Die ganze Welt in einem einzigen Zertifikat

Aktiv gemanagte Anlage-Produkte haben es derzeit schwer, kehren doch viele enttäuschte Anleger diesen deutlich teureren Papieren immer mehr zugunsten einfach gestrickter und dafür weitaus kostengünstigerer Indexfonds den Rücken. Der Grund liegt auf der Hand. Aktive Produkte haben im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise durch ihre häufig sehr schlechte Performance die Chance verpasst, endlich zu zeigen, worin ihr Mehrwert eigentlich steckt. In welch anderem Umfeld wäre dies wohl besser möglich gewesen als in diesem, auch wenn aufgrund des Ausmaßes der Krise natürlich viele Asset-Klassen in ähnlicher Weise abgestraft wurden?

Die Chris Andrews Financial Partners GmbH (CAFP) hat im August über die Emission eines neuen Zertifikates den Versuch gestartet, dem Privatanleger eine umfassende Vermögensanlagestrategie in einem einzigen Produkt anzubieten. Als Emittent fungiert dabei die Lang & Schwarz Wertpapierhandelsbank AG. Das Papier bezieht sich auf den sogenannten Welt Strategie-Index (WSI), dessen Zusammensetzung laut Produktbeschreibung „für jedermann nachvollziehbar und auf die wichtigsten Anlageklassen und –schwerpunkte der Welt ausgerichtet“ sein soll. Dabei kommen mit Aktien, Renten und Rohstoffen die drei wichtigsten Asset-Bereiche in unterschiedlicher Gewichtung zum Einsatz, wobei jeweils für neun Anlageschwerpunkte die passenden Wertpapiere ausgewählt werden.

Bezogen auf die anfängliche Ausstattung sind dies im Aktiensektor der DAX Performance-Index (6%), sowie die entsprechenden Kurs-Varianten von Euro STOXX 50 (15%), Dow Jones Industrial Average (15%) und Nikkei 225 (6%). Dass neben den etablierteren Volkswirtschaften auch wichtige Emerging Markets nicht zu kurz kommen, zeigt das Exposure im chinesischen HSCEI (10%) und im DBIX India Euro Market Total-Return-Index (8%). Der Rentenbereich wird abgedeckt durch eine festverzinsliche Anlage im eb.rexx money market TR-Index. Außerdem kommen noch die beiden wichtigsten Rohstoffe Erdöl und Gold mit einem Anteil von zehn Prozent hinzu.

Die neun Einzelindexbestandteile geben dabei allerdings nur den Rahmen als Vergleichsmaßstab vor. Denn das Management versucht durch die Investition in entsprechende strukturierte Produkte wie Bonus- und bei fallenden Märkten auch Reverse-Bonus-Zertifikaten die Gewinnwahrscheinlichkeit zu erhöhen und dadurch eine Outperformance gegenüber der jeweiligen Benchmark zu erzielen. Für diesen aktiven Einsatz wird eine jährliche „Index-Handling“-Gebühr von 0,5 Prozent in Abzug gebracht, die sich im Falle einer tatsächlichen Besserentwicklung zusätzlich um eine Performancefee von 20 Prozent erhöht. Die Laufzeit des Papiers ist nicht begrenzt.

Der BörseGo Tipp:
Das neue WSI-Zertifikat fordert eine breit aufgestellte Index-Benchmark ganz offen zum Zweikampf heraus, indem es mit einem Griff in den Zertifikate-Baukasten dagegen hält, der auch die Zuhilfenahme von Short-Produkten erlaubt. Die Zeit wird zeigen, wer tatsächlich die Nase vorn hat. Die gerade für Zertifikateverhältnisse störende Outperformancegebühr wird bei einem ansonsten nur geringen Grundobulus auch nur im Erfolgsfalle erhoben. Anleger sollten auch das bereits bei der Produktvorstellung von CAFP angesprochene Emittentenrisiko genau abschätzen.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview