für ein restriktives Zinsniveau. Bei beiden Säulen erwarten wir für die nächsten sechs Monate eine etwas rückläufige Tendenz.

2. Ausschlaggebend für den Anstieg des EZB-Kompass waren ausschließlich die Inflationsdaten. Die Konjunkturindikatoren wie das Economic Sentiment haben sich dagegen spürbar abgeschwächt und deuten auf ein eher schwächeres viertes Quartal hin. Wir sehen darin aber nicht den Auftakt einer lang anhaltenden Schwäche, sondern eher eine temporäre Belastung. Folglich bereitet uns die konjunkturelle Entwicklung geringere Sorgen als die Inflationsentwicklung. Vor allem die Zunahme der Lohnstückkosten sehen wir sehr kritisch. Offizielle Daten zu den Lohnstückkosten werden in Euroland leider mit einer großen zeitlichen Verzögerung veröffentlicht, sodass wir stark auf eigene Prognosen angewiesen sind. Diese haben wir nun erneut nach oben revidieren müssen und erwarten nun Anstiege von 2,0 % yoy und 2,3 % yoy im dritten bzw. vierten Quartal 2007. Zu befürchten ist, dass die gegenwärtige konjunkturelle Dämpfung und der Anstieg des Euro nicht ausreichend schnell und stark die sich aus der Lohnentwicklung ergebenden Inflationsgefahren kompensieren.

3. Hohe Inflationsraten und konjunkturelle Belastungen stellen für die EZB zwar kein Dilemma dar, da sie den eindeutigen Auftrag hat, die Inflationsbekämpfung zu bevorzugen. Sie machen die Geldpolitik aber schwieriger und politische Unterstützung für ihre Arbeit zu erhalten, fast unmöglich. Wir bleiben deshalb bei unserer Einschätzung, dass die Leitzinsen die nächsten Monate konstant bleiben und ab Frühjahr eher mit Zinserhöhungen als -senkungen zu rechnen ist.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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