Die „Fahnenstange“ hat einen Knick bekommen

Eine alte Börsenweisheit, die jeder Anleger kennt, lautet: „The trend is your friend“. Wer dieser Strategie folgen möchte, wird sich bei der Aktienauswahl in seinem Depot wohl unweigerlich auf solche Werte konzentrieren, die sich in der jüngsten Vergangenheit besonders gut entwickelt haben und insofern gegenüber der jeweils zugrundeliegenden Benchmark eine hohe relative Stärke aufweisen. Um dabei immer „up to date“ zu bleiben, muss das Portfolio aber relativ häufig komplett umgeschlagen werden, wenn sich der Trend wieder ändert und andere Werte in den Blickpunkt treten, was vom Anleger wiederum ein hohes Maß an Research verlangt und zudem auch zwangsläufig mit entsprechenden Trankaktionskosten für den jeweiligen Aktientausch verbunden ist. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Psyche des Investors, die den Anleger vielfach dazu verleitet, Gewinne nicht entsprechend lange laufen zu lassen bzw. Verluste zu begrenzen. Auch dabei handelt es sich um eine alte Börsenregel bzw. deren fehlerhafte Umsetzung.

Das Börsenmagazin „Der AKTIONÄR“ hat deshalb bereits im Jahre 2003 ein Modell entwickelt, das völlig frei von emotionalen Bindungen und fundamentalen Gesichtspunkten rein quantitativ die Anlageentscheidungen trifft. Der Ansatz nennt sich TSI und steht für Trend-Signale-Indikator. Er verfolgt das Ziel, besonders trendstarke Aktien herauszufiltern. 2006 wurde der Ansatz von der Deutschen Bank aufgegriffen und in drei entsprechende TSI-Endlos-Zertifikate gepackt, die eine 1:1-Partizipation am jeweiligen Basiswert ermöglichen. Die beiden ersten Produkte übertragen das Modell auf den sogenannten H-DAX, der die Aktien aus DAX, TecDAX und MDAX umfasst. Das dritte Papier unterzieht die Werte des Nasdaq-100 dem systematischen Auswahlmechanismus, auf dessen erster Stufe die wöchentliche Bestimmung des TSI-Faktors steht. Dabei erfolgt die Berechnung auf Basis verschiedener, besonders gewichteter gleitender Durchschnitte. Aus den daraus gewonnenen Werten wird dann eine Rangliste erstellt mit der Aktie, die den höchsten TSI-Faktor enthält, an der Spitze. Anfänglich wurden die sechs besten Werte in den jeweiligen Index aufgenommen. Eine spätere Anpassung wird nur dann vorgenommen, wenn eine der bestehenden Positionen schlechter als das erste Viertel der Rangliste abschneidet. Die Maximalgewichtung eines Titels wird dabei auf 40 Prozent begrenzt, um ein zu hohes Klumpenrisiko auszuschließen. Für die Umsetzung der Strategie wird eine Managementgebühr von 1,8 Prozent (0,15 Prozent p.a.) vom Indexwert in Abzug gebracht, wobei die Dividenden angerechnet werden.

Den „Star“ unter dem TSI-Trio bildet zweifellos das Papier Nummer 2, das sich wie schon die erste Auflage auf die Werte des H-DAX bezieht. Die Wertentwicklung ging mit den stark ansteigenden Indices in den vergangenen sechs Monaten auf dem aktuellen Niveau hier sogar um rund 90 Prozent nach oben. Das ist auch kein Wunder, enthält die Zusammensetzung doch neben der stark angestiegenen Aixtron-Aktie weitere Kursraketen der vergangenen Monate wie Infineon und Dialog Semiconductor. Aus dem MDAX kam zuletzt auch ProSiebenSat.1 Media hinzu. Seit den deutlichen Kurseinbrüchen der vergangenen Woche, hat die aufgebaute „Fahnenstange“ nach wochenlangen Höchstkursen allerdings einen deutlichen Knick nach unten bekommen, was eine große Gefahr bei weiteren Korrekturen darstellt, da in der momentanen Marktsituation gerade bei den besonders gut gelaufenen Titeln Kasse gemacht wird. Die exorbitant starke Entwicklung seit Juni könnte sich insofern sogar als Bumerang erweisen. Sollte der Aufschwung an den Börsen aber allen charttechnischen Warnungen zum Trotz dennoch weitergehen, dürften die Kursrückgänge allerdings ebenso schnell wieder aufgeholt werden.

Der BörseGo Tipp:
Die TSI-Strategie wirkt speziell in positiv laufenden Märkten quasi wie ein Hebel, wobei die geringe Aktientiefe auch ein gewisses Klumpenrisiko darstellt. Auf der anderen Seite kann eine entsprechende Qualität der ausgewählten Aktien vorausgesetzt, auch in Abwärtsphasen eine Outperformance gegenüber der Benchmark erzielt werden, wenn sich die relative Stärke durchsetzt. So steht das TSI 2 Zertifikat auf Jahressicht immer noch mit einem Plus von über 28 Prozent da. Auf Basis der letzten drei Jahre konnte sogar ein Zugewinn von fast 113 Prozent erzielt werden. In der aktuellen Marktphase besteht aber durchaus die Gefahr eines stärkeren Abverkaufs der aufgelaufenen überproportionalen Gewinne der vergangenen Monate.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate